STAND
AUTOR/IN
Lea Kerpacs
Lea Kerpacs: Website-Redakteurin bei SWR3 (Foto: SWR3, Niko Neithardt)

„Glücksspiel kann süchtig machen“ – viel zitiert. Das Jahrbuch Sucht zeigt: Das gilt auch für Sportwetten. Kann man mit Wissen wirklich Gewinn machen und wie riskant ist das Spiel? Das klären wir hier.

Fußball, Bier, Chips und nebenher Sportwetten am Smartphone?

Ja, warum denn nicht? Ein paar Euro auf den eigenen Lieblingsverein zu setzen, ist im Geldbeutel zu verkraften und der Einsatz steigert vielleicht sogar den Nervenkitzel beim Spiel. Wer schießt das nächste Tor, wie geht das Spiel aus, wie viele Eckbälle wird es geben? Das Konzept ist simpel und kommt an.

Jahrbuch Sucht 2023 notiert drastische Entwicklung

53,4 Milliarden Euro wurden laut dem Jahrbuch Sucht 2021 mit legalem Glücksspiel umgesetzt. Zum Vergleich: Das ist ein höherer Umsatz als Aldi und Netto gemeinsam erwirtschaftet haben. Der Anteil der Sportwetten hat sich dabei mehr als vervierfacht und erreichte 2021 fast die 10 Milliarden Euro. Mehr zum Jahrbuch Sucht gibt es bei Newszone von DasDing:

Sucht Kippen und Alkohol: Deutsche rauchen und trinken weniger, ABER...

Trotzdem sind die Zahlen noch auf einem ziemlich hohen Niveau. Deutschland ist weiter ein "Hochkonsumland".

Die DASDING Morningshow DASDING

Der Reiz ist scheinbar offensichtlich: Hat man mit Vorwissen und ordentlicher Vorbereitung nicht höhere Chancen als bei bloßem Zahlenraten auf einem Lottoschein? Und bei welchem Anbieter habe ich die besten Chancen? Deshalb werden bei Google auch direkt diese Fragen vorgeschlagen:

  • Wer ist der beste Wettanbieter?
  • Kann man mit Wetten Geld verdienen?
  • Welche Wettanbieter sind seriös?

Tobias Hayer ist Glücksspielforscher. Er er erzählt im SWR3-Interview, warum und für wen das scheinbar harmlose Hobby schnell zur Sucht werden kann.

Wie hoch ist die Suchtgefahr bei Sportwetten?

Unter den verschiedenen Arten von Glücksspiel sind laut der Landesfachstelle für Glücksspielsucht NRW die Sportwetten mit die riskanteste Form: Über die Hälfte der Personen, die auf Sportevents wetten, haben mindestens ein problematisches Glücksspielverhalten; teilweise sogar eine ausgeprägte Sucht. Dazu passt die Erfahrung von Tobias Hayer bei Hilfsangeboten für Glücksspielsüchtige: „Wir sehen bei den Betroffenen, die im Hilfesystem ankommen, dass ein stetig steigender Anteil Probleme mit Sportwetten hat.“ Außerdem kann er einen ganz typischen Weg von Betroffenen in die Sucht beschreiben:

  • Man beginnt mit einer Wette auf den Lieblingsverein und gewinnt. Vielleicht, weil man sich gut auskennt?
  • 💰
    Es wird an den Gewinn angeknüpft und man setzt riskanter, um mehr zu gewinnen.
  • 🔄
    Manchmal ist ein Gewinn dabei, manchmal verliert man. Vor allem spielt man aber häufiger und regelmäßiger.
  • 👿
    Eine Abwärtsspirale in den typischen Sucht-Teufelskreis entsteht.

Besonders gefährlich ist die Sportwettsucht, weil der Eindruck suggeriert wird, man könne mit Wissen und Fußballerfahrung bestimmte Ereignisse voraussehen. Wenn man erstmal im Teufelskreis steckt kommt dazu, dass es eine „heimliche Sucht“ ist: Sie findet im Verborgenen statt und bringt quasi keine körperlichen Merkmale mit sich. Das macht es für das Umfeld umso schwerer, Suchtverhalten zu erkennen.

