Am Montagmittag ist ein Mann mit einem Auto in der Mannheimer Innenstadt in eine Menschenmenge gefahren. Zwei Personen kamen ums Leben. Ein Taxifahrer konnte verhindern, dass der Täter flieht.
In Mannheim ist am Montag gegen 12:15 Uhr ein Mann mit einem Auto durch die Fußgängerzone gerast. Eine 83-Jährige und ein 54-Jähriger kamen dabei ums Leben. Die Zahl der Verletzten korrigierte das Landeskriminalamt (LKA) am Mittwochnachmittag von 11 auf 14, darunter sei auch ein zweijähriges Kind. Mehrere Menschen wurden schwer verletzt.
Todesfahrt in Mannheim: Diese Fake News kursieren im Internet
- Was ist über den Täter bekannt?
- Das ist zur Tat bekannt
- Anteilnahme und Reaktionen aus der Politik
- Notfallseelsorge und Bürgertelefon
- Mannheimer Polizei bittet um Mithilfe: keine Fotos oder Videos posten
„Der Mann, der kein Held sein will, sich aber ein Herz gefasst hat“ – unser SWR3 Posting der Woche
Wäre er nicht gewesen, wäre vielleicht noch Schlimmeres passiert ... Als der Täter in einer Sackgasse wenden wollte, blockierte A. Muhammad dessen Wagen mit seinem Taxi. Von vielen wird er für seinen mutigen Einsatz nun gefeiert und unser SWR3 Reporter Christian Scharff hat an ihn das Posting der Woche geschrieben:
„Lieber A. Muhammad,
ich war richtig berührt, als Du erzählt hast, was Dich angetrieben hat, so viel zu riskieren. Du hast als Mannheimer gehandelt, das ist Dir wichtig, als Einwanderer in einer bunten Stadt. Dein Satz: ‚Mannheim hat mir so viel gegeben, da wollte ich etwas zurückgeben‘ ist ein guter Satz für unser Land. In Mannheim werden sie Dich dafür lieben. Nicht alle trauen sich, so viel aufs Spiel zu setzen, sich so reinzuhängen in einer brutal gefährlichen Situation, wenn einer durch die Fußgängerzone rast und Menschen überfährt. Jetzt ist es nicht immer ratsam, in solchen Situation einzugreifen, aber die Aktion in Mannheim war klasse:
Als der Amokfahrer angerast kam durch die breite Innenstadtstraße mitten in den Mannheimer Quadraten, hast Du gemerkt, da stimmt was nicht. Gas geben, sich an das Tatfahrzeug heften, dabei ununterbrochen hupen und Menschen warnen, das war eine Aktion. Und dann den Amokfahrer in einer Sackgasse festsetzen, sorry, aber das war jetzt fast wie im Kino. Und mit einem guten Ende für Dich. Denn der Täter hat dann mit einer Schreckschusspistole auf Dich geschossen. ‚Gott sei Dank‘, nur eine Schreckschusspistole, hast Du gesagt und ich habe es auch gedacht.
Du bist vor 14 Jahren aus Pakistan in die Stadt gekommen, hast seit 2017 einen deutschen Pass und bist Muslim. Und Du hast auch als Muslim gehandelt, auch das ist Dir wichtig: nach einer der bekanntesten Sätze aus dem Koran: ‚Wenn du einen Menschen rettest, rettest du die ganze Welt‘.
Es muss nicht die ganze Welt sein, aber die Menschen spüren genau, wenn jemand so ein Zeichen setzt – als Einwanderer, als Mannheimer. Die Stadt, in der so viele Menschen aus der ganzen Welt leben und die ein starkes Wir-Gefühl hat, wird sich erinnern. Sie werden dich grüßen, wenn Du mit deinem Taxi durch die Stadt fährst. Den Mann, der kein Held sein will, der sich aber ein Herz gefasst hat und damit vielleicht Menschenleben gerettet hat.“
Mannheimer Taxifahrer stoppt Auto: „Ich bin kein Held“
Der Taxifahrer hatte den Täter offenbar an der Weiterfahrt gehindert. A. Muhammad sagte bei einem Treffen mit dem Mannheimer Oberbürgermeister Christian Specht (CDU), er sei dem Auto gefolgt und habe es schließlich gestoppt. Passanten habe er durchs offene Fenster und mit seiner Hupe gewarnt. Auch LKA und Staatsanwaltschaft sind der Ansicht, der Taxifahrer habe dazu beigetragen, „den Tatverdächtigen an der Fortführung der Fahrt zu hindern“.
Er habe nicht nachgedacht, sagte der pakistanischstämmige Mann. Sein Herz und seine Religion hätten ihn geleitet. Muhammad ist Mitglied der Ahmadiyya-Muslimgemeinde. Er wolle auch ein Zeichen gegen Hass setzen, erklärte der Taxifahrer. Und sich dafür einsetzen, dass Mannheim Offenheit und Toleranz bewahre.
Ich bin kein Held. Das ist meine Arbeit. Ich bin Mannheimer. Ich bin Muslim. Mannheim hat mir viel gegeben.
