Fukushima 2021 – 10 Jahre nach der Katastrophe
Das Sperrgebiet rund um das Kernkraftwerk in Fukushima ist auch heute noch so groß, wie der Großraum der Stadt München – betreten nur mit Genehmigung erlaubt. An der Küste an der der Tsunami damals auf Japan traf, riss er rund 20.000 Menschen in den Tod und zerstörte unter anderem auch die Stadt Rikuzentakata. Die ehemalige Küstenstadt wurde wieder aufgebaut – an einem anderen Ort.
An den ehemaligen Stränden der Stadt stehen heute Schutzmauern und die Arbeiten in dem havarierten Kernkraftwerk von Fukushima, in dem immer noch mehrere hunderttausend Tonnen radioaktiven Materials liegen, wurden fortgesetzt. Die Region um Fukushima setzt heute stark auf erneuerbare Energien, Wasserstoff und Robotik, und hat sich damit in Japan hat zu einem Vorreiter entwickelt.
Das Atomkraftwerk Fukushima Daichii nach der Katastrophe

Was hat die Katastrophe von Fukushima in Deutschland bewirkt?
„Es hat sich sehr viel getan“, sagt Werner Eckert aus der SWR-Umweltredaktion. Die Verhältnisse zwischen Atomstrom und erneuerbaren Energien haben sich nahezu umgekehrt.
Vor einigen Jahren noch wurde rund 60% unseres Stroms durch Atomkraft gewonnen und nur ein geringer Teil bestand aus erneuerbaren Energien. Heute sind 60% des Stroms aus unseren Steckdosen in Deutschland aus erneuerbaren Energien und nur noch 18% aus Atomstrom, den Rest machen andere fossile Brennstoffe wie Öl und Kohle aus.
Die Machtverhältnisse auf dem Strommarkt, haben sich jedoch nicht verändert. Es gibt immer noch die „Big 5“, die fünf großen Konzerne, die das Energiegeschäft in Deutschland fest in ihrer Hand haben. Aber die Unternehmen haben sich – ganz offensichtlich – sehr verändert. So setzen sich die großen Unternehmen sehr stark für die Windenergie ein. Gemeint sind damit nicht die Windkraftanlagen auf den Feldern, in die auch die Kleinanleger, Landwirte etc. investieren und sich beteiligen können. Es geht den großen Unternehmen vielmehr um den Ausbau der großen Offshore-Anlagen im Meer. Der Grund: Diese gewaltigen Anlagen können auch nur von finanzstarken Wirtschaftsgiganten gestemmt werden, was das Konkurrenzfeld deutlich verkleinert.
Handystrahlung, Atomkraftwerke, Radon – Welche radioaktive Strahlung ist gefährlich?
Vom Atomstrom zu erneuerbaren Energien – wo stehen wir bei der Energiewende?
Die Energiewende wird noch „ein heißer Ritt“, meint SWR-Umweltexperte Werner Eckert. Wir sind zwar schon auf dem richtigen Weg – mehr als 50% des Stroms, den wir nutzen, ist schließlich schon aus erneuerbaren Energien – und auch die staatlichen Förderungen haben ein hohes Niveau, aber dennoch gibt es viele offene Fragen und Probleme: Wie läuft das in Zukunft mit dem Energiespeicher? Was passiert mit den Trassen? Diese und noch viel mehr Fragen gilt es zu beantworten.
Wer sind die Gewinner der Energiewende?
„Wir profitieren alle jetzt schon davon, dass weniger Kohle verbrannt wird und weniger Luftbelastung da ist“, sagt Werner Eckert. Darüber hinaus soll mit der Energiewende natürlich auch der Klimawandel aktiv bekämpft werden, was vor allem künftigen Generationen nutzt.
Wie sieht es 10 Jahre nach Fukushima in anderen Ländern aus?
Soviel Atomstrom wird in anderen Ländern genutzt:
- Frankreich: >70%
- USA: <20%
- China: <5%
- Indien: <3%
Weltweit betrachtet beträgt der Anteil des Atomstroms nur etwa 10%. Das klingt im ersten Moment vielversprechend, bedeutet aber auch, dass wir, wenn es eine Lösung für das Problem „Atomstrom“ gibt, haben wir das Klimaproblem trotzdem noch lange nicht in den Griff bekommen, denn: es gibt mit Öl und Kohle noch andere fossile Brennstoffe, die ebenfalls schädlich für das Klima sind und für die es noch keine Lösung gibt.
Darüber hinaus ist es inzwischen sogar so, dass erneuerbare Energien immer günstiger werden und Atomstrom und die Einspeisung ins Stromnetz immer teurer wird, was auch an den Kosten der hohen Sicherheitsauflagen für Atomkraftwerke liegt. Atomstrom wird also so oder so wirtschaftlich gesehen immer uninteressanter.
Maßnahmen für den radiologischen Ernstfall
Kurz vor der Katastrophe in Fukushima hat die Politik in den Deutschland den Atomausstieg beschlossen, vermutlich auch ein Grund dafür, dass das Thema Fukushima damals auch in unseren Medien so präsent war, wobei es doch eigentlich sehr weit weg ist. Nach Fukushima wurden unter anderem auch die Maßnahmen, die bei einer radiologischen Katastophe, so der Fachausdruck, in Kraft treten würden überarbeitet bzw. ausgeweitet.
Nach dem Vorfall in Fukushima wurde zum Beispiel der Evakuierungsradius bei einer Katastrophe in Deutschland verdoppelt. Früher war der Evakuierungsradius 10 km rund um den Katastrophenort, jetzt sind es 20 km. Auch die Menge an Jodtabletten, die im Falle einer radiologischen Katastrophe verteilt würden, hat sich damit erhöht und der bundesweite Vorrat wurde um 190 Millionen Jodtabletten aufgestockt.
Abschaltung der letzten Atomkraftwerke in Deutschland
Aktuell sind noch sechs Atomkraftwerke in Deutschland in Betrieb. Drei davon sollen noch in diesem Jahr vom Netz gehen, die übrigen drei dann Ende 2022, schreibt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit auf seiner Website. Das „Problem Atomkraft“ ist damit aber für Deutschland noch nicht abgeschlossen, denn auch in den Grenzregionen zu Deutschland gibt es noch einige Kraftwerke und auch die Endlagerung der Transport nach, oder über Deutschland bleibt auch nach Abschaltung des letzten Atomkraftwerks in Deutschland weiterhin ein Thema, sagt Inge Paulini vom Bundesamt für Strahlenschutz.