The Whale: mehrfach ausgezeichneter Film

Mit der Die Mumie-Filmreihe wurde Schauspieler Brendan Fraser weltbekannt und genauso schnell wurde es wieder ruhiger um ihn. Jetzt ist er zurück auf den internationalen Kinoleinwänden als Hauptdarsteller im Film The Whale und sammelt dafür fleißig Preise: Als bester Hauptdarsteller wurde er 17 Mal nominiert, zehn Mal davon hat er die Kategorie gewonnen; darunter war nicht zuletzt ein Oscar.
Doch nicht nur er hat abgeräumt; The Whale ist auch in anderen Kategorien aufgeschlagen: Bei der Oscarverleihung beispielsweise für die beste Nebendarstellerin und das beste Make-up / beste Frisuren. Bei den internationalen Filmfestspielen in Venedig wurde der Film das erste Mal gezeigt und für den goldenen Löwen nominiert.
Doch unter die Jubelstürme mischen sich auch kritische Stimmen – gibt der Film einen berührenden Einblick in das Leben von Menschen mit Fettleibigkeit oder führt er sie vor, betreibt fat shaming? Wir fassen die Debatte zusammen und geben euch alles wichtige zum Film:
- Darum geht es in The Whale
- Deutsche Premiere: Wo kann ich The Whale schauen?
- Publikumsreaktionen auf den Film
- SWR3-Filmcheck von Anna Wollner
- Was haltet ihr von The Whale?

Um was geht es in The Whale?
Charlie (Brendan Fraser) entwickelt aus Trauer um einen geliebten Menschen heraus eine Essstörung, die seinen Alltag zunehmend beeinflusst. Die Auswirkungen des zwanghaften Essens sorgen schließlich dafür, dass er sich kaum noch nach draußen traut und auch seine Gesundheit gefährdet. Schreibkurse, die er online gibt, finden zwar per Video-Schalte, aber nur noch mit ausgeschalteter Kamera statt – aus Scham vor dem eigenen Aussehen. Trotzdem überwindet er sich und versucht, den abgebrochenen Kontakt zu seiner Tochter wiederherzustellen. Zwischen seinem eigenen Schamgefühl und verletzenden Kommentaren aus seinem Umfeld sehnt er sich nach Selbstakzeptanz. „Ich will wenigstens eine Sache in meinem Leben richtig gemacht haben!“, erklärt er unter Tränen.
Deutscher Kinostart von The Whale am 27.04.2023
Wer The Whale anschauen möchte, muss dafür ganz oldschool ins Kino gehen. Kinostart in Deutschland war am Donnerstag, 27.04.2023. Obwohl der Film in den USA schon 2022 auf die Leinwände kam, gibt es noch keine legalen Streamingangebote: Wer von Zuhause aus schauen möchte, muss sich noch gedulden: Meist kommen Kinofilme nach ein bis zwei Jahren zu Streaminganbietern.
Kritik auf den neuen Film mit Brendan Fraser
Ob der Film seine Oscars verdient hat oder eher in den Giftschrank gehört, darüber diskutiert seit Kinostart das Publikum. Für die eine Seite schafft er einen Blick in das emotionale Innenleben eines Menschen mit fast 300 Kilogramm. Für die andere Seite bestätigt er Vorurteile gegenüber Menschen mit mehr Gewicht als der gesellschaftliche Durchschnitt und trägt damit zur weiteren Stigmatisierung bei.
Emotionaler Einblick oder fat shaming – wie seht ihr das? Schreibt es uns in den Kommentaren!
Einblick in das Leben eines Menschen mit Adipositas?
Wie ist das, mit starkem Übergewicht zu leben? Wie reagiert das Umfeld, was kann es mit der Psyche machen? Diese Fragen möchte Regisseur Darren Aronofsky in seinem Film beantworten. Um das zu schaffen, haben er und Brendan Fraser sich mit Mitgliedern der us-amerikanischen „Obesity Action Coalition“ (Adipositas-Aktionskoalition) getroffen und ihre Geschichte angehört. Jason Krynicki ist Teil davon und erzählt:
Das Treffen mit Brendan war mitfühlend. Er war nicht nur da, um eben einen Film zu machen. Er war da, um zuzuhören. Und nachdem wir uns getroffen haben, standen ihm die Tränen in den Augen, wegen meiner Geschichte. Es war eine Ehre, ihn zu treffen, weil er sich wirklich für Menschen interessiert, die mit Adipositas leben.
Sich selbst wertlos zu fühlen, abwertende Witze über sich selbst zu machen, irgendwo ein Versteck mit Schokolade zu haben, diese kleinen Dinge im Alltag kenne sie selbst auch, erzählt Patty Nece. Auch sie ist Mitglied in der OAC und von dem Film tief berührt: „In vielerlei Hinsicht habe ich mich weniger allein gefühlt.“
„Viele von uns wurden in ihrer Vergangenheit selbst ‚Der Wal‘ genannt“, erzählt sie im Interview. Deshalb sei ihr der Titel erstmal etwas unangemessen vorgekommen. Aber im Gespräch mit dem Filmteam sei klar geworden: „Sie nehmen das Thema Adipositas ernst, machen keine geschmacklose Komödie daraus.“ Und dann geht es um genau die Emotionen, die mit der Bezeichnung „Wal“ in der Vergangenheit ausgelöst wurden.

