Wer hat die grünen Beutel nicht auch schon mal gekauft und gedacht: „Wie cool – kompostierbar und so hygienisch, nichts weicht durch.“ Doch es gibt da ein Problem: Auch Biokunststoffe brauchen in der Natur teils Jahre, um sich zu zersetzen. In vielen Kompostieranlagen sind sie gar nicht erlaubt. Und das hat mehrere Gründe.
Was ist der Unterschied zwischen „kompostierbar“ und „biologisch abbaubar“?
„Kompostierbar“ heißt zwar, dass Biomüllbeutel theoretisch in Kompostieranlagen unter bestimmten Bedingungen in kurzer Zeit biologisch abbaubar sind, das heißt aber nicht, dass das im Alltag auch funktioniert.
„Biologisch abbaubar“ bedeutet, dass Mikroorganismen die Tüten weitgehend zu Wasser, Biomasse und CO2 zersetzen können. Es heißt aber nicht, dass der Kunststoff auf pflanzlicher Basis hergestellt wurde. Das ist ein Trugschluss. Martin Thiel aus der SWR-Umweltredaktion empfiehlt, immer aufs Kleingedruckte zu achten:
Biologisch abbaubare Kunststoffe können, müssen aber nicht, „biobasiert“ hergestellt sein. Biobasiert bedeutet: aus nachwachsenden Rohstoffen. Und beides sollte nicht unbedingt in die Biotonne.
Kompostierbare Biobeutel sind nichts für die Biotonne
Biomüllbeutel zersetzen sich nur unter bestimmten Bedingungen. In der Natur dauert es oft viel länger als die versprochenen drei Monate. Das schafft man nur unter optimalen Bedingungen in Kompostieranlagen, mit Hilfe von Mikroorganismen und 60 Grad heißen Temperaturen. Die Beutel sind also nichts für den heimischen Kompost – und nicht mal was für die Biotonne. Denn meist sind die Kompostieranlagen vieler Gemeinden nicht ausreichend technisch ausgestattet, um die Biomüllbeutel schnell zu zersetzen.
Außerdem wollen die Kompostanlagen-Betreiber, dass der zu wertvollem Humus zersetze Kompost möglichst schnell wieder als Gartenerde verkauft werden kann. Vollständig zersetzt sind die kompostierbaren Plastiktüten selbst nach längerer Zeit nicht – oft bleiben kleine, dünne Plastikstückchen übrig, hat ein Experiment der Deutschen Umwelthilfe 2022 gezeigt.
Viele Gemeinden verbieten Biobeutel, in manchen gibt es sogar Kontrolleure, die Tonnen stichprobenartig untersuchen.
Biomülltüten haben keine gute Ökobilanz
Hersteller haben zwar reagiert und die Tüten bauen sich jetzt schneller ab, trotzdem bleibt am Ende Wasser und CO2 übrig, keine kompostierbare Erde, wie man sich das wünscht. Das heißt: Biomülltüten tragen nicht dazu bei, dass nährstoffreicher Kompost entsteht. Selbst pflanzenbasierte Müllbeutel sind nicht so grün, wie wir uns das wünschen. Durch die steigende Nachfrage nach pflanzenbasierten Kunststoffen werden mehr Waldflächen gerodet und zu Ackerland umgebaut – und durch diese Rodungen werden wiederum enorme Mengen an Kohlendioxid frei. Also die Ökobilanz ist nicht gut.
Welche Biomüllbeutel sind erlaubt?
Auf Plastik sollte man komplett verzichten und auch Papiertüten sind keine optimale Lösung. Diese werden meist aus Frischfasern und nicht aus recyceltem Papier hergestellt, um die Reißfestigkeit zu erhöhen. Auch hier sind also immer wieder neue Ressourcen nötig. Papiertüten sind aber immerhin die einzigen, die in den Biomüll dürfen. Am besten wäre es, gar keine Beutel in die Tonne zu werfen, sondern die gute alte Zeitung oder auch Küchenkrepp zu verwenden und in den Mülleimer reinzulegen. Das saugt die Feuchtigkeit auf und verhindert, dass der Müll beim Ausschütten am Boden kleben bleibt. Die wohl umweltschonendste Lösung ist ein Eimer, den man regelmäßig in die Tonne entleert und auswäscht.