ChatGPT & Co.: Immer häufiger begegnen wir künstlicher Intelligenz im Alltag. Wir zeigen euch, was KI heute bereits kann – und was eben noch nicht.

Mensch und künstliche Intelligenz (Foto: SWR)

SWR3-Report Künstliche Intelligenz: Nutzen und Risiken für uns

Dauer

SWR3-Reporter Nils Dampz hat sich in Kalifornien umgehört, um herauszufinden, was mit künstlicher Intelligenz heute bereits möglich ist – und wie wichtig der Faktor Mensch heute und in Zukunft sein wird. Mit Abstechern nach Hollywood, in die Musikbranche und ins SWR3-Radiostudio, wo SWR3-Moderator Volker Janitz KI-Tools zum Klonen menschlicher Stimmen im Selbstversuch getestet hat. Wie das klingt, hört ihr in dieser Ausgabe des SWR3-Report.

SWR3-Reporter Nils Dampz hat sich in Kalifornien umgehört, um herauszufinden, was mit künstlicher Intelligenz heute bereits möglich ist – und wie wichtig der Faktor Mensch heute und in Zukunft sein wird. Mit Abstechern nach Hollywood, in die Musikbranche und ins SWR3-Radiostudio, wo SWR3-Moderator Volker Janitz KI-Tools zum Klonen menschlicher Stimmen im Selbstversuch getestet hat. Wie das klingt, hört ihr in dieser Ausgabe des SWR3-Reports.

Was ist an der These dran, dass KI unsere Jobs bedroht? Diese und andere Befürchtungen haben wir mit Experten aus dem Bereich Künstliche Intelligenz für euch gecheckt!

KI-Stimmen im Radio – unser großes Experiment 

Wir haben es ausprobiert: Eine KI-Stimme moderierte eine Sendung im Radio. Hinter der KI-Stimme versteckt sich Volker Janitz. Im Podcast hört ihr Ausschnitte aus der Sendung.

Wie funktioniert das mit der KI-Stimme überhaupt?

Der SWR3-Moderator hat im Vorfeld bereits Tonaufnahmen an den KI-Experten Michael Katzlberger aus Wien geschickt. Mit Hilfe der Tonaufnahmen wurde das Modell gefüttert und so entstand die KI-Stimme. Doch wirklich leicht ist der Prozess nicht, weiß Michael Katzlberger: „Die Erstellung von KI-generierten Stimmen ist ein mehrstufiger, technisch anspruchsvoller Prozess.

Gerade die Feinjustierung, also die Betonung einzelner Worte und die Stimmfarbe, mit denen eine Stimme erst natürlich klingt, seien besonders aufwändig.  

Es gibt zwar bestimmte Bibliotheken und Frameworks, die einige dieser Prozesse vereinfachen, dennoch bleibt es eine Herausforderung, KI-generierte Stimmen in hoher Qualität zu erstellen, insbesondere auf Deutsch.“ Um Volker und KI-Volker nicht mehr voneinander unterscheiden zu können, gab es einige Hindernisse zu überwinden. Für die bereits angesprochenen Probleme benötigt es vor allem eines: viele Daten! Michael Katzlberger geht davon aus, dass es in den nächsten Jahren leichter werden wird, KI-Stimmen zu generieren. Die Herausforderung bleibe jedoch, dass KI-Stimmen „die Feinheiten der menschlichen Sprache vollständig“ erfassen.  

Umso erschreckender, was am Ende dabei zu hören war: Volkers KI-Stimme war kaum noch von der echten Stimme zu unterschieden. Darf man das einfach so oder ist das schon Verbrauchertäuschung? Unser Experiment hat gezeigt, dass es zwar in der Vorbereitung nicht ganz ohne Hindernisse funktioniert, aber das Ergebnis eben doch sehr nah an das Original rankommt. Daher haben wir mit KI-Experten einige Fragen geklärt. 

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Welche Gefahren gibt es bei der Entwicklung von KI-Stimmen? 

Was die Diskussionen um die Entwicklung von KIs der letzten Monate gezeigt haben: KI muss verantwortungsvoll eingesetzt werden. Doch wie kann das geschehen und welche Regulierungen gibt oder braucht es hierfür? Michael Katzlberger spricht sich beispielsweise für eine Kennzeichnung von KI-Stimmen aus: 

Ich bin für eine Kennzeichnungspflicht bei Audiospuren und stelle mir das so vor wie den Abspann bei einem Werbespot für Medikamente "Zu Nebenwirkungen fragen sie Ihren Arzt oder Apotheker". Könnte kurz und knapp lauten: ´Für diesen Werbespot wurde KI eingesetzt´.

Neben einer Kennzeichnungspflicht von Audiospuren, sieht der Experte es auch für notwendig, dass junge Menschen früh genug mit dem Thema konfrontiert werden:

Kai Spriestersbach, Autor des Buches „Richtig Texten mit KI“ beschäftigt sich als Chefredakteur von Search One und Marketing-Experte schon lange mit dem Thema KI. Er sieht, ähnlich wie Katzlberger, eine Notwendigkeit der Regulierung. Allerdings verweist er auch darauf, dass es einige Arten der Regulierung von KI bereits gäbe: „Für die meisten Phänomene im Zusammenhang mit KI gelten bereits existierende Gesetze.“ 

Zudem sagt er, dass KI nur dann funktioniert, wenn ein Mensch die KI nutzt. Was KI nämlich nicht ist: Eine Intelligenz, die eigenständig Entscheidungen treffen kann. Vielmehr muss sie mit riesigen Datenmengen auf exakt die Anforderungen trainiert werden, die ein Nutzer danach an sie stellt. Dementsprechend müsse dann der Mensch in die Verantwortung gezogen werden. 

