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Malte Dedecek
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Jessica Brandt
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Müdigkeit ist die am meisten unterschätzte Unfallursache und sorgt jährlich für mehr Verkehrstote als Alkohol im Straßenverkehr. Wir zeigen euch, wie ihr euch selbst davor schützen könnt.

Mit schweren Augenlidern noch eben die letzten drei Kilometer nach Hause – oft geht es gut, aber wenn nicht, dann ist das Ergebnis meist fatal. Ungebremste Auffahrunfälle, Fahrten vor Hindernisse oder in den Graben sind dann das Resultat. Die Dunkelziffer bei Unfällen durch Müdigkeit ist hoch, denn schließlich kann Müdigkeit nicht wie Alkohol gemessen werden. Wer zugibt, dass er müde war, gibt eben auch eine Straftat zu, weil er andere gefährdet hat.

Was versteht man unter Sekundenschlaf?

Der Sekundenschlaf ist die letzte Stufe im übermüdeten Fahren und sorgt für viel Blindflug. Bei 130 km/h legt ihr pro Sekunde 36 Meter zurück – bei drei Sekunden sind es rund 108 Meter – da endet die Fahrt schnell am Baum, Brückenpfeiler oder in der Böschung.

Was passiert bei Müdigkeit?

Bereits schon vor dem Sekundenschlaf sind wir hinter dem Steuer nicht mehr zu gebrauchen. Durch die Müdigkeit verringert sich der Muskeltonus und damit die Chance, ausreichend schnell zu reagieren. Auch die Verarbeitung von Ereignissen im Gehirn läuft generell langsamer ab. In einer Notsituation ist eine verspätete Reaktion eben oft eine zu späte Reaktion.

Wenn ihr 17 Stunden wach seid und fahrt, habt ihr ein Reaktionsvermögen wie mit 0,5 Promille Alkohol im Blut. Nach 22 Stunden reagiert ihr wie mit einem Promille Alkohol.

Müdigkeit lässt sich nicht unterdrücken, genau wie das Atmen. So wie der Körper irgendwann unaufhaltsam einatmet, übernimmt er auch bei Müdigkeit die Kontrolle und ihr schlaft automatisch ein. Viele Warnzeichen nehmt ihr selbst dabei gar nicht wahr. Auch der Biorhythmus spielt eine Rolle.

Zwar passieren viele Müdigkeitsunfälle nachts zwischen 2 und 5 Uhr, aber auch morgens zwischen 6 und 8 Uhr oder am Nachmittag zwischen 14 und 16 Uhr gilt es, in Sachen Müdigkeit beim Autofahren besonders in sich hineinzuhorchen.

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Sekundenschlaf: Sicher durch Assistenten?

Viele Autos haben mittlerweile Aufmerksamkeitsassistenten, die mit einem Ton oder einer angezeigten Kaffeetasse im Display warnen. Die Assistenten arbeiten je nach Ausstattung verschieden. Die meisten nutzen die Daten des Lenkwinkelsensors, der zum Antischleuderassistenten ESP gehört, um abrupte Lenkkorrekturen zu erfassen, die auf Müdigkeit hindeuten.

Andere Autos verwenden auch zusätzlich den Spurhalteassistenten oder gar Innenraumkameras, die den Wimpernschlag erfassen. Manche Systeme sind in der Erfassung zuverlässiger als andere, doch letztendlich ist das egal, wenn die Fahrer entsprechende Warnungen ignorieren.

Eine Studie belegt, dass Autofahrer mit Aufmerksamkeitsassistenten übermüdet sogar 20 Minuten länger fahren als ohne. Anfangs fühlen sie sich in einer falschen Sicherheit, später werden sie durch die Warnungen eher motiviert durchzuhalten. Effektiv wäre nur ein System, das bei Übermüdung das Fahrzeug stoppt, aber so einen gefühlt entmündigenden Assistenten würde wohl niemand kaufen.

Was wirklich hilft bei Müdigkeit am Steuer

Fenster auf, Kaugummi kauen, Musik laut drehen, in den Arm kneifen und Kaffee trinken – das nützt alles nichts. Koffein wirkt erst nach rund einer halben Stunde und auch nur, wenn es sonst eher in Maßen eingenommen wird. Außerdem kommt die Müdigkeit oft umso stärker zurück, wenn die Wirkung von Koffein nachlässt.

Das Einzige, was wirklich hilft, ist schlafen. Maximal 30 Minuten sind perfekt, denn das ist die Zeit, bevor es in den Tiefschlaf geht. Eine Notlösung, wenn schlafen nicht geht, ist Bewegung.

Ein paar Runden ums Auto rennen und Kniebeugen machen bringt den Kreislauf in Schwung; das hilft zumindest für kurze Zeit. Generell solltet ihr auch ohne Müdigkeitserscheinungen bei längeren Fahrten Pausen einplanen, weil die Aufmerksamkeit nachlässt. Nach vier Stunden Fahrt ohne Pause verdoppelt sich das Unfallrisiko, nach sechs Stunden ist es bereist verachtfacht. Deshalb lieber länger fahren, als gar nicht ankommen.

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