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Bob Blume
Maximilian Pollux
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Lea Kerpacs
Lea Kerpacs: Website-Redakteurin bei SWR3 (Foto: SWR3, Niko Neithardt)

Nicht alle Kinder und Jugendliche finden sich gleich gut im System „Schule“ zurecht. Wie sollten Lehrer und Eltern mit denen umgehen, die es nicht so einfach haben, wie andere?

Die Schule brennt mit Maximilian Pollux und Bob Blume (Foto: SWR3)

Die Schule brennt – mit Bob Blume Maximilian Pollux: Kinder, die nicht ins Raster passen

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Bob Blume unterhält sich mit Maximilian Pollux, einem rehabilitierten Schwerstverbrecher und Jugend-Coach über seine Schulzeit.

Neuer Podcast mit Lehrer Bob Blume: „Die Schule brennt“

In seinem Podcast „Die Schule brennt“ spricht Netzlehrer Bob Blume mit Pädagogen, Trainern, Prominenten und Menschen, deren Schulzeit alles andere als langweilig war. Was läuft gut im Schulsystem und wo sollte nachgebessert werden?

Zum Start des Podcasts war Bob Blume am 10. Januar bei SWR3 MOVE zu Gast. Das ganze Interview mit Marcus Barsch gibt's hier zum Nachhören:

Logo SWR3 (Foto: SWR, SWR)

Diverses Bob Blume bei SWR3 MOVE (10.1.2023)

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Bob Blume im Gespräch mit Volker Janitz

Maximilian Pollux zu Gast bei Bob Blume

Bob Blume unterhält sich mit Maximilian Pollux, einem rehabilitierten Schwerstverbrecher und Jugend-Coach über seine Schulzeit. Warum leiden Kinder wie er in der Schule mehr als auf der Straße und was können Lehrer besser machen? Warum sollen alle Schüler das gleiche Wissen und die gleichen Antworten zur gleichen Zeit kennen? Zusammen suchen beide nach Lösungen für das Schulsystem und für Kinder, die nicht ins Raster passen.

Warum passen manche Kinder nicht ins System „Schule“?

Maximilian Pollux hat die Schule vor seiner Mittleren Reife geschmissen. Er habe seine Schulzeit damals als unnütz betrachtet – und ist bis heute nicht komplett vom Gegenteil überzeugt. Stillsitzen und visuell zu lernen seien einfach nicht seine Stärken – die brauche es seiner Meinung nach aber in der Schule:

Bin ich ein Kind, das unruhig ist, viel Aufmerksamkeit benötigt, um sich fokussieren zu können, eine Konversation zum Lernen braucht, habe ich verkackt in der Schule.

Qualitäten, die dafür keine Rolle gespielt hätten, waren zum Beispiel Loyalität, ein guter Umgang in Stresssituationen, Durchsetzungsfähigkeit oder schnelle Reflexe. Bob Blume stimmt zu: Wenn Kinder für solche Fähigkeiten zuerst auf der Straße gelobt werden, kann die Schule die Kinder an diese ganz anders funktionierende Welt verlieren.

Netzlehrer x SWR3 Lehrer Bob Blume im Interview mit Volker Janitz (8.11.22)

Wo gibt es ein Wir-Gefühl in Schulen und wie können Lehrer, Schüler und Eltern es fördern? Lehrer Bob Blume spricht mit uns darüber im Interview!

Wie kann man unterstützen, wenn Kinder anecken?

Für Maximilian Pollux zentral: Individualisierung. Nicht jeder kommt mit jedem aus und nicht jeder fühlt sich in einer Klasse mit 35 anderen Kindern wohl. Auf diese individuellen Bedürfnisse müsse mehr Rücksicht genommen werden. Das sei aber gar nicht so einfach umzusetzen, meint der Netzlehrer: Ein großes Problem sei dabei der Lehrermangel.

Lehrer im Interview Bob Blume: „Schule braucht mehr individualisiertes Lernen“

Ist ein Jahrzehnte altes Schulsystem so sinnvoll? Lehrer Bob Blume ist sicher, dass einiges verbessert werden muss. Allen voran das Notensystem. Mehr dazu hier im Interview.

Doch auch bei den großen Klassen nimmt Bob Blume seine Kolleginnen und Kollegen in die Pflicht: Wer jemanden abschreibt, wird ihn als Lehrer auch nicht mehr erreichen können.

Das muss man auch bei Konferenzen mit anderen Lehrkräften immer wiederholen: ‚Wir wissen, der ist total schwierig und so. Aber lobt ihn, wenn er etwas gut macht. Gerade laufen doch auch Sachen gut!‘ Weil: Ansonsten gehts halt in so ne Dauerschleife.

Diese drei Punkte möchten der rehabilitierte Schwerstverbrecher, der damals die Schule abgebrochen hat, und der Lehrer weitergeben:

  1. Lobt, wenn es etwas zu loben gibt. Ob Eltern oder Lehrkräfte: Unterstützung und Anerkennung ist die Art von Aufmerksamkeit, die jemanden wachsen lässt.
  2. Benennt Potenziale, die ihr seht. Ein Beispiel von Maximilian Pollux: Seit seine Lehrerin ihm früher sagte „Du kannst schreiben!“, gab ihm dieser Satz als Autor immer wieder Rückendeckung.
  3. Strafen müssen sinnvoll sein. Hundert mal einen Satz zu schreiben, löst meist kein Überdenken aus – stattdessen nur Frust und Abneigung.

Jugendarbeit braucht Zeit

Von einem befreundeten Lehrer an einer Förderschule bekam Maximilian Pollux einen Rat, den er auch anderen weitergeben möchte: Erfolge wird man in der Jugendarbeit nicht von einem Tag auf den anderen sehen. Das braucht Zeit.

Du schmeißt Samen. Und du kannst nicht erwarten, dass der heute direkt vor deinen Augen aufgeht. Schmeiß aber weiter und schmeiß so viele, wie du kannst. Und schmeiß so hochqualitative Samen wie du kannst, und dann werden die aufgehen. Von vielen wirst du nie erfahren, und bei manchen wirst du irgendwann die Chance haben, dass du den Schüler triffst und dass er dann wegen dir eine Ausbildung begonnen hat, und so weiter.

Wer ist Maximilian Pollux?

Zu Gast in der ersten Folge von „Die Schule brennt“ mit Bob Blume ist Maximilian Pollux. Er ist Jugendcoach, Autor, Youtuber und Podcaster – war vorher aber schon als Jugendlicher Intensivstraftäter und dann zehn Jahre in Haft. In dieser Folge erzählt er, was er als Schüler gebraucht hätte und was er heute Jugendlichen durch seine Arbeit an Schulen mitgibt.

Podcast Der Gangster, der Junkie und die Hure

Ein Ex-Gefängnisinsasse, ein Ex-Drogenabhängiger und eine Domina sitzen gemeinsam am Tisch... Das könnte eine Filmszene sein, bei uns ist es der Anfang vieler spannender Gespräche! Zwischen Maximilian Pollux, Roman Lemke und neu: Nina Workhard.
Die drei haben Erfahrungen gemacht, die andere nur aus dem Fernsehen oder dem Internet kennen. Oft jenseits der Legalität. Und sie lassen uns teilhaben. Sie sprechen offen und authentisch miteinander und stellen sich Fragen, die man sich selbst nicht trauen würde zu fragen. Wie sind sie dahingekommen, was haben sie erlebt, wie haben sie dieses Leben hinter sich gelassen und wie geht es ihnen jetzt?
In der ersten Staffel erzählen sie das entlang der sieben Todsünden: Hochmut, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Faulheit. Denn genau dazwischen hat sich das Leben von Maximilian, Roman und der Ex-Prostituierten Tara abgespielt.
In der zweiten Staffel geht es um das „Tier in uns“: Was ist ein „Hai“ oder eine „Ratte“ unter Gangstern? Wann musste Roman den „Hasen machen“? Und warum fühlte sich Tara manchmal wie ein Waschbär? Die dritte Staffel heißt: „Leichen im Keller“. Welche Geheimnisse belasten das Gewissen schon lange? Maximilian, Roman und Neuzugang Nina haben davon noch einige auf Lager und holen sie zusammen mit spannenden Gästen ans Licht.
Jeden Donnerstag gibt es eine neue Folge auf SWR3.de, in der ARD-Audiothek und überall, wo es Podcast gibt!

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Lea Kerpacs: Website-Redakteurin bei SWR3 (Foto: SWR3, Niko Neithardt)

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