„Mir geht es erstaunlich gut“, sagt Tierfilmer Andreas Kieling in SWR3 – nur eine Woche, nachdem er in Rumänien von einem Bären angegriffen und schwer verletzt wurde. Nur Schmerzmittel müsse er noch nehmen – ohne seien die Schmerzen doch noch zu stark.
Er wolle den Angriff auch gar nicht überbewerten, sagt der Tierfilmer, ein bisschen Risiko gehöre zu jedem Beruf. „Ich habe in 32 Jahren auch schon mehrere schwere Angriffe von Tieren überlebt“, sagt Kieling – das sei ein guter Schnitt dafür, dass er bei Drehs sehr nah an den Tieren sei.
Das komplette Interview mit Andreas Kieling kannst du dir hier anhören!
Bär greift Tierfilmer an: Das ist passiert
„Ich habe instinktiv noch mein Stativ hochgerissen und dem Bär ins Maul gerammt, dann lag ich schon am Boden, der Bär über mir. Ich werde das nie vergessen.“ Andreas Kieling trägt einen dicken Verband um die Hand und hat Schrammen im Gesicht.
Sein Kopf ist von einer Mütze verdeckt, die er kurz hochhebt: „Es war extrem schmerzhaft, er hat mich skalpiert. Schaut euch das an.“ Er zeigt seine Kopfverletzungen, sagt dann: „Den Rest erspare ich euch.“
Kieling berichtet: Es ging alles wahnsinnig schnell, er habe den Bär nicht gesehen, der sei aus einem Gebüsch gekommen. „Dann lag ich schon am Boden, der Bär über mir, ich hab instinktiv mit dem Arm meinen Kopf geschützt, und deshalb hat er sich meine linke Hand vorgenommen, der Chirurg musste ein paar Knochen rausnehmen.“
Andreas Kieling: Tierfilmer überlebt Bären-Attacke
Kieling hatte vor der Veröffentlichung des Videos auch auf seiner Facebookseite ein Bild von sich mit blutigem Kopf, blutiger Hand und blutverschmierter Kleidung gepostet. „Bären-Angriff vor einer Woche bei Dreharbeiten über seltene Wasservögel in den Hochkarpaten! Dem Bären geht es gut, er ist nur seinem Instinkt gefolgt! Mir geht es auch wieder ganz ok!“
Tierfilmer Kieling nach Attacke: „Bären sind nicht auf der Welt, um uns zu töten!“
In seinem Facebook-Video betont er, dass den Bären keine Schuld träfe. Warum der angegriffen hat, wisse er nicht: „Es gibt tausend Möglichkeiten, vielleicht war es eine Bärin mit Jungen, die Paarungszeit geht los, bei den Männchen wallen die Hormone.“ Er wollte Wasseramseln und den Dreizehenspecht filmen, als der Bär angriff.
Kieling nimmt das Tier klar in Schutz:
Wo genau der Angriff erfolgte, geht aus den Facebook-Einträgen nicht hervor. Die Karpaten ziehen sich in einem weiten Bogen von Mittel- über Ost- bis nach Südosteuropa. Dort leben viele Braunbären. Allein in den rumänischen Karpaten leben schätzungsweise 5.000 bis 6.000 Braunbären. Vor allem die Bärenmütter mit ihren Jungen nähern sich oft Bauernhöfen, Stadträndern und zeltenden Touristen. Sehr häufig werden sie auch von Autofahrern auf den Landstraßen gesichtet. Die männlichen Alpha-Bären leben eher zurückgezogen in den höheren Berglagen.
Vor kurzem hatte Kieling in SWR3 Promi-Talk mit Thees von seinem Job als Tierfilmer erzählt. Den macht er seit 30 Jahren und berichtete bei SWR3-Moderator Kristian Thees von seinen Erlebnissen mit Bären, Primaten und Elefanten. In der Terra-X-Doku Der Bärenmann berichtet er von seinen eindrücklichsten Erlebnissen mit Küstenbraunbären, Grizzlys, Eisbären, Großen Pandas und Braunbären. Das ganze Interview könnt ihr hier anhören!
Das sollte man tun, wenn man auf einen Bären trifft
Bären sind grundsätzlich scheue Tiere. Trotzdem gibt es einige Dinge, die man beachten sollte, wenn man so einem Tier in der Natur begegnet:
- Ruhe bewahren: Bären greifen nur an, wenn sie sich bedrängt fühlen.
- Stehen bleiben und Abstand halten: Wer einen Bären sieht, sollte das Tier durch ruhiges Sprechen und langsame Armbewegungen auf sich aufmerksam machen.
- Im Auge behalten: Den Bären die ganze Zeit beobachten und langsam zurückziehen. Dabei dem Bären immer einen Weg zur Flucht lassen.
- Was man nicht tun sollte: Vor dem Bären wegrennen oder versuchen das Tier zu verscheuchen.
Sollte ein Bär näher kommen, rät das bayerische Umweltamt, sich flach auf den Bauch zu legen oder auf den Boden zu kauern. In dieser Position sollte man so lange bleiben, bis der Bär weit genug entfernt ist. „Der Bär wird in der Regel von Ihnen ablassen oder Sie nur beschnuppern“, heißt es auf der Webseite der Behörde.