Valeria Shashenok wohnte im Norden der Ukraine. Sie war jung, fröhlich, liebte das Leben und hat viele Freunde – ihr neuer Alltag bestand aus Bunkern, Bomben und Angst. Seit Beginn des Krieges verwüsten die Russen ihre Stadt Tschernihiw. In ironischen Videos aus ihrem Schutzbunker und aus ihrer Stadt wollte Valeria allen zeigen, wie ihre alte Welt gerade verschwindet.
Mittlerweile ist Valeria wie viele andere aus ihrer Heimat geflohen. 25 Stunden ist sie mit dem Bus von Warschau nach Mailand gefahren, weil sie ihre Ausweisdokumente in der Ukraine lassen musste. Ihr einziger Wunsch: Freiheit in ihrem Land.
Update vom 24. März 2022: Wir haben mit Valeria über ihre Flucht und die Ankunft in Mailand gesprochen.
Das war Valerias Kriegs-Alltag auf Tiktok
Ihre Videos fesseln auf der jungen Social-Plattform Tiktok: zerstörte Häuser, ihre Mutter, die im Bunker kocht oder die Einrichtung unter Tage.
Durch den Humor konnte sie den Krieg vor ihrer Haustür abbilden und ihre wichtigste Forderung transportieren: Das soll alles so schnell wie möglich aufhören.
Shashenok aus der Ukraine im SWR3-Interview
„Mein Name ist Valeria, ich bin zwanzig Jahre alt. Ich komme aus Tschernihiw, der am schlimmsten verwüsteten Stadt in der Ukraine.
Ich bin Fotografin. Ich arbeite immer, mache Fotoshootings oder treffe Freunde, aber jetzt verstecke ich mich in einem Bunker vor russischen Raketen, Soldaten und Panzern. Ich möchte fliehen, aber es ist gefährlich, es gibt keine Fluchtkorridore.

Drinnen sieht es aus wie eine kleine Wohnung unter der Erde: Wir haben einen Tisch und Essen. Mittlerweile haben wir kein warmes Wasser mehr. Was mich wirklich überrascht hat: Wenn du rausgehst, hörst du Bomben. Jetzt sitze ich im Auto und höre Explosionen.
Wenn ich das hier sehe, all die zerstörten Häuser, die verletzten Zivilisten, zerstörte Krankenhäuser – das kann ich gar nicht glauben. Es ist, als wäre das nicht mir passiert, sondern in einem Film. Aber es ist kein Film, es ist das echte Leben.
„Das Leben in der Ukraine hat angehalten“
Ich befürchte, dass das Leben in der Ukraine aufgehört hat. Ich habe das Gefühl, ich lebe gar nicht mehr, ich überlebe nur. Wir können hier nichts tun. Wir können nicht arbeiten, wir können nicht ausgehen. Wir können unsere Freunde nicht treffen. Das Leben hat angehalten.
Ich filme mich, weil ich den Menschen zeigen will, was hier tatsächlich passiert. Das hier ist kein Witz. Ja, ich drehe Videos, die satirisch und ironisch sind, aber kluge Menschen werden verstehen, dass es kein Witz ist. Das macht keinen Spaß.
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„In der Ukraine herrscht schon dritter Weltkrieg“
Die wichtigste Message ist, dass die NATO den Luftraum schließen muss. Aber das will niemand tun, weil alle Angst haben, dass Russland den dritten Weltkrieg beginnt. In der Ukraine herrscht schon der dritte Weltkrieg.
Ich will, dass jeder in der Ukraine versteht, dass wir ein starkes Land sind. Ich bin sicher: Wir werden das überleben. Und ich hoffe, dass es bald aufhört. Ich kann dazu viel erzählen, aber ich bin noch so jung. Ich kann keine Ratschläge erteilen.
Wenn ich Präsidentin wäre, würde ich alles tun, damit es aufhört. Der Krieg dauert schon 14 Tage und wir sind schon erschöpft. Ich hoffe, dass jeder, der aus der Ukraine flüchten kann, es besser jetzt tut als später.
Es wird jeden Tag schlimmer. Zivilisten sterben hier. Sorry, but what the Fuck...“
TikTok-Kanal von Valeria Shashenok
Auf ihrem TikTok-Kanal will Valeria Shashenok weitermachen, bis es nicht mehr geht.