Konkret geht es um einen Toilettenreiniger des Wasch- und Reinigungsmittelkonzerns Henkel. Henkel hatte das Produkt damit beworben, dass das Körbchen für die WC-Kugeln zu 100 Prozent aus recyceltem Kunststoff bestehe. Und tatsächlich war es auch aus Rezyklat hergestellt. Allerdings, so räumte Henkel ein, bestand dieses Rezyklat nicht etwa aus recyceltem Plastik aus dem Gelben Sack, sondern aus Kunststoffabfällen aus der Industrie, sogenanntem Post-Industrial-Rezyklat (PIR).
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) findet das nicht gut und warnt in einer Pressemitteilung vor „Verbrauchertäuschung“ und „irreführenden Tricksereien“ bei Verpackungen aus recyceltem Plastik.
Deutsche trennen Müll, trotzdem wird das Meiste verbrannt
Denn auch wenn die Deutschen fleißig Müll trennen und Kunststoffverpackungen im Gelben Sack und der Gelben Tonne sammeln. Nur viel zu wenig kommt als Recycling-Kunststoff wieder in den Kreislauf zurück. Laut Zahlen des Umweltbundesamtes werden mehr als die Hälfte der Kunststoffabfälle in Deutschland „thermisch verwertet“. Das heißt nichts anderes als: Sie werden in Müllverbrennungsanlagen oder Kraftwerken verbrannt.
46,7 Prozent der Kunststoffabfälle werden „werk- und rohstofflich“ genutzt, also: Sie werden wiederverwertet. Das sind dann aber nur selten die Abfälle aus dem Gelben Sack. Viel häufiger sind es Abfälle aus der Kunststoffindustrie, zum Beispiel Stanzreste, die dann zu PIR werden, und genau daraus entstehen dann häufig Verpackungen, so wie es auch im geschilderten Henkel-Fall war.
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Kritik: Verbrauchertäuschung bei recyceltem Kunststoff
Für die Hersteller ist das dann „recycelter Kunststoff“. Für die DUH und andere Naturschutzorganisationen ist es aber Augenwischerei. Die DUH vergleicht das mit Plätzchenbacken und sagt: Wenn beim Plätzchenausstechen Teig übrigbleibe, dann könne man daraus weitere Plätzchen herstellen. Diese seien aber immer noch aus demselben Teig und nicht etwa aus „recyceltem Teig“.
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Die DUH fordert deshalb, das PIR künftig nicht mehr mit „Post-Consumer-Rezyklat“ (PCR) gleichzusetzen, also solchem Rezyklat, das in seinem früheren Leben bereits eine Verpackung oder ein Produkt war.
Verpackungsabfälle oft zu verschmutzt
Der Grund warum Verpackungen aus dem Gelben Sack so selten wieder eine neue Verpackung werden, ist, dass Verpackungsabfälle aus Haushalten oft verschmutzt und nicht sortenrein sind. Es ist extrem aufwendig und teuer, sie zu reinigen und aufzubereiten. Für die Hersteller ist es deutlich günstiger, Rezyklate aus der Kunststoffproduktion zu verwenden. Die sind nämlich in der Regel schon sortenrein und müssen nicht erst aufbereitet werden
Und noch etwas konkurriert mit den Abfällen aus dem Gelben Sack: Die PET-Flaschen, die wir alle in die Supermärkte zurückbringen und Pfand dafür bekommen. Auch diese Flaschen lassen sich deutlich günstiger aufbereiten und wiederverwerten als die Abfälle aus dem Gelben Sack. Deshalb stecken auch sie häufig in den Verpackungen aus recyceltem Kunststoff.
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Recycelter Kunststoff – aber welcher?
Bisher kann man an der Verpackung aber nicht erkennen, aus welchem recyceltem Kunststoff sie besteht. Man ist letztlich also auf die Aussagen der Hersteller angewiesen. Wirklich kontrollieren lässt sich das nicht.
Eine Erleichterung für die Verbraucher versprechen dm, Rossmann und Globus: Ab Ende Juli soll es in ihren Läden ein Logo für Verpackungen aus recyceltem Plastik geben, die mindestens zu 70 Prozent aus PCR bestehen. Allerdings betont dm auf SWR-Anfrage, dass es sich dabei nicht um ein Zertifikat handelt, sondern um eine „visuelle Orientierungshilfe“. Dabei verlasse man sich auf die Angaben der Hersteller, so dm weiter.
Immerhin gibt es seit Anfang des Jahres auch ein RAL-Gütezeichen für Verpackungen, die aus Abfällen aus dem Gelben Sack hergestellt wurden, inklusive genauer prozentualer Mengenangaben. Allerdings lassen sich derzeit nur wenige Unternehmen für die Nutzung dieses Zeichens zertifizieren, im Handel taucht es daher bisher kaum auf.
NABU fordert „Rezyklat-Einsatzquote“
Die Naturschutzorganisation NABU sagt übrigens, man könne auf die ganzen Siegel, Logos und Aussagen auf den Verpackungen locker verzichten: Dann nämlich, wenn der Gesetzgeber einfach eine feste „Rezyklat-Einsatzquote“ festlege. Dann müssten wir Verbraucher uns gar nicht mehr darum kümmern, ob die Angaben auf den Verpackungen zutreffen oder nicht. Es wäre dann Sache des Staates zu überprüfen, ob die Hersteller ihre Zusagen auch einhalten.