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Brigitte Egelhaaf
Brigitte Egelhaaf (Foto: SWR3)
SWR3

Der Leipziger Tatort wird runderneuert. Neues Team, neue Ideen. Noch drei Mal ermitteln Martin Wuttke und Simone Thomalla, dann werden sie abgelöst. In „Frühstück für immer“ geht es um Sex, Verzweiflung und Intrigen.  

Drei Frauen über 40, allesamt Singles, lassen es krachen. Bei einer Ü-40 Party in Leipzig lässt sich doch bestimmt was Nettes finden, was man mit nach Hause nehmen kann. Doch für die attraktive Julia endet der Abend tödlich. Am Morgen danach liegt sie erwürgt neben einem Parkplatz. Ihre Tochter hat es bereits kommen sehen, da ihre Mutter krampfhaft nach einem Typen suchte, bevor sie 50 Jahre alt wird.

„Wenn man es als Frau bis 50 noch nicht geschafft hat, dann ist es vorbei. Dann ist der Reiz weg, dann ist man alt und welk. Dann verfault man ganz langsam, weil alles sich abbaut, dann modert man von innen heraus.“

Leichte Beute für den Schönheitschirugen

Und so etwas will doch echt keiner mehr anfassen. Doch, der ergraute Schönheitschirurg. Er treibt sich nicht wegen der Akquise auf Ü-40 Parties herum. Der Peitschen-Leder-Fetischist und Frauen-über-40-Versteher kriegt sie reihenweise mit einem ganz simplen Trick ins Folterstudio und ins Bett. Frauen, die kurz vor dem „Kippen“ sind, so wie er es sagt, sehnen sich nach Komplimenten. Und die macht er ihnen natürlich. Leider sind die Sado-Maso-Szenen einigermaßen peinlich geraten. Oder lieber anders formuliert. Ich kippe lieber und modere von innen, als dass ich jemanden anfassen würde, der so peinlich und weinerlich den Sado-Maso-Rentner gibt.

Der Verlobte macht eine gute Figur

Peinlicher ist nur noch das Klischee von der Ehefrau des Schönheitschirurgen, die ihrem Mann die Eskapaden gönnt, weil sie selbst doch so ein Mauerblümchen ist und braune Blusen trägt.

Tatort: Frühstück für immer (Foto: daserste.de)

Dann gibt es noch einen Flirttrainer und Mike, den Verlobten von Julias Tochter. Auch verdächtig und ein echter Lichtblick. Gespielt wird Mike von Franz Dinda. Und diesen Mike spielt er so grandios, dass du denkst: Ja, genau solche Typen kenne ich, so wenig überzogen gespielt und doch so widerlich. Den örtlichen Dialekt hat er auch drauf. Wenn noch ein Nachfolger für das Leipziger Ermittlerteam gesucht wird, könnte man ihn mal fragen.

Ein Klischee nach dem anderen

Zum Schluss gibt es, wenn man das neben Franz Dinda als Highlight sehen will, eine überraschende Wendung. Ansonsten lässt mich dieser Tatort mit einer Aneinanderreihung von Klischees einigermaßen ratlos zurück. Hängen bleibt bei mir am Ende die peinliche Peitschen-Einlage des Schönheitschirurgen und dass ich als Frau über 40 ständig wegen irgendwas am Rande der Verzweiflung sein müsste. Da nützt auch das in die 89. Minute hinten dran geklebte Maxim-Gorki-Zitat von Keppler nichts.

„Was schön ist bleibt schön, auch wenn es welkt. Und unsere Liebe bleibt Liebe, auch wenn wir sterben“. Das versöhnt mich auch nicht mehr. Für „Frühstück für immer“ gibt es von mir zwei von fünf Elchen.

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Brigitte Egelhaaf
Brigitte Egelhaaf (Foto: SWR3)
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