Stand
Autor/in
Sebastian Lehmann
Onlinefassung
Jessica Brandt
Jessica Brandt
Lehmanns Leben: Junger Mann

SWR3 Comedy: Lehmanns Leben Wenn man mit 40 noch eine Scheibe Wurst angeboten bekommt

Dauer

Ständig wird Sebastian mit „junger Mann“ angesprochen – selbst, wenn sein kleiner Sohn dabei ist... Wieso ihn das nervt und was das mit Gesichtswurst zu tun hat, erzählt Sebastian Lehmann in seiner Kolumne.

Ständig wird Sebastian mit „junger Mann“ angesprochen – selbst, wenn sein kleiner Sohn dabei ist... Wieso ihn das nervt und was das mit Gesichtswurst zu tun hat, erzählt Sebastian Lehmann in seiner Kolumne.

Möchte der junge Mann noch einen Kaffee?“, fragt mich der Kellner. Ich blicke mich um. Wen meint er?

Nur staatlich geprüfte Omas dürfen einen „junger Mann“ nennen. „Na, möchte der junge Mann fünf Mark für ein Eis?“, fragt mich zum Beispiel regelmäßig Frau Radatski aus dem zweiten Stock, wenn ich sie im Treppenhaus treffe. Sie verwechselt mich häufig mit ihrem zweijährigen Urenkel. Das ist okay. Auch, weil sie mir jedes Mal – zwar kein Fünf-Mark-Stück – aber einen Zehn-Euro-Schein und ein Mon Chéri aus dem letzten Jahrtausend zusteckt. Die Piemont-Kirsche darin ist eine verschrumpelte und vor Schimmel ergraute Erbse.

Ständig nennt mich jemand „junger Mann“. Ich bin 40, habe 17 Semester studiert und den Zauberberg von Thomas Mann fast zu Ende gelesen. Und bin leicht ergraut wie eine Piemont-Kirsche von 1982. Trotzdem fragt mich der Verkäufer an der Fleischtheke im Supermarkt: „Na, möchte der junge Mann eine Scheibe Gesichtswurst?

Oder die Schaffnerin im Zug: „Und bitte das Ticket vom jungen Mann…“ Sie lächelt mich an. Sie ist ungefähr 21. „Will der junge Mann noch eine Kinderfahrkarte und einen Plastik-ICE?

Manchmal habe ich sogar meinen Sohn dabei. „Halt, junger Mann!“, ruft ein anderer Vater auf dem Spielplatz – und er meint mich, nicht meinen Sohn. „Die Rutsche ist nur für Kinder!

Ich finde das ziemlich unhöflich, selbst wenn es ironisch gemeint ist. Nach dem Motto: „Du siehst zwar auch nicht mehr so frisch aus, aber – zwinkerzwinker – ich nenne dich trotzdem noch jung.“

Seltsam finde ich, dass wirklich junge Männer, zum Beispiel Schüler, sich immer mit „Ey, Alter“ ansprechen. Ich bin dafür, dass man diese diskriminierende Altersadjektive aus unserem Wortschatz streicht. Und sich einfach so anspricht: „Möchte der Mann ein Scheibe Gesichtswurst?“ Oder noch besser auch genderneutral: „Möchte der Mensch eine Scheibe Gesichtswurst?“ Und vielleicht auch vegetarisch: „Möchte der Mensch eine Scheibe Gesichtskäse?“ Oder vegan: „Möchte der Mensch eine Scheibe Gesichts-rote-Bete-Gemüseaufschnitt?

Wahrscheinlich wird das nichts. Die Leute sind einfach gefangen in ihrem binären Junger-Mann-Mindset.

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