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Axel Wagner
Manuel Gerber
REDAKTEUR/IN
Niels Waibel
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Mirja Raff
Mirja Raff (Foto: SWR3)

Es klingt zu schön um wahr zu sein: Mitten in SWR3Land entlang des Oberrheins soll es ein riesiges Lithium-Vorkommen geben. Das „weiße Gold“ für E-Mobilität, Akkus und Energiewende. Gefördert werden soll es umweltfreundlich mit Tiefengeothermie. Doch die Geothermie ist wegen möglicher Erdbeben sehr umstritten und Bürgerinitiativen laufen Sturm!

Lithium ist weltweit heiß begehrt. Es ist DER Rohstoff der Mobilitätswende und ausgerechnet mitten in SWR3Land, genauer gesagt am Oberrhein, gibt es ein riesiges Vorkommen. Vulcan Energy Resources, eine global agierende, börsennotierte Firma, will es jetzt aus der Tiefe holen – mittels Tiefengeothermie. Das soll viel umweltschonender ablaufen als zum Beispiel in Südamerika, wo bisher im großen Stil Lithium gefördert wird. Vulcan Energy hat die ersten fünf Jahre der Produktion verkauft, milliardenschwere Investoren an Bord – es herrscht Goldgräberstimmung!

Riesiges Lithium-Vorkommen am Oberrheingraben

Lithium zu bekommen ist jedoch sehr mühsam. Bisher importieren wir es primär aus Südamerika, genauer dem Südamerika-Dreieck Argentinien, Chile und Bolivien. Doch damit könnte bald Schluss sein, denn Lithium liegt bei uns um die Ecke und zwar zwischen Basel und Karlsruhe, am so genannten Oberrheingraben.

Das Lithium befindet sich in vier Kilometern Tiefe unter unseren Füßen im heißen Thermalwasser.

Lithium ist im Thermalwasser gebunden und am Oberrheingraben wurde es ganz zufällig entdeckt, als Geologen über Geothermie Wasserproben dort entnommen und geschaut haben: Was ist denn in dem Wasser überhaupt drin? Und siehe da, es zeigte sich, dass Lithium drin ist – der Rohstoff der Energiewende.

Chancen durch die Lithiumgewinnung

Das gefundene Lithiumfeld am Oberrheingraben ist rund dreihundert Kilometer lang und befindet sich eben in vier Kilometern Tiefe. Es würde vermutlich den gesamten deutschen Bedarf bis auf Jahre decken und 25 Prozent des europäischen Bedarfs.

In Deutschland gibt es ungefähr 50 Millionen Autos. Wenn das alles E-Autos werden sollen, dann braucht es umgerechnet 500 Tausend Tonnen Lithium allein für die deutsche Produktion.

Deswegen ist dieses Feld natürlich ein großer Schatz. „Mit den Zahlen bin ich mir noch nicht so ganz sicher, wie weit da der Weltmarkt bedient werden kann, aber es ist eine erhebliche Menge an Lithium, die man herausholen könnte“, sagt Axel Wagner.

Lithium am Oberrhein soll mit Tiefengeothermie gefördert werden

Bei der Tiefengeothermie stellt man sich am besten einen vier Kilometer langen Strohhalm vor, an dem gesaugt wird. Mit dem holt man das heiße Thermalwasser nach oben, in dem das Lithium drin ist.

Lithiumförderung mit Tiefengeothermie (Foto: SWR)
Lithiumförderung mit Tiefengeothermie

Man spricht dabei von der hydrothermalen Methode. Eine hydrothermale Geothermie-Anlage besteht aus zwei Bohrungen. Eine Bohrung geht üblicherweise zwischen 2000 und 5000 Metern in die Tiefe und zapft Thermalwasser an. Das abgekühlte Thermalwasser wird dann über eine zweite Bohrung in einem geschlossenen System wieder in den Untergrund geleitet.
Es gibt auch die petrothermale Methode. Dabei wird kaltes Wasser nach unten gepresst. Das kalte Wasser kommt auf dem heißen Stein unten an, dieser wird aufgebrochen, das Wasser wird heiß und wird dann erst wieder nach oben gebracht. Diese Methode ist allerdings inzwischen in Baden-Württemberg verboten. Und das hat einen Grund…

Erdbebengefahr durch Geothermie am Oberrhein?

Die Geothermie hat ihre Schattenseiten und das spüren die Menschen in der Region: Sie sitzen teilweise in Wohnhäusern, durch deren Wände tiefe Risse gehen – aller Wahrscheinlichkeit nach ausgelöst durch Erdbeben im Zuge vergangener Geothermie-Projekte! Ob die Schäden an den Häusern von den Versicherungen bezahlt werden, ist nicht klar. Bürgerinitiativen in der gesamten Region organisieren Widerstand, die Menschen haben Angst vor dem, was da auf sie zukommt.

Risse in Häusern durch Geothermie?

Hier am Oberrheingraben, also in der Region Basel bis Karlsruhe, da kommt die Geothermie nicht so gut an bei den Leuten. In Staufen kam es zum Beispiel zu Rissen in Häusern und da haben die Leute dann gesagt: Oh je, Geothermie wollen wir nicht.

Bei den Rissen in Staufen lag laut Wagner allerdings eine andere Methode zugrunde als das, was man jetzt machen möchte zur Lithiumgewinnung. Trotzdem ist das Thema natürlich ein sehr Emotionales. Ein Geothermiekraftwerk in Frankreich sorgte zum Beispiel auch für Risse in Häusern bei Honau.

Da ist es schon verständlich, dass die Leute Angst haben und fragen: Was passiert da?

Zukunft der Lithiumgewinnung: Chance oder Risiko?

Fakt ist: die Wissenschaft lernt dazu und die Technologien entwickeln sich weiter. Kommt es zu Erdbeben oder nicht? Dieser Frage gehen die Forscher auf den Grund und sind mit ihren Antworten darauf schon recht weit. Denn mit moderner Technik lassen sich im Tiefengestein wohl Bereiche mit Thermalwasser finden, die ohne Gefahr angezapft werden können. Sensible Geosensoren sollen zudem gewährleisten, dass die Bohrungen gestoppt werden, bevor sie Schäden verursachen. Die Lithiumgewinnung durch Tiefenthermogeometrie bietet auf alle Fälle eine große Chance in der Mobilitätswende und Hoffnung auf ein Mittel gegen die Klimakrise.

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Mirja Raff (Foto: SWR3)

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