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Von Autor/in Bertram Quadt, SWR3

Die Kölner „Tatort“-Kommissare Ballauf und Schenk müssen den Tod eines Kollegen aufklären. Die Ermittlungen lösen in Polizeikreisen Unmut aus. Die Auflösung ist vorhersehbar – und das Ende tragisch.

Eigentlich ging es bei der Anzeige um Ruhestörung. Aber jetzt liegt Streifenpolizistin Melanie Sommer ausgeknockt im Garten, und drinnen im Haus wird ihr Kollege Frank Schneider brutal und grausam zu Tode geprügelt. So heftig, dass Jütte, der Assistent von Schenk und Ballauf, ganz gegen seine Art richtig laut wird.

Im Obduktionsbericht wird später stehen, dass kaum ein Knochen in seinem Körper heilblieb. Polizistenmord.

Auch Mord am Mörder ist Mord

Die Beamten sind wütend, und als der identifizierte Täter kurz drauf erschossen aufgefunden wird, spürt man, dass viele im Kommissariat und auf der Wache denken: Es trifft nicht immer die Falschen. Aber: Auch Mord an einem Mörder ist Mord.

Schenk und Ballauf versuchen in dieser emotionsgeladenen Atmosphäre irgendwie noch objektiv zu bleiben und ihren Job zu machen. Und der heißt diesmal: Intern ermitteln, denn Ballauf ist sicher, dass ein Kollege hier Selbstjustiz geübt hat. Vielleicht Stefan Pohl? Schneider, der getötete Polizist, und Pohl waren ein Liebespaar. Moment: Nur vielleicht? Eher:- Ziemlich sicher, das glaubt zumindest Ballauf.

Homophobie und Diskriminierung bei der Polizei

Und auch wenn Polizisten zusammenhalten: Wenn's gegen Pohl geht, ist das den meisten wurscht. Pohl ist homosexuell. „Schwulette“ nennen ihn die Kollegen. Ein schwuler Polizist, das ist wie ein schwuler Fußballer. Melanie Pohl zieht diesen Vergleich. Dabei hat sie selber auch keinen leichten Stand: Frau im Streifendienst unter lauter Männern.

In diesem Tatort wird gleich eine ganze Reihe von Themen abgehandelt: Homophobie, Diskriminierung von Frauen im Beruf, Prekariat, Selbstjustiz – in einem anderen Tatort wäre das alles womöglich so breit skizziert und ausgewalzt worden, dass ein Sozialdrama und kein Krimi rausgekommen wäre. Hier nicht, und dafür Danke ans ganze Team hinter diesem Kölner Tatort.

Tatort-Kritik: Anständiger Krimi – kein Sozialdrama

Die Themen sind da, sie liegen sichtbar auf dem Tisch, aber sie übernehmen nicht die Hauptrolle. Das Ganze bleibt ein Krimi mit anständiger Ermittlungsarbeit, mit kleinen, feinen Details, mit Spannung bis zum Schluss – und mit einer Erkenntnis für Ballauf und Schenk, dass die Polizei eine Familie ist. Nach außen hin heil, nach innen hin kaputt – daher hat dieser Tatort seinen Titel.

Wenn ich nach Gründen für einen Punktabzug suchen müsste, dann würde ich keinen finden. Kaputt ist sauberes Handwerk und hat die volle Punktzahl verdient. 5 Elche.

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