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In den USA nennen sie ihn den „Godfather“ der Künstlichen Intelligenz. Jetzt jagt ihm die rasante Entwicklung nackte Angst ein – er ist nicht der einzige.

EU arbeitet an Regulierung von KI

Die EU arbeitet bereits an Regularien KI-gestützter Programme. SWR3-Hauptstadtkorrespondent Jim-Bob Nickschas berichtet, dass auch die deutsche Regierung sich mit der Thematik beschäftige. Allerdings sei noch keine Antwort auf die Frage gefunden, inwiefern Deutschland auf der einen Seite KI-gestützte Programme regulieren will, auf der anderen Seite aber auch dafür Sorge tragen will, nicht im weltweiten Wettkampf abgehängt zu werden.  

Es gibt zwar schon seit Jahren eine milliardenschwere KI-Strategie, um Deutschland für Entwickler attraktiv zu machen – wirklich voran geht die Regierung beim Thema KI aber nicht.

Birgt KI mehr Gefahren als Chancen? 3 Thesen im Check! 

Regularien hin oder her: Seit vielen Wochen und Monaten werden wir fast täglich mit Nachrichten konfrontiert. Fake-News wie die Bilder vom Papst oder Angela Merkel und Barack Obama oder die Meldungen, dass Jobs in Gefahr sind, führen zu Verunsicherung und eventuell auch einer gewissen Genervtheit. Aus diesem Grund haben wir passend zur Podcast-Folge einmal auf die drei Thesen geschaut, die im Moment vermehrt im Umlauf sind und um die Einschätzung derer von Experten gebeten. 

KI ist die Zukunft

Jürgen Geuter, auch bekannt als „tante“, ist Kritiker des Hypes um das Thema Künstliche Intelligenz. Bei der re:publica, der Konferenz für digitale Gesellschaft, war Jürgen Geuter 2023 zu Gast und hat zu diesem Thema einen Vortrag gehalten und ist auf den Punkt „KI ist die Zukunft“ näher eingegangen. Unsere Werte und Wünsche seien doch nicht irrelevant geworden, nur weil Programme entwickelt wurden, die auf Basis von Künstlicher Intelligenz funktionieren, so Jürgen Geuter.  

Zudem spricht Geuter noch von einem ganz anderen Problem, das KI im Moment hat und vermutlich auch noch lange haben wird: KI kann nur aus Daten lernen, die bereits digitalisiert wurden. Das heißt, der Blick in Länder, in denen die digitale Landschaft noch nicht so weit ist, wird durch die KI noch weiter in den Hintergrund gerückt.  

Leute machen sich Sorgen, dass "KI" die Kontrolle übernimmt aber in Deutschland haben Autos längst das Sagen.

Für Geuter ist daher der Satz „KI ist die Zukunft“ und das, was hinter dem Satz steckt, äußerst problematisch. Wenn wir von KI sprechen und damit von Intelligenz, dann „sprechen wir einem technischen System Agency und Autonomie zu“. Wir machen aus einem Programm oder einer Technologie etwas Menschliches, was es jedoch nicht ist. 

KI bedroht unsere Jobs

Thomas Bornheim, Geschäftsführer von 42 Heilbronn und ehemaliger Google-Mitarbeiter, ergänzt den Satz um folgenden Nebensatz: „und schafft neue Jobs“. Klar sei, dass nicht jeder Job genau so bleibt wie er jetzt ist, sondern es zu Entwicklungen kommen wird. Doch diese Entwicklung als Bedrohung anzusehen, gehe ihm zu weit. 

Es wird für manche anstrengend, für manche ergeben sich neue Chancen. Das ist gerade in so einer überalterten Kultur wie unserer gar nicht schlecht.

Auch mit Blick auf die Geschichte sei festzustellen, dass Änderungen meist drastisch ausgefallen sind und wir heute davon profitieren. Schaue man auf die Entwicklungen der Automobil-Industrie oder die Elektronisierungs-Welle Ende der 1970er Jahre, stelle man fest, so Bornheim, dass diese Entwicklungen sicher auch für Unmut und Angst gesorgt haben. Mittlerweile seien sie fast vergessen, so Bornheim. 

Die Herausforderung bestehe vor allem darin, einzelne Gruppen der Gesellschaft nicht zu vergessen. Alle sollten mitgenommen werden – das sei eine Herausforderung für die Regierung. 

Es ergeben sich jedoch auch ganz neue Formen von Jobs, die es ohne KI nicht geben würde. So wie das Stuttgarter Unternehmen unter Agalya Jebens. Ihr Unternehmen hat sich darauf spezialisiert, mit Hilfe von KI Lernprogramme zu entwickeln oder experimentelle Kunst-Installtionen zum Leben zu erwecken.  

KI lernt

Klingt gut. Macht unsichtbar, wie viele Menschen im Süden der Welt anfangen müssen, für Hungerlöhne unsere Programme zu trainieren und den ganzen Rassismus rauszufiltern.

Das heißt: Ja, KI kann schnell lernen, allerdings muss auch jemand die KI befüttern und ihr erklären, was sinnvolle Schlussfolgerungen aus den Datenmengen sind. Dann geht es, auch laut Thomas Bornheim, recht schnell, dass die Programme mehr und mehr verstehen und anwenden können. „Nun geht es darum, dass wir Menschen die Vereinfachungen erlernen und zulassen.“ 

Ob Künstliche Intelligenz Gefahr oder Chance darstellt, ist abschließend nicht eindeutig zu sagen. Es gibt sowohl positive Beispiele für den Einsatz von KI als auch negative Beispiele. Die Menschen, die KI einsetzen, sollten verantwortungsvoll damit umgehen und Regularien sollten geschaffen werden – so der Tenor der KI-Experten.  

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