Die Dame ist eindeutig nicht klar im Kopf, wie sie da in Morgenmantel und Pyjama spät abends vor dem Kommissariat auftaucht und was von einem Mord erzählt. Wo, wer, wann – ja, das wisse sie nicht. Meuffels, der eben vor der Tür eine raucht, bietet der etwas renitenten Dame galant den Arm an, bringt sie dahin wo sie herkommt und findet sich im Nachtdienst eines heruntergekommenen Altersheims wieder.
Ja, da ist jemand zu Tode gekommen. Aber: Das sei schließlich normal, meint einer der Pfleger. Denn alte Menschen seien nun mal nicht mehr so robust und wenn dann einer hinfalle, dann könne das auch das Ende sein. Die alte Dame, die den Mord sozusagen angezeigt hat, ist auch nicht sonderlich hilfreich, denn: Sie leidet an Demenz. Da steht der Ermittler nun und muss sich zwischen Alten, Sterbenden und überlastetem Pflegepersonal durchfragen, um seinen Fall zu lösen.
Drückend, schwer und hart – Ein Krimi, der keiner ist
Der Fall steht ziemlich im Hintergrund. Was raus gearbeitet wird ist: Altwerden ist unschön, Dahinsiechen ist unschön und im Altersheim für weniger Betuchte ist es ganz besonders unschön. Der ganze Film ist drückend, schwer und hart – so wie die Situation im Pflegeheim.
Matthias Brandt ist neben Ulrich Tukur vielleicht der einzige Schauspieler in der Tatort/Polizeiruf-Serie, der da bestehen kann, und er spielt gigantisch. Für mich ist das einer seiner besten Polizeirufe überhaupt. Dazu kommen hervorragende Nebendarsteller, die die Tragödie des vernachlässigten Dahinsiechens äußerst eindringlich rüberbringen.
Aber: Ein Krimi ist es halt mal wieder nicht. Der Fall ist verworren und letztlich nicht so recht gelöst. Dazu zwar mit einem eindrucksvollen, aber sehr „gewolltem“ Ende. Aber: Dank der schauspielerischen Leistung, die wirklich grandios ist, lohnt es sich, das Ding anzuschauen. Meine Note: vier von fünf Elchen.