Sie sollen am frühen Morgen des 25. Novembers 2019 durch das präparierte Fenster in das Gebäude in der Dresdner Altstadt gekommen sein. Dann schlugen sie wohl mit einer Axt Löcher in eine Vitrine und rissen befestigte Schmuckstücke aus dem 17. und 18. Jahrhundert heraus. 21 Schmuckstücke mit insgesamt 4300 Diamanten und Brillanten im Gesamtwert von über 113 Millionen Euro sollen die Diebe so aus dem Grünen Gewölbe entwendet haben. Hinzu kommt ein Sachschäden in Höhe von über einer Million Euro.
So heißt es in der Anklageschrift beim Prozess gegen die Juwelendiebe, der in Dresden begonnen hat. Insgesamt sind sechs junge Männer angeklagt. Sie stammen laut Staatsanwaltschaft alle aus einer arabischstämmigen Berliner Großfamilie – dem Remmo Clan – und sind Deutsche. Der Prozess wird wohl noch Monate dauern. Wo die Juwelen sind, sagen die Angeklagten nicht.

Diebe haben kostbare Juwelen aus Grünem Gewölbe gestohlen
Juwelen sind kostbare Schmuckstücke, die einen oder mehrere Edelsteine enthalten, also beispielsweise Diamanten oder Brillanten. Die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) geht nicht davon aus, dass der Schmuck weiterverkauft werden kann. Die Juwelen seien einfach zu bekannt.
„Weltweit sind die Stücke bekannt gemacht worden“, und eigentlich unverkäuflich, sagte sie am Freitag dem Radiosender Bayern 2. Sie hoffe, dass durch den nun beginnenden Prozess die Aufmerksamkeit gesteigert werde. „Und dass es dadurch noch unmöglicher gemacht wird, dass es wirklich zu einem Transfer kommt.“

Versicherungsexperte hat wenig Hoffnung
Stephan Zilkens, ein auf Kunstgegenstände spezialisierter Versicherungsbroker aus der Schweiz, hat allerdings weniger Hoffnung: „Ich befürchte, die Werke sind auseinandergenommen“, sagt er im Interview mit SWR3. „Aus 40 Grad, zweimal 18, Karat. Das heißt, die Edelsteine sind rausgebrochen, umgearbeitet, der antike Schliff in einen anderen Schliff verändert worden, sodass sie heute nicht mehr erkennbar sein werden.“
Die Steine würden jetzt über Stationen wie Antwerpen, Brasilien oder Bolivien gehen und dann wieder in den normalen Handel zurück kommen. Niemand könne das noch sauber zuordnen, sagt Zilkens.
Prozess in Dresden: Was weiß man über den Remmo-Clan?
Die mutmaßlichen Diebe, die vor Gericht stehen, sind Mitglieder des Remmo-Clans. Die Familie stammt aus dem Libanon und ist mittlerweile vor allem in Berlin ansässig, erklärt Rene Althammer von der Recherche-Unit des RBB. Im Vergleich mit anderen arabischen Großfamilien ist der Clan aber relativ klein und in Deutschland wenig verzweigt, so Althammer.
Spezialisiert hat sich die Großfamilie nach 2000 auf Überfälle und Einbrüche. So haben Mitglieder beispielsweise auch die berühmte „Big Maple Leaf“-Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum gestohlen haben. Sie ist bis heute nicht wieder aufgetaucht.
Althammer erklärt, dass die Familie Beute normalerweise sehr schnell verschwinden lässt. Gold wird beispielsweise eingeschmolzen oder Geld ins Ausland transferiert. Die Familie sei logistisch sehr gut organisiert, sagt Althammer und habe auch Beziehungen zu Juwelieren.
Immobilien-Beschlagnahmung traf Remmo-Clan hart
Das erbeutete Geld hatte die Familie auch in Immobilien in Berlin investiert. Doch diese wurden beschlagnahmt, was die Familie sehr getroffen habe, sagt Althammer. Denn eine stabile Einnahmequelle war so weggebrochen. Der Journalist vermutet, dass der Clan auch deshalb zu den größeren, spektakulären Diebstählen gewechselt hat.