Frauen, lasst mal los!
Die Schweizer Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm sagt im SWR3-Interview mit Nicola Müntefering, dass Frauen oft selbst das Problem seien. Sie wollten die Kontrolle behalten und könnten nicht loslassen. Dabei bräuchten Männer eine längere Leine:
Mütter müssen mehr die Hauptverantwortung und die Überzeugung abgeben, dass nur sie wissen, wie man genau Familie und Kinder betreut.
Ansonsten hätten Männer gar keine Chance, sich mehr zu engagieren. Wenn Väter zum Beispiel das Kind wickeln und die Frau daneben steht und alles überwacht, dann kann das nach ihrer Einschätzung nicht klappen. Oder wenn der Mann nur unter der Kontrolle der Frau das Kind füttert oder mit ihm spazieren geht. Das mache die Väter nicht zu Profis, das mache sie hilfsbedürftig.
Frauen machen gern einen auf „Türsteher“
Tabuthema: Unglückliche Mütter „Ich habe zwei Kinder – und bereue fast jeden Tag meine Entscheidung“
Kinder sind das größte Glück? Das gilt nicht für alle Frauen. Manche bereuen es regelrecht, Mütter geworden zu sein. Ein Tabuthema – wir haben mit Betroffenen und einer Psychologin gesprochen.
Das betreffe natürlich nicht alle Frauen und Mütter. Erziehungsexpertin Margrit Stamm hat eine Studie dazu durchgeführt. Hierbei stellte sie fest, dass jede dritte Mutter dem Vater keine Chance gebe, eine eigene Erziehungsrolle zu finden. Die Vermutung also: Mütter haben im Kopf, wie es perfekt läuft – und erwarten vom Mann, dass er es genau so auch macht. Dieses Verhalten nennt sie Gatekeeping. Mütter verhielten sich also so wie „Türsteher“, die die Männer nicht in die Kinderbetreuungszone lassen . Die Expertin vermutet, dass noch viel mehr Frauen diese Tendenz dazu haben.
Viele Frauen wollen sich eigentlich die Arbeit mit dem Partner teilen, sagt Stamm. Sie müssten es lernen, auch so umzusetzen.
Das ist eine Achillesferse heutiger egalitärer Paare, dass es sehr viel Zeit braucht, wenn man das gegenseitig aushandeln muss, wer was macht und wer welche Verantwortung übernimmt.
Das können Frauen besser

Was sollten Frauen tun, damit das in Zukunft besser klappt? Die Expertin empfiehlt: selbstkritisch sein. „In den Spiegel schauen und sehen, dass man sich auch verändern muss, wenn man den Anderen verändern will.“ Also überlegen: Welche Art Mutter bin ich? Wie gut kann ich wirklich Dinge abgeben? Wieviel Freiraum kann ich dem Vater unseres Kindes lassen und wann kann ich manchmal einfach sagen: Dann mach halt?
Und auch ganz wichtig: weg von diesem Mutter-Ideal! Der Anspruch – ich muss im Job Karriere machen und gleichzeitig zu Hause Ansprechpartnerin Nummer Ein sein – könne ganz schnell zur Überforderung führen. Deshalb: einfach mal die Väter machen lassen.