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Christian Kreutzer
Christian Kreutzer

Eigentlich wollte Andreas Pernerstorfer nur seinen Weinkeller ausbauen. Doch was er dabei fand, versetzt Archäologen in helle Aufregung.

Eine Hügellandschaft im Nordosten Österreichs, 30.000 bis 40.000 Jahre vor heute: Eiszeitliche Jäger haben Mammuts in die Nähe einer tiefen Falle getrieben. Mit brennenden Fackeln und viel Geschrei jagen sie die verwirrten Dickhäuter in den Abgrund. Dann töten sie sie mit Speeren und großen Steinen. Es ist eine grausame Szene, doch die Beute wird den Jägern und ihren Familien Fleisch für viele Monate liefern: mehrere tausend Mahlzeiten pro Tier, haben Archäologen errechnet.

Der gleiche Ort 2024: Heute liegt hier das 800-Einwohner-Dörfchen Gobelsburg. Menschen haben sich schon vor endlos langer Zeit fest niedergelassen – viele Jahrtausende nach den Mammutjägern haben Bauern der Jungsteinzeit die ersten Felder bestellt. Irgendwann kam das Mitteltalter, ein Schlösschen wurde gebaut, Weingüter entstanden.

Weinkeller in Gobelsburg: Experten legen die Knochen der Mammuts frei.
Weinkeller in Gobelsburg: Experten legen die Knochen der Mammuts frei.

Jung-Winzer hat mindestens drei Mammuts in seinem Weinkeller

Doch die Knochen der Mammuts liegen immer noch dort, wo die Tiere damals gejagt wurden: mitten im heutigen Weinkeller von Andreas Pernerstorfer.

Schon sein Opa hat dort Mammutzähne gefunden. Doch der Jung-Winzer hat jetzt bei Umbauarbeiten buchstäblich eine Riesen-Entdeckung gemacht: Reste von mindestens drei Mammuts liegen in seinem Keller.

„Mammutnest Gobelsburg“ adelt ZIB2-Mann ⁦@MartinThuer⁩ den Weinort.Der Winzer, der bei Keller-Grabungen aufs Mammut stieß, wird bald im Sortiment einen „Mammut-Wein“ führen.Erster wird er aber nicht sein, Seidl in Alberndorf i.P. hat bereits einen.https://t.co/1yGSncqUpW

Eine steinzeitliche Mammutfalle wo sonst der Wein reift

Experten gehen davon aus, dass es sich um den „bedeutendsten Fund dieser Art seit mehr als 100 Jahren“ handelt. Sie haben seit Anfang Mai mehrere Schichten mit Überresten der gigantischen eiszeitlichen Tiere freigelegt.

Eine so dichte Knochenlage von Mammuts ist selten“, sagte die Leiterin der vom Bundesdenkmalamt und dem Land Niederösterreich finanzierten Grabung, Hannah Parow-Souchon. Im Jargon des Weinbaus spricht sie sogar von einer „gigantischen Lage“.

Sie vermutet: Bei dem heutigen Weinkeller könnte es sich um einen Ort handeln, an dem Jäger der Altsteinzeit einst die massigen Tiere in eine Falle getrieben und getötet hätten. Von der nicht alltäglichen Auffindesituation erhofften sich die Forscher neue Hinweise darauf, wie die Menschen damals die Jagd auf die Tiere organisiert hätten.

Stammzellen-Coup in Texas Wiedererschaffung von Mammuts: US-Firma gelingt erster Schritt

Ob der Mammut-Plan am Ende erfolgreich ist, steht noch in den Sternen. Doch die US-Firma „Colossal“ hat einen Durchbruch erzielt, der Wissenschaftskollegen staunen lässt.

Nicht der erste Steinzeitfund im österreichischen Gobelsburg

Der letzte vergleichbare Fund in Österreich sei unweit der aktuellen Grabungsstelle gemacht worden. Vor 150 Jahren sei man in einem angrenzenden Weinkeller in Gobelsburg ebenfalls auf eine mächtige Schicht aus Mammutknochen sowie Kulturschichten mit Feuersteinartefakten, Schmuckfossilien und Holzkohle gestoßen, so die ÖAW.

Nach der Untersuchung des neuen Funds durch die Archäologen würden die Knochen an das Naturhistorische Museum (NHM) Wien zur Restaurierung übergeben.

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