Ein weiteres Problem: Sportwetten sind 24 Stunden am Tag verfügbar, sieben Tage pro Woche. Weder andere Personen noch eine eingeschränkte Verfügbarkeiten könnten also helfen, den eigenen Umgang mit Sportwetten zu regulieren, erklärt Tobias Hayer.

Sportwetten: Worauf wird gesetzt und wer ist häufig betroffen?

Den Einstieg bietet laut Hayer in vielen Fällen in Deutschland der Fußball. Zum Schluss sagen viele betroffene sportwettsüchtige Personen: Es ist vollkommen egal, auf welche Sportart wann eine Wette platziert wird. Hauptsache wetten – und wenn es ein Ameisenrennen in Timbuktu ist.

Häufiger von einer Sportsucht betroffen sind eher jüngere Menschen, vor allem Männer. Auch der Faktor Migrationshintergrund spielt laut Hayer eine Rolle. Bei der Sportwettensucht stechen zudem Mitglieder von Sportvereinen (speziell Fußballvereinen) und Sportfans besonders hervor.

Partnerschaften mit Fußballgrößen: Sind Vereine, der DFB und Spieler zu nah dran?

Wer könnte besser für Sportwetten werben als Fußballer und Sportvereine selbst? Deshalb lächelte Usern auch lange Zeit Oliver Kahn entgegen, wenn sie ihre Sportwetten-App geöffnet haben. Sogar der Deutsche Fußballbund hat seit 2017 eine Partnerschaft mit einem der größten Abieter für Sportwetten. Diese Partnerschaft wurde trotz großer Kritik erst im April 2022 verlängert. Konkret bedeutet das: Zusicherung von Werbung auf Banden beim DFB-Pokal, im Internet, auf Sozialen Netzwerken und auf allen Drucksachen des DFB. Kritiker verurteilen das fehlende Verantwortungsbewusstsein für die Suchtgefahr, die durch die Werbung für Fans steigt.

Holger Blask, Sprecher der Geschäftsführung der DFB GmbH und Co. KG, hält dagegen und schreib in einem Pressestatement zur Verlängerung der Vertragspartnerschaft:

Gemeinsam mit bwin wird der DFB auch seine umfangreichen Bemühungen zum verantwortungsbewussten Umgang mit Sportwetten fortführen. Hierzu gehören insbesondere die DFB-Integritätsschulungen im Lizenzbereich und die Sensibilisierung gegenüber Suchtgefahren bei den Vereinen an der Basis des Fußballs. bwin mit dem Unternehmensziel, der verantwortungsvollste Wettpartner zu sein, ist gerade auch aufgrund dieser Ausrichtung der ideale Partner.

Spielsucht: Gesetz für Sportwetten

Oliver Kahn darf inzwischen nicht mehr für Sportwetten werben. Grund dafür ist ein Gesetz, das 2021 verabschiedet wurde: Der Glücksspielstaatsvertrag verbietet nämlich genau das. Aktive Sportlerinnen und Sportler sowie Funktionärinnen und Funktionäre dürfen keinen Werbung mehr für Sportwetten machen. So soll das Bewusstsein für die Suchtgefahr bei jungen Menschen geschärft werden.

Weiterhin erlaubt wird aber Werbung auf Banden und Trikots sein. Vor allem die Werbung auf Trikots wird kritisiert, da diese auch als Fanartikel an Minderjährige verkauft werden. Sie dürfen gesetzlich noch nicht an Glücksspielen teilnehmen.

Hilfsangebote für Betroffene von Sportwettensucht

Der Gangster, der Junkie und die Hure - Maximilian Pollux, Nina Workhard und Roman Lemke stehen vor einem Sarg (Foto: SWR3)

Der Gangster, der Junkie und die Hure Sascha Heilig: Spielfrei leben trotz Spielsucht

