Der Weltraum. Unendliche Weiten. Wir befinden uns in einer fernen Galaxie… Wobei – so fern ist sie eigentlich gar nicht. Zumindest nach kosmischen Maßstäben. In 31,2 Lichtjahren Entfernung zur Erde, im Sternbild Schwan, umkreist ein Planet seinen Stern, der der Erde so ähnlich sein könnte wie kein anderer bisher entdeckter Planet. Sein Name: Wolf 1069b.
Diana Kossakowski und ihr Team vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg haben diesen erdähnlichen Planeten entdeckt. Es sei eine „enorme internationale gemeinschaftliche Teamleistung zwischen Deutschland, Spanien und den USA“ gewesen – ohne die die Entdeckung gar nicht möglich gewesen wäre, sagt Diana Kossakowski. „Gemeinsam sind wir stärker!“
Jeder hat sein eigenes Fachwissen eingebracht. Das Feld der Astronomie ist eine Gemeinschaftsarbeit. Wir sind viele, die das gleiche Ziel verfolgen – nämlich die Jagd nach weiteren spannenden Planeten da draußen fortzusetzen.

Astronomie Heidelberger Forschungs-Team entdeckt lebensfreundlichen Planeten
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Forscher*innen des Max-Planck-Instituts für Astronomie in Heidelberg haben einen lebensfreundlichen Exoplaneten entdeckt. Er ist nun einer der 20 aussichtsreichsten Kandidaten für außerirdisches Leben. Denn ein Magnetfeld, eine Atmosphäre und dadurch geeignete Temperaturen sind denkbar.
Was macht den Planeten Wolf 1069b erdähnlich?
Als Erdzwilling würde Diana Kossakowski den Planeten nicht bezeichnen: „Sagen wir mal, sie sind Geschwister: ähnliche Größe, Masse und Temperatur.“ Wolf 1069b umkreist seinen Stern Wolf 1069 aber in viel geringerem Abstand als die Erde die Sonne. Das hat zur Folge, dass eine Umrundung von Wolf 1069 nur 15 Tage dauert. Somit ist ein Wolf-1069b-Jahr so lange wie zwei Wochen auf der Erde.
Und es gibt laut Kossakowski noch einen entscheidenden Unterschied zwischen Wolf 1069b und der Erde: „Vermutlich ist der Planet seinem Stern immer mit derselben Seite zugeneigt“, erklärt die Wissenschaftlerin. Das bedeutet: „Ewiger Tag auf einer Seite und ewige Nacht auf der anderen.“ Diese Entdeckung lässt auch eine Planeten-Entdeckerin demütig werden: „Es zeigt uns einfach, wie einzigartig unsere Erde wirklich ist und wie wichtig es ist, diese Einzigartigkeit zu schützen.“
Ist Wolf 1069b der einzige möglicherweise bewohnbare Planet?
Neben Wolf 1069b gibt es zurzeit noch fünf andere Planeten, die als für Menschen bewohnbar in Betracht kommen könnten. Sie alle haben die Masse der Erde und liegen in einer Entfernung zu ihrem Stern, die als „habitable Zone“ bezeichnet wird – also eine Zone, die menschliches Leben möglich machen würde. Die Planeten, die noch näher an der Erde liegen als Wolf 1069b, heißen Proxima Centauri b, Gliese 1061d, Teegardens Stern c und Gliese 1002 b und c.
Warum heißt der entdeckte Planet Wolf 1069b?
„Wolf 359b wäre sicher cooler gewesen“, sagt Entdeckerin Kossakowski – als Anspielung auf Star Trek. In der Serie findet im Jahr 2367 die erste direkte Schlacht zwischen der Sternenflotte und der Zivilisation der Borg statt – in der Nähe des Planeten Wolf 359.
„Leider ist es nicht so, dass wir als Astronom:innen eine Abstimmung haben und uns einigen, wie ein Stern benannt werden sollte“, sagt Kossakowski. Der Name stamme einfach aus einem Sternen-Katalog: „Langweilig, ich weiß.“
Das b im Namen bezeichne den Planeten, der sich am nächsten an einem Stern befindet, „dann c, d und so weiter“. Unsere Erde könne man „dann als Sonne d bezeichnen“.
Fun Fact: Der Stern Wolf 1069 trägt seinen Namen, weil er 1920 von Max Wolf aus Heidelberg katalogisiert wurde – dem Gründer und ersten Direktor der Landessternwarte auf dem Königstuhl in Heidelberg. „Die Wissenschaft hat eine vollständige Schleife in Heidelberg gemacht: Wolf hat hier den Stern katalogisiert, wir den ersten Planeten, der um ihn kreist.“
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War die Entdeckung von Wolf 1069b Zufall?
Das Team von Diana Kossakowski hatte einen Insider-Tipp bekommen, dass möglicherweise ein Planet um diesen Stern kreisen könnte. „Zu diesem Zeitpunkt war das aber nur Spekulation – bis wir aus Zufall über den Planeten gestolpert sind“, sagt Kossakowski.
Wir konnten es nicht glauben, dass wir einen erdähnlichen Planeten in der bewohnbaren Zone in unseren Daten entdeckt haben. Das war pure Aufregung!
Das Wichtigste zuerst: Könnten auf Wolf 1069b Alpakas leben?