Nachrichten So funktioniert der Fatsuit von Brendan Fraser im Film „The Whale“
- Dauer
In seinen neuen Kinofilm „The Whale“ spielt Brendan Fraser einen 300-Kilo-Mann. Damit das realistisch rüber kommt, haben sich die Maskenbildner einiges einfallen lassen.
Fat shaming auf höchstem Level: Kritik an The Whale
Andere sehen in diesen Punkten die Reproduktion von Vorurteilen und Klischees. Tracy Turnblad kämpft für Sichtbarkeit adipöser Menschen in den Medien und sieht den Titel so:
The Whale bezieht sich auf die Metapher ‚Moby Dick‘, zum Einen der, der einen Online-Schreib-Kurs unterrichtet, und zum anderen nur auf ihn, als ‚fett‘, ‚großes, fettes Tier‘. Es ist eine Frage der Intensität und der Unkenntnis darüber, wie schädlich so eine Bezeichnung ist.
Das Filmteam schieße mit dem Titel also über das Ziel hinaus, weil durch die Bezeichnung alte Wunden wiederaufreißen und Traumata wieder hochkommen können. Ähnlich unsensibel sehen manche die Tatsache, dass am Set ein „Fatsuit“ verwendet wurde; der Hauptdarsteller also nicht wirklich dieses Gewicht hatte, sondern in eine Körperform hineingesteckt wurde. Darüber schreibt auch Filmkritikerin Phoebe-Jane Boyd in The Guardian:
Typischerweise wurden fette Anzüge für Comedy abgebaut – ‚ein One-Note-Witz‘, wie Fraser selbst einräumte. Das liegt daran, dass von uns als Zuschauern erwartet wird, dass wir auf diese Charaktere herabblicken. Das Publikum wurde immer wieder eingeladen, über Schauspieler in dicken Anzügen zu lachen.
Filmkritikerin Lindy Westen bestätigt das. Sie hat eine Begründung für den bisherigen Erfolg des Films:
Leute reagieren positiv auf The Whale, weil es ihre Vorurteile darüber bestätigt, wie dicke Menschen sind (eklig, traurig) und warum dicke Menschen fett sind (Trauma, Heißhunger) und es ihnen ermöglicht, sich wohlwollend und doch überlegen zu fühlen. Es ist ein grundlegender Dopamin-Hit, der den Platz dünner Menschen an der Spitze der sozialen Hierarchie bestätigt.
Reicht die gute Intention oder haben die Filmemacher über das Ziel hinausgeschossen? Schafft Charlie es, uns in seine Welt eintauchen und einfühlen zu lassen, oder bleibt weiterhin nur der Blick von außen? Auch die Filmgorillas vom ZDF haben sich die Frage gestellt, ob der Film seine Oscars verdient hat, und kommen auf folgende Antwort:
SWR3-Filmcheck von Anna Wollner
Anna Wollner hat sich den Film vor der deutschen Premiere angeschaut und ist beeindruckt – zu allererst von Brendan Fraser. Der ist kaum wiederzuerkennen:
Was haltet ihr von The Whale?
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