Dauer

Zum dritten Mal ist Sascha Heilig zu Gast. Zwei Podcast-Folgen über sein Leben mit Spielsucht haben nicht gereicht, um seine Emotionen frei zulassen, um die ganze Last an Leid, Schuld und Scham begreiflich zu machen und alle Fragen zu klären.
Nach Saschas gefürchteter Gerichtsverhandlung, einer relativ glimpflichen Strafe und der gewaltigen sozialen Ächtung in seinem kleinen Wohnort klopft er vergeblich bei seinen Eltern an, um die Insolvenz für den Friseurladen seiner unschuldigen Frau abzuwenden. Er geht acht Wochen in stationäre Therapie, lernt viel über sich selbst und versucht angesichts eines unendlich scheinenden Schuldenberges wieder einen Lebenssinn zu finden. Er will alles wiedergutmachen.
Sascha erklärt, warum sich eine stationäre Therapie für Spielsüchtige unbedingt lohnt und wieso das Bewusstmachen von Glaubenssätzen so wichtig ist. Roman will wissen: Ist ein Spielsüchtiger noch in der Lage Gesellschaftsspiele zu spielen? Und warum ist „Mensch ärgere dich nicht“ in der Therapie tabu und Boccia okay?
Maximilian bleibt in Sachen Geldbetrug durch Vertrauenspersonen sehr streng mit Sascha. Gemeinsam diskutieren sie: Wie verhältnismäßig sind Haftstrafen? Hätte Sascha ins Gefängnis gehört? Wofür ist Gefängnis überhaupt gut? Und: Sind Casinobetreiber schlechte Menschen oder machen sie nur ihren Job? Was regelt der Glückspielstaatsvertrag und wo liegen seine Defizite?
Sascha hat seine Bewährungszeit – nicht ohne Probleme – aber mit Erfolg abgeschlossen. Er hat einen Mentor gefunden, viel über Persönlichkeitsentwicklung gelernt und ist Unternehmer und Coach in Sachen Glücksspielsucht geworden. In Schulen klärt er über Handy- und Computerspielsucht auf. Jeden Tag klopft er sich von Neuem auf die Schulter, dass er spielfrei bleibt und kann seine Leiche endlich begraben.
Schreibt uns unter gjh@swr3.de
Sascha Heilig: kostenloser Ratgeber
https://www.sascha-heilig.com/ratgeber
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung – Glücksspielsucht: Was können Angehörige tun? https://www.check-dein-spiel.de/hilfe-fuer-angehoerige/was-koennen-angehoerige-tun/
Caritas – Fachstelle Glücksspielsucht
www.glueckspielsucht.de
Spielsucht: Das sind Symptome und so können Sie helfen (MDR)
https://www.mdr.de/brisant/ratgeber/spielsucht-hilfe-therapie-104.html
Therapeutensuche: https://www.therapie.de/psyche/info/ und https://www.bptk.de/service/therapeutensuche/
Hilfe nach Gewalt: https://weisser-ring.de/
Suchtberatung: https://www.dhs.de/service/suchthilfeverzeichnis
Hilfe bei Kriminalität: https://www.polizei-beratung.de/opferinformationen/

Hilfsangebote gibt es für Betroffene und Angehörige. Zum einen sind das die klassischen Suchtberatungsstellen vor Ort, zum anderen aber auch Anlaufstellen online, die die Hürde nehmen sollen, sich ein erstes Mal zu melden. Tobias Hayer betont im SWR3-Interview nochmal: „Je früher das passiert, desto besser ist die Chance auf Genesung.

Es ist übrigens auch möglich, sich selbst für Glücksspiele zu sperren. Diese Sperre gilt auch für Sportwetten und ist laut Hayer zwar ein Hilfsmittel, aber keine alleinige Lösung.

Hotline der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA):
Das Beratungsteam der BZgA ist unter der Rufnummer 0800 1 37 27 00 kostenfrei und anonym erreichbar.
Sprechzeiten: Montags bis donnerstags 10 bis 22 Uhr und freitags bis sonntags 10 bis 18 Uhr
https://www.check-dein-spiel.de/hilfe

Online-Angebote: Anlaufstellen bei Glücksspielsucht

www.gluecksspielsucht.de
www.forum-gluecksspielsucht.de
www.gluecksspielsucht-selbsthilfe.de

Unsere Quellen

Transparenz ist uns wichtig! Hier sagen wir dir, woher wir unsere Infos haben!

Auch andere Medien und Webseiten können für uns Quellen für News sein. Das sind zum Beispiel Seiten, die sich nur mit einem Themenbereich beschäftigen und deshalb Spezialisten in dem Bereich sind. Für Seiten wie hiphop.de oder raptastisch.net arbeiten zum Beispiel Musik-Journalisten, für Webseiten wie golem.de oder t3n.de Technik-Journalisten.

