Stand

Von Autor/in Peter Knetsch

Diesmal sind wieder die Berliner Tatort-Ermittler dran und liefern eine Art Minifinale. Damit ist der Tatort nichts für Neueinsteiger.

Nina Rubin hat eigentlich Wichtigeres zu tun als Kripo-Alltag: Als jüdische Mama steht sie in der Küche, bereitet gerade die Bar Mizwa ihres Sohnes vor – und ihr spritzt - Igitt - Rote Beete ins Gesicht. Ihrem Kollegen Karow dagegen spritzt fast zeitgleich das Blut eines Kronzeugen ins Gesicht, als der vor seinen Augen ermordet wird. Noch mehr Igitt, aber keine Angst, brutale Bilder halten sich in Grenzen. Trotzdem: Starker Einstieg in den Krimi. Aber in einen sehr komplizierten.

Kompliziert - auch mit Rückblicken

Das hat damit zu tun, das hier die Geschichte zu Ende erzählt wird, die im allerersten Fall des Teams Karow-Rubin angefangen hat. Mittlerweile sind wir bei Fall Nummer 4. Nicht nur für Neueinsteiger ist das echte Puzzlelei, wer hat noch all die Verästelungen seit März 2015 im Kopf. Puh – Gedächtnis-Schwerstarbeit, da hilft einem auch die gut gemeinte Rückblenden-Schnipselei am Anfang wenig. Deswegen ein bisschen Orientierungshilfe:
Der erschossene Kronzeuge sollte Hauptkommissar Karow entlasten, weil der möglicherweise was mit dem Tod seines früheren Kollegen zu tun hatte. Der offenbar sehr mächtige Hintermann Hakari will verhindern, dass Karow den alten Fall klärt und sich damit voll rehabilitiert. Nur eine verschwundene Videodatei, auf der der Mord an seinem Ex-Partner zu sehen ist, könnte ihn aus der Schusslinie bringen.

Wir sind Versuchskaninchen

Die Sache wird noch ein bisschen komplizierter, weil Karow auch was mit der Witwe seines toten Kollegen hatte, die hängt da auch irgendwie mit drin. Ja, Karow hatte was mit ihr, obwohl er in der letzten Berlin-Folge noch harten Sex unter Männern praktizierte – die entsprechende Szene sorgte damals für irritiertes Hüsteln in Tatort-Deutschland. Egal, man darf ja auch mal Experimentieren. Dieses Experimentelle scheint das Grundprinzip der Berlin-Tatort-Macher zu sein. Wir Zuschauer sind die Versuchskaninchen fürs Tatort-Serien-Sehen, und die beiden Darsteller Meret Becker und Mark Waschke basteln an ihren Kommissar-Figuren. Immer wieder ein neuer Persönlichkeits-Drall für Karow und Rubin. Das ist grundsätzlich okay, so viel Freiheit bei einem neuen Team muss erlaubt sein – da ruckelt sich gerade was zurecht. Zum Ruckeln gehören auch ein paar unnötige Längen und kleinere Logikbrüche, aber was solls: Viel wichtiger ist, dass dieser Vierteiler jetzt schlüssig, spannend und auch mit Überraschungen zu Ende erzählt wird. Und das wird er. Für mich bleibt der Eindruck, gutes Finale, aber wenn die nächste Folge einfacher gestrickt würde, wäre ich sehr dankbar.

Stand
Autor/in
Peter Knetsch
  1. SWR3 Tatort-Check Enttäuschender Tatort gestern aus Zürich: Warum er in unserem Check durchfällt

    Tolle Berge und ruhige, spannende Stimmung: Das sind normalerweise die Tatorte aus der Schweiz. Aber dieses Mal ging es in eine ganz andere Richtung, sagt SWR3 Tatort-Checker Stefan Scheurer.

  2. N.Y. Times recherchiert Papst-Stammbaum Papst Leo ist mit Madonna verwandt! Und plötzlich macht alles Sinn ...

    Die beiden Ikonen sind entfernt verwandt, so eine Stammbaum-Recherche. Deshalb die Ähnlichkeiten 😅!

  3. Engagement für wohnungslose Menschen Darum engagiert sich Tim Mälzer für Obdachlose: „Könnte jedem passieren!“

    TV-Koch Tim Mälzer erzählt im SWR3 Podcast „1 plus 1 – Freundschaft auf Zeit“, warum er sich gegen Obdachlosigkeit einsetzt. Was seine eigene Krise damit zu tun hat, lest ihr hier!

  4. Seltsame Ladung in gewaltiger Tiefe Faszinierender Zufallsfund in der Tiefsee: Frankreichs Marine findet uraltes Schiffswrack

    Der uralte Segler ist mehr als 30 Meter lang und liegt zu tief, um ihn zu bergen. Bilder und Videos von dort gibt es dennoch.

  5. Hier die neue Single hören! Geht das zu weit? Deshalb spaltet Sabrina Carpenters neues Album-Cover die Fans

    Sabrina Carpenter hat das Cover ihres neuen Albums „Man's Best Friend“ enthüllt und sorgt damit ganz schön für Aufregung. Warum es Kritik von den Fans gibt – hier erfährst du es.

  6. SWR3 Wirtschaftsexperte schätzt ein Lohnen sich Mystery Boxen oder ist das rausgeschmissenes Geld?

    Eine Wundertüte für Erwachsene: Darin finden sich für wenig Geld alle möglichen Artikel, die zurückgegeben wurden. Aber lohnt es sich, so eine Mystery Box zu kaufen? Die SWR3 Wirtschaftsredaktion schätzt ein.