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Lea Kerpacs
Lea Kerpacs: Website-Redakteurin bei SWR3 (Foto: SWR3, Niko Neithardt)
REDAKTEUR/IN
Michael Wegmer
SWR-Wirtschaftsredakteur Michael Wegmer (Foto: SWR, Michael Wegmer)
Christoph Gaißmayer

Unabhängig von öffentlichem Stromnetz sein wegen des Krieges Russlands gegen die Ukraine? Die Nachfrage nach Solaranlagen steigt seit Kriegsbeginn. Was ist sinnvoll, worauf muss ich achten?

Balkonkraftwerke: Sonnenenergie als Mieter nutzen

Auch Mieter können auf Sonnenenergie setzen. Sie sollten mit dem Vermieter zwar sprechen, sind aber nicht auf sein Wohlwollen angewiesen.

Solange Sie die Module aufstellen oder irgendwo anbringen können und rückstandslos wieder entfernen können, dann brauchen sie den Vermieter nicht zu fragen. Da gibt es ein Urteil dazu, dass das die Vermieter dann dulden müssen.

Sicher montiert sollten sie aber trotzdem sein. Immerhin hat ein Standardmodul eine Größe von einem auf einen Meter siebzig. Ein Modul bringt dann ungefähr 300 Watt und kostet je nach Anbieter ein paar Hundert Euro. Auch Komplettpakete mit allen nötigen Teilen sind im Handel erhältlich; die kosten dann natürlich etwas mehr. Außerdem können Kosten bei der Installation entstehen. Ein Elektriker prüft, ob die Steckdose überhaupt geeignet ist und auch der Stromzähler muss eventuell erneuert werden.

Je nach Platzierung und Sonneneinstrahlung kann man 40 bis 90 Euro pro Jahr sparen. Die Investition lohnt sich also auch erst nach mehreren Jahren.

Mieterstrom: Vorteile für Mieter und Vermieter

Seit 2017 das „Mieterstromgesetz“ eingeführt wurde, gibt es diesen Begriff. Die Bundesnetzagentur erklärt, wofür er steht:

Mieterstrom-Modelle sind Vermarktungsmodelle für Strom,

  • der vor Ort mit einer Solaranlage oder einer ähnlichen Anlage erzeugt,
  • an die Hausbewohner ohne Nutzung des Netzes der allgemeinen Versorgung geliefert und
  • im Gebäude verbraucht wird.

Vorteile für den Mieter: Durch die Regulierung wird dem Mieter ein Strompreis zugesichert, der um 10 Prozent günstiger ist als der lokale Grundversorgungstarif.

Vorteile für den Vermieter: Er bekommt einen Bonus. Neben dem Strompreis, den die Mieter ihm zahlen, erhält er für jede vor Ort verbrauchte Kilowattstunde aus der Photovoltaik-Anlage 1,8 bis 2,8, Cent zusätzlich.

Dominik Peper vom Fraunhofer Institut in Freiburg nennt noch weitere Vorteile: „Die Totschlagargumente sind, überhaupt daran teilzuhaben an der Energiewende.“ Dieses Modell des Mieterstroms sei im Moment zwar noch nicht so attraktiv, aber man könne durchaus Kapital daraus schlagen: zusätzliche Rendite oder Gewinne. Zudem ginge es auch um die Unabhängigkeit von Energieversorgern.

Mieterstrom: Wie funktioniert das?

Es gibt zwei Modelle, wie das Konzept des Mieterstroms umgesetzt werden kann:

  1. In Absprache mit dem Vermieter oder der Eigentümergemeinschaft werden Solarmodule auf das Dach montiert. Man habe alle Rechte und Pflichten, die damit einhergehen, so Dominik Peper vom Fraunhofer-Institut in Freiburg. "Sie werden dann selbst zum Energieversorger, was relativ aufwändig ist."
  2. Man gibt das ganze Projekt an einen Dritten ab, der das Projekt dann umsetzt. So hat man am Ende zwar weniger Stress, aber man hat dann „nicht mehr die volle Beteiligung am Gewinn des Projektes“.