„Auf jeden Fall“, sagt Kossakowski. Und nicht nur Alpakas: „Zum Glück könnten wir alle unsere Lieblingskuscheltiere mitnehmen“, denn das Klima auf dem Planeten ist ähnlich wie auf der Erde – es herrschen dort wohl Temperaturen zwischen minus 20 und plus 10 Grad. Perfekt für Alpakas und andere Fellnasen.
Kann man auf Wolf 1069b einen Gemüsegarten anlegen?
Das sollte möglich sein, sagt Kossakowski, denn die Temperatur auf dem Planeten ist fast ähnlich wie bei uns in Deutschland. „Deswegen kann eine Fülle von Gemüsen geerntet werden, die uns bereits vertraut sind. Kartoffeln, Karotten, Brokkoli, Spinat, Lauch, Zwiebeln, Rote Beete und vieles mehr.“ Aber es könne durchaus sein, dass wir deswegen auf beliebte tropische Früchte wie Bananen, Ananas oder Guaven verzichten müssten.
Einzige Voraussetzung für den Garten auf Wolf 1069b: Der Planet müsste ähnlich wie die Erde eine Atmosphäre haben. „Dann könnte die Temperatur dort auf bis zu 13 Grad ansteigen – durch den natürlichen Treibhauseffekt.“
Gibt es Wasser auf Wolf 1069b?
Eine weitere nicht ganz unwichtige Voraussetzung für den erfolgreichen Anbau von Obst und Gemüse auf dem Exoplaneten wäre Wasser. Ob es das auf Wolf 1069b gibt, ist nicht klar. Das wollen die Forscher aber herausfinden.
„Entweder kann das aus der Ferne durch ein zurzeit noch nicht so weit entwickeltes Teleskop in den nächsten 10, 20 oder 30 Jahren bestätigt werden – oder wir suchen vor Ort mit unseren eigenen Augen“, sagt Kossakowski. Dafür müsste aber ein Raumschiff mit Lichtgeschwindigkeit entwickelt werden. Wie es auch kommt: Die Astronomen nehmen, was schneller entwickelt ist.
Könnte uns die Sonne auf Wolf 1069b mit genug Vitamin D versorgen?
Der Stern Wolf 1069 ist eine Sonne, die zumindest genug Kraft hätte, unseren Vitamin-D-Haushalt am Laufen zu halten. Aber: „Es hängt davon ab, auf welcher Seite wir stehen“, sagt Kossakowski.
Denn Wolf 1069b zeigt immer mit derselben Seite zu seinem Stern – so wie wir auf der Erde auch immer dieselbe Seite des Mondes sehen. „Hoffentlich sind wir klug und entscheiden uns für die bequemere, sonnigere Seite, auf der es uns definitiv nicht an Vitamin D mangeln würde.“
Wie sehen denn die Sonnenauf- und -untergänge auf Wolf 1069b aus?
Die gibt es dort nicht so, wie wir sie kennen. „Entweder bekommen wir immer Sonne oder wir leben komplett im Dunkeln.“ Aber es gäbe Dämmerungszonen – dort wäre dauerhaft Sonnenauf- oder -untergang. Kossakowski ist dafür, den Begriff Sonnensitz zu benutzen: „Das wäre dann doch der beste Ort für ein romantisches Date!“
Wären wir auf Wolf 1069b alle leichter?
Da der Planet ungefähr genauso groß wie die Erde ist, aber etwas mehr Masse hat, wären wir sogar schwerer als auf der Erde. „Vermutlich würden wir dadurch von Generation zu Generation ein bisschen kleiner werden – aber wahrscheinlich auch eventuell leichter“, sagt Kossakowski.
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Weiß Elon Musk schon von dem Planeten?
Diana Kossakowski ist sich sicher, dass der Milliardär und Raumfahrer schon etwas von Wolf 1069b gehört hat – immerhin ist er Besitzer des Kurznachrichtendienstes Twitter. „Sein aktuelles Ziel ist derzeit der Mars – aber wer weiß, ich würde die Möglichkeit nicht komplett ausschließen, dass er sich auf den Weg zu Wolf 1069b macht. Vielleicht sollten wir ihn davon überzeugen.“
Drei Gründe für ein Leben auf Wolf 1069b
Um auf Wolf 1069b zu leben, müsste man von der Erde aus etwa 296.400.000.000.000 Kilometer reisen. Selbst mit der Geschwindigkeit eines Space Shuttle von knapp 30.000 Kilometern pro Stunde würde die Reise fast 10 Milliarden Jahre dauern.
Was würde die Entdeckerin von Wolf 1069b also veranlassen, eine so lange Reise auf sich zu nehmen, um auf ihrem Planeten zu leben? „Ein Jahr auf Wolf 1069b dauert ungefähr 15 Tage. Das heißt, ich würde meinen 100. Geburtstag schon in vier Erdenjahren erreichen“, schwärmt Kossakowski.
Außerdem macht ihr das Wetter in Heidelberg offenbar ein bisschen zu schaffen: „Wenn wir auf der sonnigen Seite bleiben, dann können wir den deutschen Winter sicher vermeiden“, wäre ein weiterer Grund für Diana Kossakowski, auf Wolf 1069b auszuwandern.
Und auch das Hobby darf für die Astronomin nicht zu kurz kommen: „Aufgrund des ewigen Tages und der ewigen Nacht können starke Winde entstehen, also perfekte Bedingungen für Kitesurfing.“