Auch andere Medien und Webseiten können für uns Quellen für News sein. Das sind zum Beispiel Seiten, die sich nur mit einem Themenbereich beschäftigen und deshalb Spezialisten in dem Bereich sind. Für Seiten wie hiphop.de oder raptastisch.net arbeiten zum Beispiel Musik-Journalisten, für Webseiten wie golem.de oder t3n.de Technik-Journalisten.

Auch andere Medien und Webseiten können für uns Quellen für News sein. Das sind zum Beispiel Seiten, die sich nur mit einem Themenbereich beschäftigen und deshalb Spezialisten in dem Bereich sind. Für Seiten wie hiphop.de oder raptastisch.net arbeiten zum Beispiel Musik-Journalisten, für Webseiten wie golem.de oder t3n.de Technik-Journalisten.

Die ARD - das sind zehn öffentlich-rechtlichen Rundfunksender in Deutschland zusammen. Dazu gehören zum Beispiel der SWR (Südwestrundfunk), der BR (Bayerische Rundfunk) und der WDR (Westdeutscher Rundfunk). Die ARD-Journalisten berichten in Radio, Fernsehen, Internet und über Social Media, was in ihrer Region oder auch weltweit passiert. Außerdem gibt es Redaktionen für spezielle Themen zum Beispiel die Politik in Deutschland oder Gerichtsentscheidungen in Karlsruhe oder Sendungen wie Tagesschau oder Sportschau.

Auch andere Medien und Webseiten können für uns Quellen für News sein. Das sind zum Beispiel Seiten, die sich nur mit einem Themenbereich beschäftigen und deshalb Spezialisten in dem Bereich sind. Für Seiten wie hiphop.de oder raptastisch.net arbeiten zum Beispiel Musik-Journalisten, für Webseiten wie golem.de oder t3n.de Technik-Journalisten.

Auch andere Medien und Webseiten können für uns Quellen für News sein. Das sind zum Beispiel Seiten, die sich nur mit einem Themenbereich beschäftigen und deshalb Spezialisten in dem Bereich sind. Für Seiten wie hiphop.de oder raptastisch.net arbeiten zum Beispiel Musik-Journalisten, für Webseiten wie golem.de oder t3n.de Technik-Journalisten.

Meistgelesen

  1. Relegationsspiel Live im Stream: Schafft der VfB den Klassenerhalt?

    Mit dem VfB Stuttgart hat auch SWR3Land einen Verein in der Bundesliga-Relegation: Schaffen die Stuttgarter den Klassenerhalt oder steigt der Hamburger SV nach fünf Saisons wieder auf?

  2. Frankfurt am Main

    Tragödie bei Fußballturnier in Frankfurt 15-Jähriger nach Schlägerei gestorben – 16-Jähriger in U-Haft

    Schlägerei zwischen Jugendlichen aus Berlin und Frankreich: Für einen 15-Jährigen nahm sie ein tragisches Ende. Der mutmaßliche Täter sagt, er habe es nicht gewollt.

  3. Bebra

    Kinder sprangen vom Tretboot in Badesee Teenager ertrunken: So helfen Freunde den Familien mit Spenden-Aktionen

    Zwei Familien haben ihre Kinder verloren. Wenigstens finanziell soll es bei den Familien nicht eng werden, deshalb sammeln Freunde Geld. Über allem steht aber die Frage: Warum sind die Teenager ertrunken?

  4. Straßburg

    Heftige Proteste: „Kopf ab“, „Antichrist“ Poledance in der Kirche – umstrittener Auftritt in Straßburg

    Allen Protesten zum Trotz hielt eine protestantische Gemeinde in Straßburg an ihrem Kulturprogramm fest: Ein Poledancer trat in ihrer Kirche zu einer italienischen Oper auf.

  5. Liveblog: Der Krieg in der Ukraine Nato will Ukraine erst nach dem Krieg aufnehmen

    Russland versucht weiter, die Ukraine einzunehmen. Der Krieg hat auch Auswirkungen auf Europa und die ganze Welt. Alle Infos dazu.

  6. Wageninneres zerlegt Bär sperrt sich in Auto ein – Video zeigt witzige Befreiungsaktion

    Wie der Schwarzbär in diese Lage geraten ist, zeigt das Video leider nicht. Wie zwei Ordnungshüter ihn befreit haben, ist aber spektakulär.