Polizisten, die nachts über eine Weide stapfen und dabei mit Kuhglocken läuten. Dieses abstruse Bild hat sich vor Kurzem im 4.000-Seelen-Ort Aarwangen in der Schweiz geboten. Ein Spezialteam für Lärmschutz hat so getestet, ob die Kuhglocken wirklich zu laut sind.
SWR3 hat mit dem Aarwanger Bürgermeister Niklaus Lundsgaard-Hansen gesprochen. So beschreibt er das ungewöhnliche Vorgehen:
Tradition oder Lärmbelästigung? Gebimmel sorgt für Streit
Ausgelöst wurde der Polizeieinsatz durch die Beschwerde eines Ehepaars. Das sagt: Sie können wegen dem lauten Gebimmel nicht schlafen. Die rund 15 Kühe in der Nähe ihrer Wohnung sollen zumindest nachts deswegen keine Glocken mehr tragen.
Ganz anders sehen das die Traditionalisten im Ort. Als Reaktion gründen sie eine „Glocken-Initiative“. Um das Glockenläuten zu schützen, wollen sie eine Volksabstimmung erzwingen. Und die Aarwanger entpuppen sich als wahre Glocken-Liebhaber: Innerhalb von zwei Monaten unterzeichnet fast jeder dritte der Stimmberechtigten.
Geschützt werden soll nicht nur die Kuh- sondern auch das Kichengeläut. Denn auch da gibt's immer wieder Ärger.
Causa Kuhglocke: Volksabstimmung soll schlichten
Über die Volksabstimmung soll also endlich wieder „Ruhe“ im Ort einkehren. Die Gemeinde will dafür einen Entwurf erarbeiten, der Tradition im Rahmen des Lärmschutzes erlaubt.
So drückt das Bürgermeister Niklaus Lundsgaard-Hansen aus:
Die Abstimmung soll im Juni stattfinden. Bürgermeister Lundsgaard-Hansen geht davon aus, dass es zu keiner allgemeinen Einschränkung des Geläuts kommen wird. Stattdessen wird bei einer Beschwerde jeder Fall für sich betrachtet. Polizisten mit Kuhglocken könnte man auf den Schweizer Weiden dann also noch öfter sehen.
Behörde: Prüfmethode der Polizei ist zulässig
Die übergeordnete Behörde hat dieses Vorgehen nämlich geprüft und sagt: Polizisten mit Kuhglocken auf der Weide sind als Prüfmethode in Ordnung.
Das Ergebnis im konkreten Fall ist übrigens, dass die Glocken nachts tatsächlich zu laut sind. Eine gerichtliche Entscheidung steht noch aus. Dann aber müssen die 15 betroffenen Kühe nachts vielleicht schon bald ohne Kuhglocke herumspazieren.