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Stefan Scheurer
Stefan Scheurer (Foto: SWR3)

Fahrrad-Navis müssen viel mehr können als Auto-Navis. Da stellt sich die Frage, welche unterwegs wirklich am besten funktioniert. Wir geben Tipps und welche Klippen man besser umfährt.

Übersicht Test und Ratgeber Fahrrad-Navis:

Man kann sich alles ans Rad schrauben: Schlösser, Fahrradpumpen, Licht, Lieblings-Kuscheltiere. Bei Fahrrad-Navis gibt es erst einmal zwei Kategorien, die man unterscheiden muss:

Fahrrad-Navi: GPS-Fahrradcomputer oder die App auf dem Handy?

GPS-Geräte kommen noch aus einer Zeit, in der Handys nicht so leistungsfähig waren. Wer viel Fahrrad fährt, hat sich so ein Einzelgerät irgendwann einmal gekauft. Damit lassen sich am besten Strecken aufzeichnen, Höhen und Geschwindigkeit. Oft werden auch Sensordaten als Extras erfasst wie Tritt- oder Herzfrequenz.

Fahrradcomputer von Garmin (Foto: Pressestelle, Garmin Deutschland GmbH, Creative Commons)
Fahrradcomputer unterstützen vor allem beim Aufzeichnen der Route, der Sensoren und beim Auswerten: Welche Leistung trete ich und ist der Mini-Akku meiner High-End-Schaltung schon wieder leer?

Die GPS-Fahrradcomputer sind gut gegen Wasser und Stöße geschützt. Das Display lässt sich auch bei Sonne besser ablesen als das Handy. Einige dieser Geräte können auch navigieren. Das ist aber nicht ihr Hauptjob – und das merkt man auch.

GPS-Fahrradcomputer als Fahrrad-Navi

Mit diesem Funktionsumfang sind die GPS-Geräte eher etwas für Spezialisten, die genau wissen, was sie wollen. Wenn es rein um die Fahrrad-Navigation geht, vielleicht auch um das Erkunden schöner Strecken oder das Umschippen problematischer Stellen, haben heute Apps auf dem Handy die Nase vorn. 

Normalsterblichen Radfahrern, Ausflüglern und Mountainbikern jeder Art raten wir deshalb eher zu Apps auf dem Handy. Viele Handys sind jetzt schon wasserdicht und mit einer amtlichen Handyhülle auch problemlos und unfallfrei für Outdoor-Aktivitäten geeignet. 

Fahrradnavi im Test (Foto: SWR3)
Sichere Fahrrad-Halterungen müssen nicht teuer sein. Diese hier lässt sich mit einer Hand bedienen und hält auch bei rauem Fahrstil. Es bleibt trotzdem zu empfehlen, dass das Handy eine Outdoor-Hülle bekommt.

Welche Fahrradhalterung fürs Handy macht Sinn?

Gute Fahrradhalterungen gibt es ab 15 bis 20 Euro, der Tipp ist hier: Am besten, man entscheidet sich für ein Modell, bei dem man das Handy mit einer Hand in die Halterung stecken (oder entfernen) kann. Das erspart das lästige Fummeln, wenn man im Stand das Handy frei bekommen möchte, um einen Schnappschuss zu machen. Und man darf überrascht sein:

Auch das Gerüttel und Geschüttel im rauen Gelände halten diese Halterungen aus. Nicht empfehlenswert sind alle Halterungen, die wie auch immer das Handy mit einem Gummi befestigen – aus ganz offensichtlichen Gründen: Damit beginnt nur ein einziges Vibrieren für das Handy. Das ist nur was für den Notfall, wenn man beispielsweise das Handy am Leihrad montieren mag und schnell eine zusammengeknüllte Gummi-Halterung aus der Hosentasche holen muss.

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Was können Fahrrad-Navi-Apps besser?

Handys haben viele Vorteile, da sie – anders als die reinen Fahrrad-GPS-Geräte – viel öfter Internet zur Verfügung haben: für die Routenplanung, für aktuelle Tipps auf der Strecke oder für das Livetracking im Freundeskreis. Die Flexibilität von Handys und Apps machen die Fahrrad-Navigation auf dem Handy heute eigentlich unschlagbar – ganz zu schweigen von den geringeren Anschaffungskosten, denn jeder hat ein Handy.. 

Die größten Nachteile sind hier, dass der Handyakku schneller leer werden könnte, wenn man den ganzen Tag durch die Gegend navigiert. Wer lange Touren mit dem Handy macht, sollte sich die Mitnahme einer Powerbank überlegen, um in Pausen laden zu können. Die Lesbarkeit des Displays bei Sonne ist bei heutigen Geräten nur in Extremsituationen ein Problem, wenngleich schlechter als bei den
GPS-Fahrradcomputern. Außerdem wird bei fast allen Apps die Route auch angesagt.

