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Von Autor/in Lea Hufnagel

19.000 Euro einfach futsch? Das kann passieren, wenn man beim Rentenfaktor nicht genau hinschaut. Hier gibts alle Infos!

Bei den vielen verschiedenen Möglichkeiten zur Altersvorsorge durchzublicken ist allein schon schwer genug. Noch komplizierter wird es, wenn Versicherungen Faktoren nachträglich anpassen, die alle Berechnungen wieder über den Haufen werfen. Das ist ohne weiteres aber gar nicht erlaubt, hat jetzt ein Gericht entschieden. Wer betroffen ist und wie man das verlorene Geld doch noch sichern kann: hier lesen!

Gerichtsurteil: Absenkung des Rentenfaktors nicht rechtmäßig

Einfach so per Brief mitteilen, dass die private Rente doch kleiner ausfallen wird als vereinbart? Das geht so nicht, hat das Landesgericht Köln entschieden. Geklagt hat ein Kölner Angestellter. Er hatte eine Riester-Rente bei der Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung und bekam ebensolche Mitteilung. Die Kürzung um fast ein Viertel wollte er nicht einfach hinnehmen und bekam mit seiner Klage Recht.

Der Verein Finanzwende e.V. unterstützt Menschen dabei, ihre Interessen gegenüber großen Finanzinstituten zur Geltung zu bringen. Er hat den Kläger durch den Prozess begleitet und fasst zusammen: „Das Kölner Urteil ist für die Verbraucherseite ein Erfolg auf der ganzen Linie.“ Der Grund: Mit seinem Fall ist der Kölner Kläger nicht allein. Mit dem Gerichtsbeschluss könnten viele weitere Fälle folgen.

Das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig. Das heißt: Die Versicherung hat die Möglichkeit, in Berufung zu gehen. Dann wird der Fall vor dem Oberlandesgericht Köln verhandelt.

Wie wird die private Rente gekürzt?

Wer sich für eine private Rentenversicherung entscheidet, wüsste gerne schon vor Vertragsabschluss, wie viel am Ende dabei rausspringt. Deshalb wird mit der Versicherung ein Sparkapital hochgerechnet, das bis zur Rente zusammenkommt, und ein sogenannter Rentenfaktor bestimmt. Mit ihm wird umgerechnet, wie viel Prozent des angesparten Kapitals als monatliche Rente ausgezahlt wird.

Der Clou der Versicherungen: Dieser Rentenfaktor wurde gesenkt. Statt 35 Euro pro gesparte 10.000 Euro gibt es dann plötzlich nur noch beispielsweise 30 Euro für denselben gesparten Betrag. Klingt wenig, summiert sich im Endeffekt aber auf.

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Rentenfaktor angepasst Fehlen uns bald Tausende Euro in der privaten Altersvorsorge?

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Dürfen Versicherungen den sogeanannten „Rentenfaktor“ nach Vertragsabschluss einfach runterherunter setzen und wie viel Geld könnte uns dann am Ende monatlich fehlen? Wir haben mit JAn Scharpenberg von „Finanztip“ gesprochen.

Welche privaten Altersvorsorgen sind betroffen?

Der Kläger, durch den das System ins Rutschen kam, hat eine sogenannte „fondsgebundene Riester-Rente“. Wie viele Versicherte deutschlandweit noch betroffen sein können, lässt sich nicht sicher sagen. Finanzwende e.V. schätzt, es könnte einige 10.000 ähnlich Versicherte betreffen.

Bereits 2021 berichtete die Süddeutsche Zeitung von einer ähnlichen Rentensenkung bei der Allianz Versicherung. Auswirkungen hatte das auf über 700.000 Versicherte mit fondsgebundenen Tarifen. Die Zahl der von diesem Urteil betroffenen Verträge kann also noch deutlich höher als die erste Schätzung ausfallen.

Außerdem trifft die Senkung verschiedene Arten der Altersvorsorge. Manche Senkungen sind rechtmäßig, andere nicht. Prüfen lohnt sich bei folgenden Versicherungen:

  • Riester-Rente
  • Rürup-Rente
  • Betriebliche Altersvorsorge
  • Nicht-geförderte private Rentenversicherung

Beispielrechnung zur privaten Rentenversicherung

Wer eine private Altersvorsorge abgeschlossen hat, zahlt regelmäßig einen Betrag ein; dieser summiert sich bis zur Rente auf. Das könnten beispielsweise 100.000 Euro sein.
Mit einem Rentenfaktor von 35 wäre das eine monatliche Rente von 350 Euro. Wird der Rentenfaktor auf 27 gesenkt, bleiben monatlich nur noch 270 Euro. Über 20 Jahre fehlen dann satte 19.200 Euro.

Wie viel könntest du durch den Rentenfaktor verlieren?

Rentenverlust berechnen

Wie groß wären die Auswirkungen eines neuen Rentenfaktors auf deine Altersvorsorge? Gib hier dein angespartes Kapital und den vertraglich festgelegten Rentenfaktor ein und lass den Verlust bei einem neuen Faktor berechnen!

Tipps: So kannst du deine private Rente trotzdem sichern

Der erste Schritt: Die bestehenden Verträge checken! Das empfiehlt auch Jan Scharpenberg von Finanztip. Jedes Jahr kommen Mitteilungen zum aktuellen Stand der Rente. Die können einfach mal neben den ursprünglichen Vertrag gelegt werden: Wurde der Rentenfaktor abgesenkt? Und wichtig: Wurde das mit der Niedrigzinsphase begründet? Wenn ja, könnte es sein, dass die Absenkung nicht rechtmäßig war.

Wer betroffen ist, sollte handeln. Dabei kommt es darauf an, ob man die Rente schon bezieht oder noch einzahlt:

Wer noch keine Rente bezieht, sollte dem Versicherer schreiben, damit der ursprüngliche Faktor wieder eingesetzt wird; damit diese Ansprüche nicht verwirken.

Wer schon in Rente ist, hat nicht unbedingt Pech gehabt: Bis zu drei Jahre rückwirkend können „entgangene Rentenzahlungen“ zurückgefordert werden, erklärt Scharpenberg. Beides funktioniert über Schreiben an die Versicherungen; Mustervorlagen können bei Finanztip heruntergeladen werden.

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Rentenfaktor angepasst Was können Betroffene tun, um die private Rente nicht gekürzt zu bekommen?

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Wer betroffen ist und nichts unternimmt, verzichtet unter Umständen insgesamt auf Tausende Euro der privaten Rente. Was man tun kann undn worauf man achten sollte, erklärt Jan Scharpenberg von „Finanztip“ im SWR3-Interview.

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Unsere Quellen

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