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Brigitte Egelhaaf
Brigitte Egelhaaf (Foto: SWR3)

„Gesundheit ist Glaubenssache“, sagt der Gerichtsmediziner und so tobt in diesem Tatort ein Glaubenskrieg zwischen Schulmedizin und Naturheilkunde. Dabei: Ein totes Kind, dessen Vater auf selbst gemixte Tinkturen vertraut hat, Machtkämpfe im Naturmedizin-Konzern und ein Racheengel aus dem kolumbianischen Untergrund.

Dienstschluss für Moritz Eisner in Wien?

Die Perspektive, aus der Oberstleutnant Eisner die Welt verschwommen sieht, verheißt nichts Gutes. Man müsste den Kopf drehen und anheben, um die Umgebung wieder ins rechte Lot zu rücken. Nur leider verhindern dies missliche Umstände. Eisner liegt am Boden, ein Mann richtet eine Waffe auf ihn, sagt: „So Eisner, Dienstschluss!“ Ein Schuss fällt. Ups. Ich mochte den eigentlich ganz gern, den Eisner, schießt es auch mir durch den Kopf. War’s das jetzt? Und wo ist Kollegin Bibi Fellner eigentlich? Die steckt im Wiener Verkehr fest und flucht: „Wo steckt der Eisner?“

Und plötzlich krabbelt der aus einer MRT-Röhre. Aus so einem Ding, das wahnsinnig laut brummt und dröhnt, in dem man Knochen scannt und panisch wird. Wieder Eisner: „Bitte, das hält doch kein Schwein aus. Hey, Abbruch, tut mir leid, schaff ich nicht!“ Erst erschossen, jetzt in der Röhre, wie das? O.K. – diese zumindest zeitweilige Auferstehung wird sich irgendwann klären.

Ein totes Kind und eine Guerillakämpferin auf Rachefeldzug

Aber nun gibt es da noch einen Mann, dessen Kind gestorben ist: Rosa, fünf Jahre alt. Gerade ist er freigesprochen worden. Nicht schuldig an ihrem Tod, sagt die Richterin. Wenige Minuten nach dem Urteil tritt er vor dem Gerichtsgebäude auf die Straße, wird von einem Auto überfahren und getötet. Ist die Mutter der kleinen Rosa die Täterin? Eine kolumbianische ehemalige Guerilla, die auf Rache sinnt und Nahkampf kann? Das mit dem Nahkampf wird klar, als Chefinspektor Fredo ihre Flucht erläutert: Ein Passant hat noch versucht, sie aufzuhalten. Aber der musste anschließend ärztlich versorgt werden. Mit einer „botzn“ Gehirnerschütterung.