Mehr über den Taxifahrer A. Muhammad von SWR Reporter Christian Scharff:
OB Specht bedankte sich bei Muhammad und nannte dessen Handeln „geistesgegenwärtig und mutig“.
Was ist über den Täter von Mannheim bekannt?
Bei dem Täter handelt es sich laut Polizei um einen 40-jährigen Deutschen, der in Ludwigshafen wohnt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft von Freitag wollte er sich von der Polizei erschießen lassen. So habe er im Zuge seiner Festnahme Polizisten aufgefordert, ihn zu erschießen.
Zuvor habe Alexander S. versucht, sich durch einen Schuss in den Mund mit einer Schreckschusswaffe das Leben zu nehmen, teilte das Landeskriminalamt (LKA) am Dienstagabend mit. Deshalb wurde er zeitweise im Krankenhaus behandelt und kam anschließend in Polizeigewahrsam. Für die Waffe hatte er laut Staatsanwaltschaft keine Erlaubnis.
Gegen ihn wurde Haftbefehl wegen zweifachen Mordes und fünffachen Mordversuchs jeweils in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung und Körperverletzung in elf Fällen erlassen. Mittlerweile wurde er in eine Justizvollzugsanstalt gebracht.
Laut LKA-Mitteilung von Mittwoch liegt nach bisherigen Erkenntnissen „seit vielen Jahren eine psychische Erkrankung“ bei S. vor. Demnach habe sich dieser in der Vergangenheit regelmäßig in ärztlicher beziehungsweise psychiatrischer Behandlung befunden, 2024 auch stationär. Zuvor ging das LKA bereits davon aus, dass sich S. während der Tat in einem psychischen Ausnahmezustand befunden habe. Er handelte demnach als Einzeltäter.
Es gebe „weiterhin keine Anhaltspunkte dafür, dass der konkreten Tat ein extremistisches oder politisches Motiv zugrunde lag“. Mögliche Kontakte des Täters ins rechtsextreme Milieu seien bekannt und stünden ebenfalls im Fokus der Ermittlungen.
Bis in die späten Abendstunden hatten Ermittler am Montag die Wohnung des Mannes durchsucht. Dabei haben sich laut LKA „keinerlei Hinweise auf die Beweggründe oder ein Motiv“ ergeben. S. selbst habe vor dem Haftrichter keine Angaben gemacht.
Sichergestellte Gegenstände, wie ein Zettel, der auf dem Armaturenbrett des Tat-Autos klebte und krakelige Notizen und mathematische Formeln enthält, werden noch untersucht.
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Nach tödlicher Autofahrt: Mannheim trauert
Am späten Dienstagnachmittag fand in der Mannheimer Citykirche Konkordien eine ökumenische Andacht statt. Vor zwei Tagen habe man noch friedlich Fasnacht gefeiert, sagte Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU). Nun gedenke man der Opfer und Angehörigen. Gleichzeitig dankte er allen Einsatzkräften und Helfenden. Zahlreiche Rettungskräfte und Mitarbeitende der Notfallseelsorge waren unter den Teilnehmenden der Andacht.
Das Leben der Stadt, die Freude über Fasching, sind binnen Minuten dem Entsetzen gewichen.

Im Rathaus wurde ein Kondolenzbuch ausgelegt, in das sich Bürgerinnen und Bürger eintragen können. An den städtischen Gebäuden wurde Trauerbeflaggung gehisst. Um Mannheim am Tag nach der Todesfahrt ging es auch im SWR3 Topthema:
Auto fährt in Menschenmenge in Mannheim – das ist zur Tat bekannt
Alexander S. ist am Montagmittag mit einem schwarzen Kleinwagen durch die Fußgängerzone in den Mannheimer Quadraten gerast und hat dabei mehrere Menschen erfasst. Nach Angaben des Landeskriminalamts (LKA) ist er vom Friedrichsring am Mannheimer Wasserturm in die Planken eingebogen und darüber Richtung Paradeplatz im Zentrum der Quadrate gefahren.
Das Tatfahrzeug ist laut Polizei durch Augenzeugen bekannt gewesen und im Bereich des Quadrats E7 verlassen aufgefunden worden. In unmittelbarer Nähe, in der Hafenstraße im Stadtteil Jungbusch, hätten Beamte den Fahrer festnehmen können.
Die Fußgängerzone in Mannheim ist wegen der Faschingssaison seit einigen Tagen eine Art Jahrmarkt mit verschiedenen Ständen. Wegen des Rosenmontags waren viele Leute unterwegs. Teile der Innenstadt waren für mehrere Stunden abgesperrt.
Hier hat sich die Tat ereignet:
Anteilnahme und Reaktionen aus der Politik
Bei einer Pressekonferenz am Montagabend haben BW-Innenminister Thomas Strobl (CDU), BW-Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und der Mannheimer Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) den Betroffenen ihre Anteilnahme und den Einsatzkräften ihren Dank ausgesprochen.
