Aspartam: Zuckersüß, aber bitter für die Gesundheit?
Wenn „zuckerfrei“ auf süßen Lebensmitteln steht, dann ist es gut möglich, dass Aspartam drin steckt. Das galt lange vor allem für süße Getränke, für bekannte Cola-Marken aber auch für manche Limonaden. Und davon müsste man schon sehr viel trinken, um bedenklich viel Aspartam zu sich zu nehmen. Francesco Branca, Direktor für Ernährung und Lebensmittelsicherheit bei der WHO hält 40 Milligramm pro Kilo Körpergewicht für akzeptabel.
Wer 70 Kilogramm wiegt, kann pro Tag gefahrlos 2800 mg Aspartam zu sich nehmen. Das ist ziemlich viel. In den bekannten Light-Softdrinks zum Beispiel sind ungefähr 200 bis 300 mg Süßstoff. Das heißt man müsste schon mindestens neun Dosen Diät-Limo trinken, um die empfohlene Maximalmenge zu erreichen.
Aspartam ist aber mittlerweile in immer mehr Lebensmitteln als nur in Diät-Limos drin. Es ist in Kaugummis, Bonbons, Marmeladen, Fertiggerichten usw. Auf der Packung ist der Süßstoff unter den Zusatzstoffen mit der Bezeichnung E951 zu erkennen.

Topthema vom 14.07.2023 Zuckersüß - aber bitter für die Gesundheit?
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Aspartam ist einer der am meisten eingesetzten Süßstoffe weltweit. Schmeckt ähnlich wie Zucker, es braucht nur relativ wenig davon, um Lebensmittel süß zu bekommen. Die Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation WHO stuft Aspartam jetzt als „möglicherweise krebserregend“ ein. Das beschäftigt Menschen, die zum Beispiel zuckerfreie Limonade trinken
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Darum setzen Lebensmittelhersteller ausgerechnet auf Aspartam
200 Mal mehr als zuckersüß, ist aber kein Zucker.
Weil man für die gleiche Wirkung weniger davon braucht, gilt Aspartam als kalorienarm – obwohl es wie Zucker vier Kalorien pro Gramm hat. Laut Alice Thiel-Sonnen aus der SWR-Ernährungsredaktion ist der Stoff bei den Lebensmittelherstellern so beliebt, weil er fast so schmeckt wie Zucker. Außerdem, weil er vor allem keinen bitteren Beigeschmack hat - wie viele andere Süßstoffe.
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Die Hersteller werden über Gesundheitsempfehlungen in die Pflicht genommen, weniger Salz oder Zucker in ihre Produkte zu stecken. Bei der Suche nach Alternativen kommen sie sehr oft bei Aspartam heraus. Und weil der Stoff inzwischen in so vielen Lebensmitteln steckt, kann es wahrscheinlicher werden, die bedenklichen Grenzwerte zu erreichen, auch ohne neun Dosen Diät-Limo pro Tag.
Warum die Formulierung: „möglicherweise krebserregend“ vage ist
Ob Aspartam dann tatsächlich krebserregend ist, das bewertet die WHO zurückhaltend. Sie ordnet das Risiko an dritter Stelle der Gefährdungskategorien ein und schreibt: „möglicherweise krebserregend“. Studien z.B. an Tieren könnten eventuell darauf hindeuten, dass ein Leberkrebs-Risiko besteht. Das klingt allerdings alles sehr vage, finden auch Ernährungsforscher wie Stefan Kabisch von der Charité Berlin. Er sagt:
Es bleibt zu hoffen, dass die neue Einstufung besonnen aufgenommen wird und Konsumenten nicht dazu bringt, von Süßstoffen auf Zucker umzusteigen. Es gibt keinen soliden Grund, Süßstoffe aktiv zu vermeiden, aber auch keinen Grund, Süßstoffe aktiv zu empfehlen.
Francesco Branca, Direktor für Ernährung und Lebensmittelsicherheit bei der WHO, formuliert es so:
Wer jetzt überlegt, ob er oder sie lieber Colo-Light oder lieber mit Zucker trinken soll, der sollte an die dritte Option denken und einfach Wasser trinken.
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