Immer mehr Eltern in Deutschland lehnen Gewalt in der Erziehung ab. Das zeigt eine Unicef-Studie. Aber den „Klaps auf den Hintern" findet noch jedes dritte Elternteil okay. Die Akzeptanz für Ohrfeigen oder sogar eine Tracht Prügel liegen bei 17 Prozent beziehungsweise 5,4 Prozent. Und die Entwicklung geht weiter.
Gewalt in der Erziehung: Zustimmung geht laut Unicef mehr und mehr zurück
Viele würden sagen: Schlecht, dass es das überhaupt noch gibt. Doch zumindest der Trend ist positiv. Zum Vergleich: Den Klaps auf den Hintern hielt noch 2020 mehr als die Hälfte der Menschen für nicht so schlimm. Dass eine gelegentliche Tracht Prügel einem Kind nicht schadet, glaubten damals noch mehr als sieben Prozent.
Wie Gewalt Kindern nachhaltig schadet und was Eltern tun können, damit es gar nicht erst zu dem Klaps kommt? Das hat SWR3 Reporterin Caro Knape die Pädagogin und Beraterin Eliane Retz gefragt. Hier unser SWR3 Topthema dazu:

Topthema am Mittag Klaps auf den Po
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Kinder werden mit immer weniger Gewalt erzogen, aber einen Klaps auf den Hintern finden viele immer noch in Ordnung. Das hat eine neue Studie ergeben. Wir ordnen das Ganze mal ein, damit es gar nicht erst zu Gewalt kommt.
Pädagogin: Grund für Gewalt in der Erziehung ist oft Überforderung
Von den Eltern, die zu ihr in die Beratung kommen, sagt Retz: „Ich erlebe es selten und wenn, dann passiert es in Aufnahmefällen durch Überforderung."
Ein Konflikt mit dem Kind sei wie ein Konflikt in einer Paarbeziehung, meint Retz. Das schaukele sich gerne schnell hoch. Eltern müssten deshalb rechtzeitig den Exit-Knopf drücken.
Gewalt gegen das eigene Kind „Man wusste nie genau, wann Papa ausflippt“
Susanna erzählt im SWR3-Podcast von ihren Gewalt-Erfahrungen als Kind. Was ihr gegen Gewalt an Kindern tun könnt und wo ihr Hilfe findet, lest ihr hier!
Gewalt gegen Kinder ist seit 25 Jahren verboten – auch für Eltern
Was die meisten Menschen noch mehr ablehnen als leichte körperliche Gewalt, ist laut Unicef emotionale Gewalt wie Anschreien oder Ignorieren. Auch das hinterlasse immer Spuren, sagt Eliane Retz. Vor allem spiele es eine große Rolle bei der Bindung zwischen Eltern und Kind.
Gewalt in der Erziehung ist in Deutschland seit 25 Jahren per Gesetz verboten und kann mit mehreren Jahren Haft bestraft werden. Experten glauben: Das habe Kindern insgesamt sehr geholfen.
„Weihnachten ist mein Vater immer ganz schrecklich ausgeflippt“
Experte: Auch Vernachlässigung ist eine Form der Gewalt – eine unbeachtete
„Auch wenn der Trend positiv ist, dürfen wir uns nicht ausruhen“, warnt der Kinder- und Jugendpsychiater Jörg M. Fegert in der Mitteilung der Unicef. „Hinzu kommt, dass die Misshandlungsform der Vernachlässigung – also Gewalt durch Unterlassung – nach wie vor weitgehend unbeachtet bleibt.“
Fegert sagt: „Die gesetzliche Verankerung der gewaltfreien Erziehung im BGB war keine Symbolpolitik, sondern ein bedeutender Meilenstein – mit konkreten Auswirkungen auf die Einstellungen und das Handeln vieler Eltern.“