Szenenbilder Tatort „Krank“ (Foto: ard-foto s2-intern/extern, ARD Degeto/ORF/Lotus Film/Anjeza Cikopano)
Peter Simon kümmert sich um seine Tochter Rosa. Im aktuellen Fall geraten die Ermittler mitten in einen Glaubenskrieg zwischen Schulmedizin und alternativen Heilmethoden. Bild in Detailansicht öffnen
Szenenbilder Tatort „Krank“ (Foto: ard-foto s2-intern/extern, ARD Degeto/ORF/Lotus Film/Anjeza Cikopano)
Als das Mädchen nach dem Einsatz sogenannter sanfter Medizin ums Leben kommt, schlägt das hohe Wellen, und es entbrennt ein erbitterter, hochemotionaler Streit. Bild in Detailansicht öffnen
Szenenbilder Tatort „Krank“ (Foto: ard-foto s2-intern/extern, ARD Degeto/ORF/Lotus Film/Anjeza Cikopano)
Hat sich ihr Vater, ein namhafter Vertreter der Alternativmedizin und Mitgründer des Unternehmens „Medicina Lenia“, bei der Behandlung seiner Tochter schuldig gemacht? Bild in Detailansicht öffnen
Szenenbilder Tatort „Krank“ (Foto: ard-foto s2-intern/extern, ARD Degeto/ORF/Lotus Film/Anjeza Cikopano)
Ein Gerichtsverfahren spricht ihn von derlei Vorwürfen frei. Doch dann wird er unmittelbar nach seinem Freispruch ermordet. Maria Ana Moreno ist erschüttert. Bild in Detailansicht öffnen
Szenenbilder Tatort „Krank“ (Foto: ard-foto s2-intern/extern, ARD Degeto/ORF/Lotus Film/Anjeza Cikopano)
Die Ermittlungen von Moritz Eisner und Bibi Fellner führen sie zu erschütterten Familienmitgliedern, überzeugten Heilspropheten und skrupellosen Machenschaften. So gerät das Wiener Ermittlungsduo mitten in einen Glaubenskrieg, bei dem es nicht um Religionen im ursprünglichen Sinn geht, sondern vielmehr um etwas, das für jeden Menschen von existenzieller Bedeutung ist: Gesundheit. Bild in Detailansicht öffnen
Szenenbilder Tatort „Krank“ (Foto: ard-foto s2-intern/extern, ARD Degeto/ORF/Lotus Film/Anjeza Cikopano)
Das Ermittlerduo Moritz Eisner und seine Kollegin Bibi Fellner sprechen mit Gerold Schubert. Bild in Detailansicht öffnen
Szenenbilder Tatort „Krank“ (Foto: ard-foto s2-intern/extern, ARD Degeto/ORF/Lotus Film/Anjeza Cikopano)
Der Kampf zwischen den VertreterInnen der sogenannten Schulmedizin und den AnhängerInnen alternativer Heilmethoden wird mit geradezu fanatischer Härte geführt – und am Ende lässt die profitabelste aller Branchen alle moralischen Grenzen verschwimmen. Bild in Detailansicht öffnen
Szenenbilder Tatort „Krank“ (Foto: ard-foto s2-intern/extern, ARD Degeto/ORF/Lotus Film/Anjeza Cikopano)
Moritz Eisner gerät in höchste Lebensgefahr. Bild in Detailansicht öffnen
Szenenbilder Tatort „Krank“ (Foto: ard-foto s2-intern/extern, ARD Degeto/ORF/Lotus Film/Anjeza Cikopano)
Sein Entführer droht ihm voller Hohn: „Ein würdiger Abgang in Erfüllung der dienstlichen Pflicht. Bevor das Alter, die Pensionierung oder irgendein anderer banaler Umstand Ihrem Image ernsthaften Schaden zufügen können. Also dann, Eisner! Dienstschluss!“ Bild in Detailansicht öffnen

Die Glaubensfrage in diesem Tatort: Naturheilkunde oder Schulmedizin?

Kräutertinkturen oder Antibiotika, Naturheilkunde contra Schulmedizin, so löst es sich irgendwann auf. Das ist die Glaubensfrage, um die es in diesem Tatort geht. Hat der Glaube des Vaters an die Naturheilkunde das Kind getötet, wie es die Mutter ausdrückt? Die sanfte Medizin, so scheint es, ist genauso ein knallhartes Geschäft, wie das der Pharmakonzerne. Und auch im homöopathischen Business geht man hier über Leichen. Bibi Fellner zählt zusammen: „Ein stressbedingter Schlaganfall, ein Selbstmord und ein Mord. Und das Hunderl.“ Nicht nur Tierliebhaber müssen stark sein, auch bedingungslose Anhänger der Naturheilkunde.

Charmante Figuren und eine Überdosis Inhalt

Aber so viel Zündstoff das Thema auch hat, so verwirrend vollgestopft hat man die Geschichte mit viel zu vielen Personen und Handlungssträngen. Überdosiert, dafür gibt’s Abzüge, die auch die herrlich grantelnden Protagonisten nicht ganz wettmachen können. Die im Kirchenchor singende Bibi Fellner, der Naturheilkunde-Totalverweigerer Eisner, der eifrige Assistent Fredo und der Gerichtsmediziner Kreindl, der zunehmend nicht nur obduziert, sondern auch philosophiert. Nicht zu vergessen, der sogenannte Korinthenkacker vom Verfassungsschutz, der uns einen nützlichen Tipp für das Zusammenleben gibt und vielleicht mit einem gängigen Missverständnis aufräumt: „Umgangsformen sind nicht Formen, die umgangen werden sollten“.

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Brigitte Egelhaaf (Foto: SWR3)

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