Einer von Fünf nimmt seine Sachen wieder mit nach Hause. Etwa 80 Prozent der Camper lassen ihre Sachen zurück.

Richard Storey ist Direktor von Love Your Tent, eine Initiative, die für Nachhaltigkeit wirbt und Festivalbesucher ermuntern will, ihre Zelte wieder mitzunehmen. Viele tun es nicht – was unglaublich viel Plastikmüll verursacht. Die Association of Independent Festivals schätzt, dass pro Festival-Saison in Großbritannien etwa 250.000 Zelte zurückgelassen werden – fast alle davon landen auf der Müllkippe. Der Anblick der Campingwiese am Morgen danach ist tatsächlich schockierend. Die Masse an Zelten ist so groß, dass es gar nicht den Anschein hat, als wären die Besucher abgereist.
Festivalbesucher Sam erklärt, wie er die Sache sieht:
Du kaufst ein billiges Zelt und benutzt es einmal. Du zahlst einen Zehner, bringst es her und lässt es einfach hier. Wenn Du ein billiges Zelt kaufst, brauchst Du das nicht wieder mit nach Hause zu nehmen.
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Mit dem EU-weiten Verbot von Einwegplastik wie Styroporbechern, Trinkhalme oder Wattestäbchen rücken Plastikalternativen verstärkt in den Fokus. Aber sind sie wirklich besser? Wir zeigen, welche Alternativen sinnvoll sind.
Angel und Molly sehen das ähnlich: Die beiden 18-jährigen Frauen haben ihr Zelt auch zurückgelassen: „Sie will es nicht tragen müssen“, sagt Angel und Molly ergänzt: „Das ist schwierig abzubauen. Lass es einfach da.“
Equipment zu billig?
Inzwischen wird laut kritisiert, dass große Supermarktketten und Versandhändler das Campingzubehör zum Spottpreis anbieten. Damit ist es bequem, die Sachen zurückzulassen. Fürs nächste Festival werden sie einfach neu gekauft. Und dann kursiert auch noch der Mythos, dass zurückgelassene Zelte einem guten Zweck dienen. Auch Lucy glaubt das und findet insofern gar nichts dabei, wenn Zelte einfach stehen bleiben:
Wohlfahrtsverbände sammeln die ein und verkaufen die weiter. Die säubern die und verkaufen die dann. Das ist eigentlich eine gute Sache.
Besser: Zelte mieten!
Es wäre schön, wenn die Zelte gesammelt und weiterverkauft werden würden, stimmt so aber nicht, wie Richard Storey von Love your Tent erklärt. Demnach sehen bei einem durchschnittlichen Festival mit knapp dreißigtausend Campern die Zahlen so aus:
Sie haben vielleicht 15-, 16-tausend Zelte. Und dann gibt es einen lokalen Wohltätigkeitsverband, der vorbeikommt und Zelte aufsammelt. Wenn es gut läuft, sind das 50. Was passiert mit dem Rest?
Richard weiß es, und es frustriert ihn. Natürlich könnte man Zelte vor Ort mieten – aber das ist vielen Besuchern zu teuer. Tatsächlich sind es aber auch nicht nur die Zelte, die zurückgelassen werden. In jedem zweiten Zelt liegen noch Schlafsäcke, Luftmatratzen und Isomatten, vieles nagelneu – jetzt aber ein Fall für die Müllkippe.

Glastonbury räumt auf
Dass es auch anders gehen kann, hat in diesem Jahr das Glastonbury-Festival bewiesen. Die Festival-Besucher wurden gebeten ihren Müll, ihre Zelte und alles, was sie so aufs Gelände mitgebracht haben, mitzunehmen. Auf dem Twitter-Account von Glastonbury hieß es, die Besucher sollten die „wunderschöne Landschaft doch bitte in dem Zustand verlassen, den sie verdient.“
Plastikflaschen wurden 2019 nicht verkauft und Besucher mussten beim Kauf ihres Tickets unterschreiben, dass sie „keine Spuren“ hinterlassen. Der Klimawandel war eines DER Themen des Festivals. Hier ein Eindruck von den Aufräumarbeiten:
Aufgeräumte Zeltplätze: