Ein Zeuge in Erklärungsnot
Grauer, trostloser Plattenbau, morgens um 8. Das ist nicht die klassische Zeit für einen Mord, aber es erklärt warum in Hans Kneipe keiner ist – außer dem jetzt toten Hans – und dem Jugendlichen Samir, der die Leiche findet. Aber hat er sie vielleicht gar nicht nur gefunden? Auf jeden Fall kann Samir nicht erklären, warum er den Täter nicht gesehen hat und was in den etwa 10 Minuten zwischen dem Schuss und dem Notruf passiert ist.
Szenenbilder aus dem Tatort
Neben Samir sind zwei andere Jugendliche schnell im Fokus der Ermittlungen: Leon und Vanessa. Im Viertel nur „Leonessa“ genannt, wie „Brangelina“ für Arme. Und diese beiden haben auffallend viel Geld. Für Drinks und teure Klamotten. Und sie haben Eltern, die sich überhaupt nicht dafür interessieren, WIE ihre Kids eigentlich an das Geld kommen. Selbst als Lena Odenthal Vanessas Mutter damit konfrontiert, dass sich ihre jugendliche Tochter prostituiert, ist die völlig unbeeindruckt und tut die Sache mit „und was soll ich da machen?“ ab.
Zwischen Krimi und gesellschaftskritischem Sozialdrama
Eltern die sich nicht interessieren – Jugendliche, die ein besseres Leben schon längst aufgegeben haben. Das alles bedrückt – auch Lena Odenthal, die endlich mal wieder richtig viele Emotionen zeigt und auch ausrastet, weil Stern das alles so kalt zulassen scheint.
Viel Drama, aber auch viel Klischee
Neben der hochemotionalen Odenthal wirken die Jugendlichen erschreckend abgeklärt. Das sind übrigens allesamt tolle Schauspieler! „Leonessa“ bietet eine trostlose Kulisse und eine beklemmende Hoffnungslosigkeit über mehrere Generationen - das könnte für den ein oder anderen zu viel aus der Klischee-Kiste sein. Die anderen, die sich neben dem Krimi auch auf das Sozialdrama einlassen, werden wohl mehr als einmal schlucken. Von mir gibt’s drei von fünf Elchen.