Anmeldung auch bei kleinen Solaranlagen

Eine kleine Solaranlage auf dem Balkon produziert weniger Strom als das zugepflasterte Nachbardach. Und trotzdem muss die Balkon-Solaranlage angemeldet werden. Das geschieht bei der Bundesnetzagentur und beim Strombetreiber.

Tipps für die Solaranlage auf dem Balkon

Solarfachberater Hans-Joachim Horn hat die wichtigsten Tipps in folgendem Video zusammengefasst:

Russland: Lohnt sich eine Solaranlage für die Unabhängigkeit?

Wirtschaftliche Verbindungen sorgen natürlich immer auch für Abhängigkeiten. Für Russland betrifft uns das aber hauptsächlich im Gas. Und selbst dabei müssen Verbraucher keine Angst haben, dass morgen die Heizung kalt bleibt, denn so groß ist die Abhängigkeit nicht. Für Strom gilt das selbe.

Solaranlage auf dem Dach: Was ist das genau und was bringt es mir?

Manuel Krupp hat investiert: 25 Solarmodule befinden sich auf dem Dach seines Einfamilienhauses in Muggensturm. Der Elektriker war zwar noch nicht zum Anschließen da, aber:

Ich freue ich mich schon, auf den Zähler zu schauen; in der App nachzugucken, wie das denn läuft!

Die Begeisterung teilt er mit vielen anderen Menschen in SWR3Land, die sich wie er für eine Solaranlage entschieden haben.

Frederik André-Gehri gehört eine Firma für Energiesysteme und erzählt von seinen vollen Auftragsbüchern: Er sei in diesem Jahr schon vollständig ausgebucht. Noch circa 150 Anlagen werde er mit seinem Team 2022 auf Hausdächern installieren. Und die Nachfrage nehme nicht ab; im Gegenteil.

Vor allem seit Beginn des Krieges Russlands gegen die Ukraine sei der Wunsch nach einer unabhängigeren Stromversorgung gestiegen.

Seit Ende Februar sind die Anfragen extrem hoch; die Nachfragen nach Solarstromspeichern sind extrem gestiegen. Bei fast jeder zweiten Anlage wird nachgefragt, ob es möglich ist, auch selber den Strom zu erzeugen und zu verbrauchen, wenn das öffentliche Stromnetz ausfällt.

Wie hoch sind die Kosten einer Solaranlage?

Neben dem Gefühl der Unabhängigkeit kann sich die Installation einer Solaranlage auch finanziell lohnen. Bei den Anschaffungskosten von mehreren Tausend Euro müssen viele wohl erstmal schlucken. André-Gehri argumentiert mit dem Gewinn über mehrere Jahre:

Nach circa 13 Jahren spätestens ist die Anlage quasi amortisiert. Das heißt, das Kapital, das der Kunde investiert, ist wieder zurück.

So einfach ist es im Moment dann aber doch nicht. Materialmangel und Lieferprobleme sorgen dafür, dass die Kosten in den letzten Monaten immer weiter steigen. Und das sogar im Nachhinein: Für Bestellungen für das nächste halbe Jahr müsse er auch jetzt noch unvorhergesehene Preissteigerungen durch Vorlieferanten in Kauf nehmen. Zukünftig wird sich das auch auf Preise für Privatkunden auswirken.

Welche Zuschüsse sind bei Solarenergie möglich?

Mit der eingeläuteten Energiewende wurden Fördermaßnahmen für die Umrüstung auf erneuerbare Energien beschlossen. Das sind verschiedene Programme von Bund und Ländern, um den Wechsel weg von Kohle, Öl und Gas attraktiver zu machen.

Wer eine Solaranlage im Rahmen einer Sanierung installiert, kann dafür einen Zuschuss beantragen. Das funktioniert über Föderungen wie die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG).
Über die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW) sind vergünstigte Kredite für Photovoltaik- und Solaranlagen möglich.