Ist Komoot die beste Fahrrad-Navi-App?

Der Funktionsumfang von Komoot ist von fast allen anderen Fahrrad-Navi-Apps derart weit entfernt, dass man kaum um diese App herumkommt. In der kostenlosen Version lassen sich bereits gute Kartendarstellungen abrufen und Funktionen nutzen.

Fahrradnavi im Test (Foto: SWR3)
Sportlich den Berg runterkommen: Komoot sucht sich die Route (und die Zeitberechnung) so zu Recht, dass es zur Eingabe passt.

Das Erstellen der Route, die Planung und die Navigation sind vorbildlich, sogar unterwegs sind Änderungen sehr einfach einzuplanen. Besonders hilfreich ist es, die eigene Fitness anzugeben, damit der nächste viel zu steile Berg nicht der letzte auf der Tour ist. 

Route wird anhand der Sportlichkeit vorgeschlagen

So sucht sich Komoot bei sportlichen Fahrern anstrengendere Routen zum Ziel. Mountainbiker bekommen andere Routen angezeigt als Rennradfahrer usw. Die Routen lassen sich im Vorfeld am PC planen, das schafft in dieser Qualität nur noch Bikemap. Es gibt eine große Community, bei der es (anders als beispielsweise bei Strava) weniger um Wettbewerb geht – eher um tolle Erlebnisse und schöne Bilder.

Welche Fahrrad-Navi-App für die Stadt?

Komoot macht auch Vorschläge für schöne Touren für bestimmte Regionen, den Urlaub beispielsweise. Einige sind von Tourismusverbänden gesponsert und daher auch ganz offiziell.

Fahrradnavi im Test (Foto: SWR3, Komoot)
Wenn die Fitness streikt, dann wird die Strecke einfacher.

Allerdings muss man sagen, dass viele Vorschläge oft nicht von Menschen erstellt wurden. Wenn es dumm läuft, kann man bei Komoot als Mountainbiker auch mal vor einer Steintreppe im Nirgendwo stehen. Aber hey, echte Mountainbiker tragen ihr Rad.

Trotzdem: Außerhalb von Städten ist keine Kursführung so clever regelbar wie jene von Komoot. Ärgerlich bleibt, dass Komoot nicht mal im Ansatz Sensoren aufzeichnen kann. Die Herzfrequenz muss man also zusätzlich anders tracken, wenn man es mag. Und Offline-Karten gibt es nach dem ersten Mal nur gegen ein Bezahl-Abo – und Bezahl-Abos hat Komoot leider reichlich.

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Tipp: Manche Tourismusverbände bezahlen den Komoot-Nutzern den Download von Karten und die Offline-Nutzung aus ihrer Region mit einem Gutscheincode. Googeln kann sich da lohnen für den Urlaub.

Ist Bikemap die beste Fahrrad-Navi-App?

Bikemap kommt mit ähnlichen Funktionen daher wie Komoot, ist allerdings nicht so umfangreich. In unserem Test haben wir gute Erfahrungen gemacht mit der Navigation, besonders auch außerhalb der Stadt. Rennradfahrer wurden auf Straßen, Mountainbiker auf Feldwegen durch die Gegend geleitet – vorausgesetzt, man bezahlt fürs Abo. Mehr Einstellmöglichkeiten gibt für die Routenwahl allerdings so ohne weiteres nicht. Wer die Route auf dem PC plant, kann sie mit der Maus ähnlich wie bei Komoot oder Google Maps anpassen. Das ist super.

Bikemap Karte (Foto: Screenshot App, Bikemap App)
Die Navigation ist gut und einfach, die vorhandenen Karten leider nicht sehr hübsch.

Weniger gut gefallen hat uns die Auswahl der Karten. Hier macht sich Bikemap die Sache zu leicht – und zwar ganz ohne Grund. Obwohl sowohl Komoot als auch Bikemap auf die selbe Datenbasis zurückgreifen wie im übrigen auch SWR3 beim Verkehr (Openstreetmap-Karten, OSM), sieht es bei Komoot aufgeräumter aus. Die OSM-Karten im Original sind nicht sonderlich cool. Und viel Arbeit, diese Karten cool zu bekommen, ist es eigentlich nicht. Dafür ist der Preis etwas zu hoch.

Ist Maps.me die beste Fahrrad-Navi-App?

