Unter den vielen Bauernregeln ist die Siebenschläferzeit eine der zuverlässigeren Prognosen, die das Wetter für den Sommer voraussagen soll, erklärt SWR3-Wetterfrau Anne-Katrin Kienzle. Inzwischen weiß man allerdings, dass man sich nicht nur einen Tag anschauen sollte, sondern eher den Zeitraum Ende Juni bis Anfang Juli. Wie sich das Wetter dann einstellt, so bleibt es oft den gesamten Sommer. Klingt erstmal ernüchternd, denn so richtig sommerlich waren die vergangen Wochen auch nur teilweise.

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Das Sommerwetter könnte sich im Juli entscheiden
Lässt man die Bauernregel mal außer Acht, lässt die Einschätzung von Anne-Katrin Kienzle noch etwas hoffen:
Meiner Erfahrung nach macht es durchaus immer Sinn, diese ersten ein bis zwei Juliwochen zu betrachten. Wenn in dieser Zeit ein Hoch kommt und sich die Lage umstellt, dann könnte es auch ein schöner, stabiler Sommer werden.
Die erste Juliwoche hat uns schon im Stich gelassen. Stand jetzt sieht es also nach einem wechselhaften Sommer aus, erklärt die SWR3-Wetterfrau.
Im Moment gibt es zwei starke Hochdruckgebiete. Eines liegt über Osteuropa – das hat im Norden Finnlands und Norwegens schon für Rekord-Temperaturen von 34 Grad gesorgt. Das andere Hoch liegt sehr weit westlich bei den Azoren. Beide sind zu weit weg von uns.
Zwischen diesen beiden starken Hochs- und das ist das Problem – quetschen sich die Tiefs vom Atlantik durch, die werden von den Hochs gelenkt und müssen dann ausweichen und ziehen über Mitteleuropa, erzählt Anne-Katrin Kienzle.
Die Tiefdruckgebiete werden durch diese starken Hochs oft in die Zange genommen und sozusagen eingeklemmt. Dann kommen die Schauer und Gewitter nicht vom Fleck, es regnet sich alles an Ort und Stelle ab und das führt dann auch schnell zu Überflutungen.
Ein bisschen Hoffnung bleibt aber noch, denn wenn das starke Azorenhoch zu uns rutscht, könnte sich die Wetterlage nochmal umstellen. Dann würde es insgesamt auch trockener und sommerlicher werden. Also Daumen drücken!
Der Grundwasserspiegel erholt sich durch den Regen, oder?
Etwas Gutes hat der ganze Regen allerdings – könnte man zumindest meinen: Durch die Wassermassen müssten doch langsam die Grundwasserspeicher, die in den letzten Jahren so gelitten haben, wieder „aufgefüllt“ sein, oder? Das sei nur bedingt der Fall, erklärt Martin Thiel von der SWR-Umweltredaktion.
Der viele Regen hat für eine Stabilisierung der Grundwasserverhältnisse gesorgt. Denn die Hitzesommer – speziell 2018 und 2019 – haben den Grundwasserspeichern mächtig zugesetzt. Durch die langanhaltende Hitze sanken die Pegel im Sommer, Pflanzen und Flüsse zapften das Grundwasser an und das hat ein ‚langes Gedächtnis‘. Im Juni hat es zwar überdurchschnittlich viel geregnet, die ausgiebigen Niederschläge der letzten Wochen konnten aber weder den Neubildungsprozess beim Grundwasser anregen noch für einen Anstieg der Pegel sorgen.
Starkregen und Grundwasser Heftige Niederschläge wirken sich kaum auf Wasservorräte aus
Überflutete Straßen, vollgelaufene Keller, überschwemmte Felder: Die Regenmengen der letzten Wochen lassen die Flusspegel ansteigen, aber nicht den Grundwasserspiegel. mehr...
Regen im Winter hilft mehr als im Sommer
Obwohl es auch in SWR3Land teilweise Überschwemmungen gab, nutzt das dem Grundwasserspiegel nur wenig, so Martin Thiel:
In den Sommermonaten, wo die Vegetation sprießt und durstig ist, kommt wenig im Grundwasser unten an. Diese Niederschläge fließen im Wesentlichen oberirdisch ab, oder werden von den Pflanzen aufgenommen [...]. Aber das Grundwasser profitiert indirekt von diesen Niederschlägen. Der Sommerregen sorgt also für Entspannung. Weil: jede Woche, in der es stark regnet, werden die Grundwasserspeicher entlastet. Die Pflanzen bekommen das Wasser direkt aus der Atmosphäre und müssen nicht die tieferen Schichten anzapfen.
Auch eine kurze Hitze könnte alles wieder austrocknen
Gerade einmal die oberflächennahen Grundwasserspeicher, an den gut gefüllten Flüssen wie Rhein, Main, Donau, Mosel und Neckar verzeichnen Anstiege, erklärt der Umweltexperte. Die Entlastung durch den Sommerregen ist also nur von kurzer Dauer. Ein bis zwei Wochen Hitze reichen aus, um wieder alles auszutrocknen. Die nächsten Sommerwochen werden also spannend. Richtig aufgefüllt werden die Grundwasserspeicher erst im hydrologischen Winterhalbjahr, wenn es hoffentlich von November bis April richtig regnet. Das wäre normal.