In der SWR3 Morningshow haben wir euch einen Überblick über die Förderungen im Bereich Balkon-Solaranlagen gegeben:

Auf Landesebene unterscheiden sich die Zuschussmöglichkeiten je nach Bundesland. Baden-Württemberg setzt auf den „Solargutschein“ für Menschen, die ein E-Auto kaufen oder leasen und gleichzeitig eine Photovoltaikanlage betreiben.

Rheinland-Pfalz hat eine Förderung für Batteriespeicher ins Leben gerufen. Wer mehr Strom produziert, als er in diesem Moment verbraucht, kann ihn in dieser Anlage speichern. Allerdings ist das angepriesene Förderprogramm schon komplett ausgeschöpft Anträge können gar nicht mehr gestellt werden.

Damit ist die Batteriespeicher-Förderung des Landes Rheinland-Pfalz nicht allein: Viele Mittel, die anfangs zur Verfügung gestellt wurde, sind inzwischen ausgeschöpft. Deshalb sollte man bei der Kostenkalkulation besonders aufpassen: Nicht alle Förderungen, die im Internet beworben werden, sind überhaupt noch verfügbar und können so zur Kostenfalle werden.

Neben den Förderungen kann auch Einkommen durch die sogenannte Einspeisungsvergütung generiert werden. Wer mehr Strom produziert als er gleichzeitig abnimmt und keinen Speicher installiert hat, kann den überschüssigen Strom ins allgemeine Stromnetz einspeisen. Dafür gibt es eine kleine Vergütung. Die Betonung liegt aber auf „klein“: Für neue Anlagen ist immer weniger drin.

Ab wann wird eine Solaranlage rentabel?

Weil die Einspeisungsvergütungung immer kleiner wird, kann sie zur Refinanzierung der Anlage eigentlich nicht mehr genutzt werden. Sie liege laut Solarverbänden aktuell weit unter dem Marktwert von Solarstrom. Deshalb gilt: Je mehr selbstproduzierten Strom ich nutzen kann, desto mehr spare ich bei der Stromrechnung über das allgemeine Stromnetz. Sobald mehr gespart wurde als die Anlage gekostet hat, ist sie rentabel.

Das kann aber dauern: Mit der gesteigerten Nachfrage sind auch die Anlagen immer teurer geworden und die heiß begehrten Firmen zur Installation lassen sich die wenigen freien Termine auch gut bezahlen. Ob und wann sich private Solarenergie rentiert, kann man mit Renditerechnern durchspielen. Der wird zum Beispiel von der Stiftung Warentest angeboten.

Grundvoraussetzungen, damit sich eine Solaranlage lohnt

Ohne das passende Dach wird eine Solaranlage schwierig. Die Dachfläche sollte nach Süden oder zumindest Südwest, beziehungsweise Südost ausgerichtet sein und eine Neigung von 30 bis 40 Grad haben.

Der meiste Strom wird in Deutschland in den Abendstunden verbraucht, die Sonne scheint dann aber nicht mehr. Die Frage ist deshalb: Kann ich den Strom, der tagsüber produziert wird, auch gleichzeitig abnehmen?

Wenn das nicht der Fall ist, muss ein Batteriespeicher genutzt werden. Der kostet aber genauso viel Überlegungen wie die Solaranlage auf dem Dach: Bei der schieren Menge an Größen und Modellen kann eine weitere Beratung sinnvoll sein.

Bis das System in vollem Umfang auf die eigenen Bedürfnisse angepasst ist, kann es dauern. Viele Informationen gibt es online. Mit einer persönlichen Beratung ist man aber auf der sicheren Seite. Energieberatungen gibt es unter Anderem von Verbraucherzentralen.

Unsere Quellen

Transparenz ist uns wichtig! Hier sagen wir dir, woher wir unsere Infos haben!

Die Bundesnetzagentur ist die „Infrastrukturbehörde“ Deutschlands. Sie beschäftigt sich mit dem Wettbewerb in den Märkten für Energie, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen. Gleichzeitig dient sie aber auch dem Verbraucherschutz.

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