„Das ist nun wirklich schwer zu ertragen und auszuhalten“, sagte Kretschmann. Er versicherte, der Staat tue alles, was er könne, um die Bürgerinnen und Bürger zu schützen. Aber:
Das ist eine Tat, bei der man merkt, dass es hundertprozentigen Schutz nicht geben kann.
Faeser sagte, die Polizei habe „einen herausragenden Job“ geleistet. Innerhalb von zehn Minuten seien 30 Polizeiwagen vor Ort gewesen. Die Tat nannte sie einen „Horror am helllichten Tag, bei schönstem Wetter, in der Mittagspause, wo viele Menschen draußen sind“.
Mannheim: Notfallseelsorge und Bürgertelefon
Ein Container der Notfallseelsorge von Stadt und evangelischer sowie katholischer Kirche steht bis einschließlich Freitag am Plankenkopf gegenüber des Wasserturms bereit. Die Helfer der Notfallseelsorge sind an ihren lilafarbenen Westen zu erkennen und sind von 11 bis 17 Uhr vor Ort.
Zunächst hätten sich überwiegend Mitarbeitende aus den Einzelhandelsgeschäften an die Seelsorger gewandt, sagte Ulrich Nellen, evangelischer Koordinator der Notfallseelsorge Mannheim, am Dienstag der Nachrichtenagentur epd. Manche hätten die Tat gesehen. Andere hätten verstörende Bilder von Verletzten im Kopf.
Die Stadt Mannheim hat „für alle betroffenen Personen und Augenzeugen des Vorfalls“ ein Bürgertelefon unter der Nummer 0621-293-6370 eingerichtet. Es ist täglich von 7:30 bis 18 Uhr besetzt.
Mannheimer Polizei bittet um Mithilfe: keine Fotos oder Videos posten
Die Polizei bittet, keine Videos und Fotos der Tat oder den Einsatzmaßnahmen zu teilen. Stattdessen solle das Hinweisportal genutzt werden, dort könne Bild- und Videomaterial für Ermittlungszwecke hochgeladen werden. Auch ein Hinweistelefon wurde eingerichtet, das ihr unter der Nummer 0800-503 503 555 erreichen könnt. Sie warnt außerdem vor Falschinformationen über die Tat und den mutmaßlichen Täter, die derzeit im Netz kursieren - mehr dazu findet ihr hier:
So erkennt ihr Falschnachrichten Todesfahrt in Mannheim: Diese Fake News kursieren im Internet
In Mannheim ist ein Auto in eine Menschenmenge gefahren. Zu der Tat kursieren verschiedene Fake News im Internet. Sprachnachrichten, ein Ausweis und eine vermeintliche Polizeimeldung: alles angebliche Infos zu dem Täter, die gar nicht stimmen.
SWR Aktuell hat in einem Live-Ticker über die Ereignisse in Mannheim berichtet:
Auto rast in Menschenmenge Das war der Ticker zum Polizeieinsatz in Mannheim: ++ Verdächtiger verletzte sich mit Schreckschusswaffe ++ Hinweise auf psychische Erkrankung ++
In Mannheim ist am Montag ein Auto in eine Menschenmenge gerast. Es gibt Tote und Verletzte. SWR Aktuell BW berichtet in einem Liveticker.
Wieder wird Mannheim von einer erschreckenden Tat getroffen
Die tödliche Fahrt durch die Mannheimer Fußgängerzone und der Großeinsatz der Polizei weckten bei vielen Erinnerungen an eine weitere erschreckende Tat im Herzen der Stadt: Vor nicht einmal einem Jahr attackierte und verletzte ein Afghane Mitglieder einer Kundgebung auf dem Marktplatz mit einem Messer. Der Polizist Rouven Laur wurde dabei tödlich verletzt. Der Marktplatz befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Paradeplatz.
In anderen Städten haben sich innerhalb weniger Wochen Vorfälle ereignet, bei denen der Täter mit einem Auto Menschen verletzt und getötet hat, wie im Dezember auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg oder im Januar bei einer Demonstration von Verdi in München.
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Die Presseabteilung der Polizei verfasst zu vielen Einsätzen einen kurzen Bericht. Der wird den Medien zur Verfügung gestellt. Sie liefern Informationen zum Beispiel zu Unfällen, Ermittlungen und Festnahmen. Außerdem veröffentlicht die Polizei auch Zeugenaufrufe oder Bilder von vermissten Personen und bittet die Medien darum, die Informationen zu verbreiten.
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Die dpa ist eine Nachrichtenagentur. Dort arbeiten Journalisten, Kameraleute, Fotografen. Sie sind in Deutschland und weltweit bei wichtigen Ereignissen dabei. Informationen, Bilder und Videos stellen sie anderen zur Verfügung. Das hat den Vorteil, dass Zeitungen, Sender und Online-Portale über Themen berichten können, bei denen sie keine eigenen Leute vor Ort hatten. Weitere Nachrichtenagenturen, mit denen wir arbeiten, sind zum Beispiel Reuters, AFP, AP und SID.
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