Wer die 112 wählt, rechnet mit schneller Hilfe. Aber: Bei über 160.000 Notrufen in Baden-Württemberg hat es länger als zehn Minuten gedauert, bis die Rettungsdienste auch wirklich vor Ort waren. Das hat eine exklusive SWR-Analyse im Jahr 2018 ergeben. Was du tun kannst, damit Menschen in einer Notlage schneller Hilfe bekommen, erfährst du hier.
Tipp 1: Wähle den Notruf – aber richtig
Bei Unfällen und medizinischen Notfällen wählst du besser die 112. Wer den Polizeinotruf 110 wählt, muss weitergeleitet werden. Das dauert zu lange. Das Personal der Leitstelle wird vier Fragen stellen:
- Wer ruft an?
- Wo ist der Notfall?
- Was ist passiert?
- Wie viele Verletzte gibt es?
Antworte kurz und präzise. Bei aller Aufregung solltest du versuchen, die Ruhe zu bewahren: Nachdem die wichtigsten Fragen beantwortet sind, wird dir erklärt, was du tun musst, bis die Rettungskräfte vor Ort sind.
Ein Merksatz dabei: Alles ist besser als nichts zu tun. Hab deshalb keine Angst vor einem Fehler! Entscheidend ist, dass du versuchst, die Anweisungen der Leitstelle so gut wie möglich umzusetzen.
Tipp 2: 112 wirklich nur im Notfall wählen
Der Notruf 112 ist immer richtig, wenn ich mich selbst oder andere in einer Notlage sehe. In erster Linie gilt das für dringende Notfälle.
Wer nur erkrankt ist, sollte sich an den Hausarzt wenden. Am Wochenende und in der Nacht gibt es den ärztlichen Bereitschaftsdienst. Den erreichst du unter der Telefonnummer 116117. Die Nummer gilt in ganz Deutschland.
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Polizei, Feuerwehr oder Krankenwagen? In diesen Fällen solltest du den Notruf wählen
Immer wieder hört man skurrile Geschichten, in denen die Polizei gerufen wurde. Damit dir das nicht passiert, sagen wir dir, wann du den Notruf 110 und 112 wählen solltest.
Tipp 3: Mach einen Erste-Hilfe-Kurs
Wie geht eine stabile Seitenlage? Und könnte ich im Ernstfall jemanden wiederbeleben? Kenntnisse für Erste Hilfe können Leben retten – insbesondere auf dem Land, wo der Rettungsdienst häufig längere Anfahrtszeiten hat. Alle ein bis zwei Jahre einen Erste-Hilfe-Kurs zu besuchen, senkt die Hemmschwelle, im Ernstfall tatsächlich schnell zu reagieren.
Tipp 4: Werde Ersthelfer/Ersthelferin vor Ort
Wer noch einen Schritt weiter gehen will, wird Helfer oder Helferin vor Ort oder so genannter „First Responder“. Die Leitstelle alarmiert solche registrierten Personen bei unmittelbarer Gefahr über eine App, denn leblose Menschen müssen sofort wiederbelebt werden. Vor allem auf dem Land kann die Nachbarschaft dadurch Leben retten. Sie sind innerhalb von wenigen Minuten vor Ort und können die lebensrettenden Maßnahmen einleiten.
Tipp 5: Für Einsatzfahrzeuge stehen bleiben und eine Rettungsgasse bilden
Klingt banal, macht aber einen großen Unterschied: Der Rettungsdienst ist schneller am Ziel, wenn im Straßenverkehr alle Rücksicht nehmen und eine Rettungsgasse bilden. In der Stadt sollte man zur Seite fahren und stehen bleiben, wenn ein Rettungswagen mit Blaulicht und Sirene kommt.
Immer noch nicht kapiert? So funktioniert die Rettungsgasse
In 80 Prozent aller Fälle funktionieren Rettungsgassen nicht. Das hat eine Umfrage der DRK herausgefunden. Dabei kann die Rettungsgasse für Unfallopfer lebenswichtig sein. Hier ist der Rettungsgassensong und alle wichtigen Infos für Stausteher.
Auf größeren Straßen muss beim einem Rückstau eine Rettungsgasse gebildet werden. Und das nicht erst, wenn der Rettungswagen in Sichtweite ist! So können die Einsatzkräfte ohne Verzögerungen zum gemeldeten Unfall durchkommen. Die Regel: Links fährt nach links, alle anderen fahren nach rechts. Eine zügig gebildete Rettungsgasse kann tatsächlich Leben retten.