Wir kennen die Szene aus Hollywood-Filmen: Der Diktator Julius Caesar liegt von vielen Messerstichen durchbohrt vor einer Säule am Tagunsort des Senats. Da nähert sich ihm Marcus Junius Brutus, sein „Ziehsohn“ wie manche sagen – der Mann, dessen Gesicht wir fast fotorealistisch auf dieser gerade versteigerten Goldmünze sehen:
„Auch du, mein Sohn Brutus? Dann falle Caesar...“, heißt es bei Shakespeare
Zögernd tritt er vor, um Caesar (sprich: „Kaisar“) den Todesstoß zu versetzen. Kurz bevor er zusticht, haucht Caesar auf Griechisch (der bevorzugten Sprache gebildeter Römer): „Kai su teknon?" – „Auch du, mein Sohn?“. „Dann falle, Caesar“, lässt Shakespeare ihn in seinem Theaterstück zuletzt noch ausrufen.
Der Mord an den „Iden des März“ (dem 15. des Monats) im Jahr 44 vor Christus war real. Die letzten Worte des großen Feldherrn sind dagegen mit Sicherheit erfunden. Sicher ist aber auch, dass Brutus den Mord organisiert und daran teilgenommen hat.
Auf diesem X-Tweet sieht man eine Münze mit einer der ganz wenigen Abbildungen Caesars, die zu seinen Lebzeiten hergestellt wurden:
Münze mit Brutus-Abbildung für fast zwei Millionen Euro versteigert
Jetzt hat das bekannte Genfer Münzauktionshaus „Numismatica Genevensis“ die oben gezeigte Goldmünze des Caesar-Mörders versteigert – für 1,98 Millionen Euro. Sie zeigt Brutus Seitenansicht erstaunlich realistisch.
Man sieht Unregelmäßigkeiten in einem entschlossenen Gesicht und einen langen, dünnen Hals mit stark ausgebildetem Kehlkopf. Da man davon ausgehen kann, dass Brutus selbst die Prägung veranlasst hat, dürfte die Abbildung seinem Aussehen sehr nahe kommen.
Um ihn herum prangt ein Lorbeerkranz, zum Zeichen, dass Brutus nach der Macht greift. Rechts von ihm steht die Abkürzung „IMP“ für „Imperator“. Das Wort bedeutet nicht „Kaiser“, wie viele glauben. „Imperator“ war schon Jahrhunderte vor der Kaiserzeit und auch später die Bezeichnung für den militärischen Oberbefehlshaber Roms.
Auch der Senator, der beim Mord an Caesar wohl als erster zustach, ist auf der Münze verewigt
Und noch ein interessantes Detail enthält die Münze: Auf der Rückseite sieht man ein mit Waffen geschmücktes Siegesdenkmal. Links und rechts davon steht der Name „Casca Longus“.
Publius Servilius Casca, genannt „Longus“, soll bei dem Mord an Caesar als erster der Senatoren zugestochen und damit den Bann der anderen Attentäter gebrochen haben. Wer will kann heute noch in Pompeji im „Haus des Casca Longus“ einen herrlichen Marmortisch bewundern, der ihm mal gehört hat.
Die jetzt versteigerte Münze ist bereits in den 1950er Jahren als Teil eines Katalogs eines Privatsammlers aufgetaucht. 2006 wurde sie bei einer Auktion für umgerechnet knapp 390.000 Euro an einen anderen Privatsammler verkauft. Jetzt ging sie für fast zwei Millionen Euro über den Tisch. Ein wirklich hoher Preis, auch für Liebhaber: Viele römische Münzen bekommt man normalerweise schon für rund 30 Euro.
Warum Brutus den Mord an Caesar organisiert hat
Caesar, der der Geliebte von Brutus' Mutter Servilia war, und Brutus selbst hatten schon zuvor gegeneinander gekämpft. Brutus hatte zuletzt eine entscheidende Schlacht verloren – und war von Caesar in Gnaden wieder aufgenommen worden. Beide hofften daraufhin, den anderen auf die jeweils andere Seite ziehen zu können.
Für Caesar ging es um seine uneingeschränkte, lebenslange Macht; für Brutus um die Erhaltung der alten römischen (Adels-) Republik. Hier eine andere unter Brutus geprägte Münze; sie trägt die Aufschrift „EID MAR“ für das Datum des Attentats, die Iden des März. Links und rechts sieht man zwei typische römische Dolche, wie sie auch die Caesar-Mörder verwendeten:
Auch Brutus fiel dem römischen Bürgerkrieg zum Opfer
Gebracht hat es den Verschwörern nichts: Fast alle wurden von Octavian, dem Großneffen und Erben Caesars, und seinem Verbündeten Marcus Antonius verfolgt und getötet oder in den Tod getrieben. Auch Brutus ließ sich rund zweieinhalb Jahre nach dem Attentat in auswegloser Lage von einem Untergebenen erstechen.
Rund zwei Jahrzehnte später, nach vielen Kriegen, Schlachten und Tragödien, hatte sich Octavian unter dem Ehrennamen „Augustus“ (der „Erhabene“) als erster Kaiser etabliert. Die Republik bestand zwar fortan weiter auf dem Papier, war aber schon lange im Bürgerkrieg untergegangen.