Der große Vorteil dieser etwas einfacheren Fahrrad-Navi-App ist, dass sie kostenlos offline funktioniert – das geht sonst nur bei Google Maps oder Spezialisten wie Lotus. Wie bei den meisten anderen Fahrrad-Navi-Apps leistet Maps.me in der Stadt gute Navigationen bei einfacher Bedienung.

Sehr schön gelöst ist der Zugriff auf besonders spannenden Punkte (POIs, Points Of Interest genannt). Man kann sich also auf der Route beispielsweise Sehenswürdigkeiten ansehen.

Fahrradnavi im Test (Foto: SWR3, Maps.me)
Ui, das wird aber ein langer Umweg: Wenn man nicht angeben kann, welches Rad man fährt oder welchen Schwierigkeitsgrad die Route haben soll, funktioniert Maps.me nicht immer gut. Berge und Höhenlinien zeigt die App schlecht oder gar nicht an. Allerdings bietet keine App so viele aussergewöhnliche Extrapunkte wie Sehenswürdigkeiten oder In-Kneipen.

Außerhalb der Stadt wird es düster: Wer im Wald über einen Berg fahren möchte, kann nicht auswählen, welcher Weg bei welcher Steigung gewählt werden soll – Maps.me macht einfach irgendwas. Das führt zu teils recht umständlichen Wegen.

Ist Google Maps die beste Fahrrad-Navi-App?

Der Platzhirsch der Autonavigation gibt sich Mühe: Als einzige App werden auch im Fahrrad-Modus Alternativen zum Ziel angeboten. Aber selbst im Wald kann man auf erstaunliche Fehlleistungen schauen: In unserem Test schickt uns Google Maps vom Fremersberg nach Sinzheim über eine steile Downhillstrecke. 

Fahrradnavi im Test (Foto: SWR3)
Google Maps will immer schnell zum Ziel mit kuriosen Vorschlägen: zur Not fast senkrecht den Berg runter. Immerhin kann ich mir raussuchen, wo genau ich mir den Hals brechen möchte.

Gelände-Hindernisse sind für alle Fahrrad-Navis eine Herausforderung

Wer also nur mit dem Touren-E-Bike unterwegs ist, merkt ggf. zu spät, wie gefährlich die Tour gerade ist. Google Maps eignet sich deshalb wie die meisten anderen einfachen Apps eher für den ungeübten quick-and-dirty-Fall: mal eben durch die Stadt zum Ziel fahren.

Was ist mit Strava, Sports Tracker und Co.?

Diese sehr populären Apps haben eine andere Zielgruppe: Die Apps richten sich primär an sportliche Fahrer, die ihre Leistungen tracken wollen, Herzfrequenz inklusive. Jede hat so ihre Vor- und Nachteile: Strava bietet Wettkampfmöglichkeiten mit Freunden in der Community. Navigation kostet extra.

Fahrradnavi im Test (Foto: SWR3, Strava)
Wer es bei Strava über die Bezahlschranke schafft bekommt immerhin eine Routennavigation, auf der ich mir den Untergrund auswählen kann. Damit kommt man auch individuell sehr weit, aber es kostet eben Geld.

Sports Tracker erkennt beim Aufzeichnen, wo tatsächlich Sport gemacht wurde (Skipisten und Skilifte werden beispielsweise unterschieden). Ex-Runtastic hatte mal denselben Gedanken, aber der aktuelle Besitzer Adidas hat die App zur Lauf- und Trainingsapp umgebaut. Auf Radfahren liegt also nicht der Fokus.

Wer Puls- oder andere Sensoren des Rads anschließen mag, um die Werte in die Aufzeichnung mit einzubeziehen, landet allerdings schnell mal in der digitalen Steinzeit, Stichwort Verbindung über Bluetooth, und nicht jede App mag jeden Pulsmesser. Navigieren können sie alle entweder nur schlecht oder garnicht.

Fazit der Fahrrad-Navis im Test: Es kommt drauf an

Es hängt also davon ab, was man sucht: Wer schöne Touren abseits der Stadt fahren mag, kommt mit Komoot oder Bikemap gut klar. Beide sollte man ausprobieren, um zu verstehen, ob das kostenlose Paket reicht – oder wie viel einem was genau wert ist. Wer aufs Datenvolumen schauen muss und kostenlos die flache Gegend oder Stadt erkunden mag, hat mit Maps.me eine Chance. Und Google Maps Fahrrad bleibt fürs Einfache übrig. Wer primär oder zusätzlich seine sportlichen Aktivitäten tracken mag, ist aber bei all diesen Apps falsch.

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