Mehr Interesse für ein Videospiel als für das eigene Kind
Der Vater sitzt laut fluchend vorm Flatscreen und spielt irgendein Rennspiel auf der Konsole: „Du kannst mein Abgas schlucken, du Penner!“. Dass längst die Kommissare neben ihm stehen, hat er gar nicht bemerkt. Die Kripo ist aber nicht wegen seines GTA-Fahrstils da, sondern weil sein Sohn verschwunden ist. „Mike is‘ bei seiner Mutter!“, gibt – oder besser: schreit – der Mann zu Protokoll. Sicher ärgert er sich noch über die Haustechnik seines Angeber-Bungalows, weil die die Polizei so mir nichts, dir nichts reingelassen hat.
Familiendrama im Franken-Krimi
Aber da kommt auch schon die Mutter des Jungen tobend ins Haus. „Du hast Mike dieses Wochenende, und jetzt ist er weg!“ Laut schreiend gehen sich die Eheleute an, die Polizei geht lakonisch dazwischen. Offenbar dachte jedes Elternteil, der kleine Mike sei beim jeweils anderen. Eine fatale Fehlannahme. Denn schon vor Stunden ist der kleine Mike in den Wald gelaufen, kilometerweit und voller Angst.
Ein Tatort-Sonntag ohne Leiche
Zur gleichen Zeit wird in Bamberg auf dem Domplatz ein nackter junger Mann gefunden. Und für einen Krimi ungewöhnlich: Er lebt! Gerade denkt man noch, der hat sie bestimmt nicht mehr alle, da sitzt der Jugendliche auch schon in einer Anstalt. In einer, in der innen alles so schön weiß ist. Und wo der Doktor ganz viel Verständnis hat. Und wo man ihn ans Bett schnallt. Ob der Junge so sei, weil er vielleicht keinen Vater hat, will der Doktor von der Mutter wissen, und sagt noch, dass das Ganze sicher irgendwie heilbar sei. Oder wenigstens… naja, dass man es wenigstens nicht mehr so merkt...
Kommissarin Ringelhahn verliebt sich
Und noch was passiert: Kommissarin Ringelhahn verliebt sich in einen Mann, von dem sich später rausstellt, dass er im Polizeicomputer steht. Ihm wird „sexuell inadäquates Verhalten“ vorgeworfen. Als Lehrer soll er zwei seiner Schüler belästigt haben, mit sexuellen Absichten. Ein Vorwurf, der Ringelhahn schwer mitnimmt, und sie an der neuen Liebe zweifeln lässt.
Fazit: ein verworrener, zusammenhangsloser Krimi
Wem das jetzt etwas zusammenhanglos erscheint, richtig! Denn genauso zusammenhanglos ist auch dieser Tatort aus Franken. Tiefe und Anteilnahme entwickeln sich erst spät im Film, jedenfalls bei mir, denn es gibt einfach zu viele lose Enden. Vieles ist verworren, man kommt schwer rein, und will doch nur raus. Und dann liegt auf einmal auch noch die Lösung des Falls auf der Hand, da hat der Tatort noch eine ganze halbe Stunde auf der Uhr. Was soll da noch passieren? So kriminalistisch? Nichts! Und deshalb kann ich auch einfach nicht mehr geben als zwei von fünf Elchen.