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Leo Eder
Leo Eder (Foto: SWR3)

Erleichterung bei den Angehörigen: Das zuständige US-Gericht in Minneapolis hat das Strafmaß gegen Derek Chauvin verkündet, der im Polizeidienst den Afroamerikaner George Floyd getötet hat.

Die Staatsanwaltschaft hatte 30 Jahre, die Brüder des getöteten George Floyd hatten sogar die Höchststrafe von 40 Jahren gefordert. Aus dieser Perspektive ist der Ex-Polizist Derek Chauvin noch gut weggekommen. Trotzdem sind die 22 Jahre und sechs Monate Haft, zu denen Richter Peter Cahill ihn nun verurteilt hat, deutlich höher als die Richtlinien für das Strafmaß im US-Bundesstaat Minnesota vorsehen würden – nämlich rund zehn Jahre höher.

Meine Familie hat eine lebenslange Strafe bekommen. Wir werden George niemals zurückbekommen.

Cahill begründete sein Urteil damit, dass Chauvin seine „Vertrauensposition und Autorität“ als Polizist missbraucht und keine Erste Hilfe geleistet habe. Floyd habe „besondere Grausamkeit“ in Anwesenheit von Kindern erfahren. Chauvin habe Floyd ohne Respekt behandelt und ihm nicht die Würde zugesprochen, die jedem Menschen zustehe. Zugute kam Chauvin dafür, dass er nicht vorbestraft ist.

#CHAUVIN SENTENCING: Derek Chauvin gets 22.5 years in prison for murdering George Floyd. Here is Judge Peter Cahill’s conclusion (part of a 22 page explanation of his decision) https://t.co/DQ7qG0cxpJ

A Minnesota judge sentenced former police officer Derek Chauvin to 22 years and six months in prison for the murder of George Floyd during an arrest in May 2020 https://t.co/iigarALZRC https://t.co/hsioUNTEy4

Chauvin spricht Floyds Familie sein Beileid aus

Vor der Urteilsverkündung wandte sich Chauvin erstmals an die Angehörigen, wenn auch nur kurz. Er drückte ihnen sein Beileid aus und sagte, er hoffe, Informationen, die es später geben werde, mögen „ihnen etwas Seelenfrieden geben“. Er ging nicht näher darauf ein, was genau er damit meinte. Beobachter gehen davon aus, dass er nichts sagen wollte, was ihm in späteren Prozessen zum Verhängnis werden könnte.

„I can't breathe“

Der 46-jährige Floyd war am 25. Mai vergangenen Jahres bei einer Festnahme getötet worden. Chauvin presste dem am Boden Liegenden sein Knie über neun Minuten auf den Hals, obwohl dieser mehrmals sagte, dass er keine Luft mehr bekomme („I can't breathe“). Floyd verlor das Bewusstsein und starb wenig später. Passanten dokumentierten den Vorfall mit ihren Handys. Die Beamten hatten Floyd wegen des Verdachts festgenommen, mit einem falschen 20-Dollar-Schein bezahlt zu haben.

Die Tötung Floyds löste weltweite Demos der Anti-Rassismus-Bewegung „Black Lives Matter“ aus. Unter dem Motto „I can't breathe“ protestierten die Teilnehmenden gegen Polizeigewalt, Diskriminierung und Rassismus.

Tatbestand „Mord zweiten Grades“

Ende April hatten Geschworene Chauvin unter anderem wegen Mordes zweiten Grades für schuldig befunden. Nach deutschem Recht entspräche dies eher Totschlag. Bei guter Führung könnte der frühere Polizist nach zwei Dritteln aus der Haft entlassen werden – also nach 15 Jahren.

Zur Zeit ist er in einer Haftanstalt in Oak Park Heights (US-Bundesstaat Minnesota) untergebracht – zu seiner eigenen Sicherheit separat von den anderen Insassen, sagte eine Gefängnis-Sprecherin.

Prozess gegen Chauvins Ex-Kollegen wegen Beihilfe

Drei weitere ehemalige Kollegen Chauvins, die an der Festnahme beteiligt waren, müssen sich ab März wegen Beihilfe zur Tötung vor Gericht verantworten. Außerdem wird es gegen sie und Chauvin einen Prozess wegen der Verletzung von Bürgerrechten vor einem Bundesgericht geben. Wann dieser beginnt, ist allerdings noch unklar.

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