Stell dir vor, dir schreibt jemand, du sollst so tun, als wärst du entführt worden, weil sonst deiner Familie etwas angetan wird. Einem Austauschschüler aus China ist das passiert.
Cyber-Kidnapping: Lösegeld ohne echte Entführung
Kai Zhuang ist 17 Jahre alt, macht zur Zeit ein Austauschjahr an einer High School im US-Bundesstaat Utah – und wurde offenbar Opfer von Cyber-Kidnapping. Dabei wird Betroffenen eingeredet, dass ihrer Familie etwas geschieht, wenn sie sich nicht isolieren und Fotos von sich liefern, die aussehen, als seien sie entführt worden. Die Kriminellen schicken diese Bilder dann wiederum an die Familie der Opfer und erpressen so Lösegeld. Im Fall von Kai Zhuang haben seine Verwandten in China 80.000 Dollar an die angeblichen Kidnapper überwiesen.
USA-Korrespondentin Julia Kastein berichtet über den Fall:
17-Jähriger erfriert fast in der Wildnis von Utah
Kai war am Donnerstag (28. Dezember) vermisst gemeldet worden, nachdem seine Familie die Gast-High-School in Riverdale kontaktiert und berichtet hatte, dass der Teenager entführt worden sei. Seiner Gastfamilie war das Verschwinden des Jugendlichen offenbar noch gar nicht aufgefallen.
Die Polizei konnte ihn schließlich halb erfroren am Sonntag über eine Funkzellenabfrage orten – in der Wildnis nahe der Stadt Brigham City, rund 40 Kilometer von seinem Wohnort entfernt. Dort hatte er ein kleines Zelt an einem verschneiten Berghang aufgeschlagen. Wegen der Kälte hatte man schon Sorge, er könne erfrieren. Er war aber nicht nur komplett durchgefroren, sondern auch sehr hungrig, als er gefunden wurde. So war sein innigster Wunsch – neben einem Telefonat mit seinen Eltern – ein Cheeseburger.
Cyber-Kidnapping von Gastschüler – kein Einzelfall
Es ist nicht der erste Fall von Cyber-Kidnapping – und ganz sicher nicht der letzte. Laut FBI haben es Online-Betrüger momentan häufiger auf ausländische Gastschüler abgesehen, vor allem welche aus China. Die chinesische Botschaft in den USA rief ihre Bürger dazu auf, gegenüber „virtuellen Entführungen“ und anderen Formen des Telefon- und Online-Betrugs auf der Hut zu sein.