Er kann sich nach der vorzeitigen Entlassung aus dem Gefängnis wieder frei bewegen. Und Boris Becker hat seine wiedererlangte Freiheit dazu genutzt, ein ausführliches Interview zu geben. Wie vieles, was der ehemalige Weltklasse-Tennisspieler tut und sagt, hat auch das Interview polarisiert. Das Posting der Woche von Anno Wilhelm.
Boris Becker im Interview
Boris Becker war Ende April von einem Gericht in London zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden, weil er Teile seines Vermögens in seinem Insolvenzverfahren nicht ordnungsgemäß angegeben hatte. Nach siebeneinhalb Monaten hinter Gittern wurde er früher entlassen. Der Rest seiner Haftstrafe verfällt. Grund ist ein spezielles Entlassungs- und Abschiebungsprogramm für ausländische Häftlinge.
In seinem ersten öffentlichen Auftritt seit seiner Haftentlassung bekannte sich Boris Becker erstmals deutlich zu seiner Schuld. „Natürlich war ich schuldig“, sagte er im SAT.1-Interview.
Vorzeitig aus der Haft entlassen Boris Becker ist wieder frei
Ex-Tennisstar Boris Becker saß in einem britischen Gefängnis – und hätte da auch eigentlich noch ein halbes Jahr bleiben müssen, bevor er auf Bewährung raus gedurft hätte. Jetzt durfte er vor Weihnachten aber doch schon raus.
Ein Häftling wollte Boris Becker umbringen
Der Ex-Tennisprofi erzählte von zwei Situationen, die lebensgefährlich gewesen seien. Im ersten Gefängnis Wandsworth habe ein Mithäftling ihn erpressen wollen – doch andere Mitgefangene hätten ihn beschützt. Auch im Gefängnis Huntercombe, wo er den Großteil seiner Haft verbrachte, habe ihn ein Mitinsasse bedroht.
Da hatte ich mal wirklich eine heftige Auseinandersetzung mit einem Häftling, der wollte mich umbringen. (...) Der wollte mir an die Wäsche und hat mir auch verbal erklärt, was er mit mir machen will. Er hat am Tag danach um Vergebung gebeten, sich vor mir auf den Boden geworfen, meine Hand geküsst.
Die Tennis-Legende hat sich verändert
Boris Becker sah in dem Interview mit Moderator Steven Gätjen deutlich schlanker aus. Die Haarfarbe war etwas dunkler als früher. „Ich hab natürlich sehr viel Gewicht verloren. Ich bin mit 97 Kilo ins Gefängnis gekommen und hatte dann mal knapp 90 Kilo.“
Er fügte hinzu: „Ich hab zum ersten Mal in meinem Leben Hunger gefühlt, also bin hungrig ins Bett gegangen. Ich dachte, dass ich mit 54 Jahren schon alles erlebt habe, aber das war neu.“ Im Gefängnis habe er keinen Alkohol getrunken, nicht geraucht und sehr wenig gegessen.
SWR3-Redakteurin Janine Beck hat sich das Interview angesehen. In der SWR3 Morningshow berichtet sie, wie es auf sie wirkte:

Nachrichten SWR3 Morningshow: Das Boris-Becker-Interview
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SWR3-Redakteurin Janine Beck erzählt, wie das Interview auf sie wirkte.
Boris Becker weint, als er über seine Freundin spricht
Seine Partnerin Lilian De Carvalho Monteiro saß im SAT.1-Interview mit im Studio. Boris Becker war sehr emotional, als er von ihr redete. Der Tag seiner Verurteilung am 29. April sei ihr Geburtstag gewesen. Sie habe stets zu ihm gehalten. „Ich hatte nicht einen Moment, wo ich das Gefühl hatte, da bricht jetzt was auseinander oder sie verliert die Geduld oder die Lust oder die Liebe“, sagte Becker. Auch die Beziehung zu seinen älteren Kindern Noah, Elias uns Anna sei während der Haft enger geworden.
Ich glaube, ich habe den Menschen in mir wiederentdeckt, der ich einmal war. Ich habe eine harte Lektion gelernt. Eine sehr teure. Eine sehr schmerzhafte. Aber das Ganze hat mich etwas Wichtiges und Gutes gelehrt. Und manche Dinge passieren aus gutem Grund.
Jürgen Klopp durfte Boris Becker nicht im Knast besuchen
Der Fußballtrainer wollte Boris Becker im Gefängnis besuchen, aber wurde von den Behörden abgelehnt. „Jürgen darf dich nicht besuchen, weil der ist zu bekannt. Wir haben Angst um seine Sicherheit, und wir wollen den Rummel nicht“, gab Becker das Gespräch wieder. Mut und Kraft habe er aus zahlreichen Briefen geschöpft, die ihm Fans und Bekannte schickten.
Sushi und Bier in Heidelberg
Boris Becker erzählte von seinen ersten Tagen auf freiem Fuß. Nach seiner Landung in Stuttgart kam er bei Freunden nahe Heidelberg unter. „Ich habe dann mein erstes Bier getrunken und – glaube mir – das war das beste Bier in meinem Leben.“ Das erste Essen in Freiheit sei Sushi, Sashimi und Miso-Suppe gewesen.