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Von Autor/in Brigitte Egelhaaf

Normalerweise ist es ja so: Mord oder Totschlag, Kommissare ermitteln, Fall gelöst. Beim Tatort „Schock“ aus Wien allerdings wird das Verbrechen angekündigt und die Ermittler Moritz Eisner und Bibi Fellner müssen es mit ihrem Team verhindern.

„Mein Name ist David Frank. Ich werde meine Mutter, meinen Vater und anschließend mich selbst töten. Und ich werde mich bemühen, ihnen zu erklären, warum.“ Diese Ankündigung per Video kursiert in den sozialen Netzwerken, ein Krisenstab wird eingerichtet, die Villa der Eltern durchsucht. Keiner da, das Auto weg. An der Drohung im Video, das wird spätestens jetzt allen klar, wird also was dran sein.

Ist das Krimi oder kann das weg?

Wäre dieser Tatort ein Krimi, könnte es jetzt spannend werden. So aber setzen wir uns jetzt bitte aufrecht hin, konzentrieren uns und lauschen dem Tatortzuschauer-Einführungsseminar in Erziehungswissenschaften von Professorin Sarah Adler. Thema: Generation Y! Diese Kategorie junger Menschen befindet sich laut Klappentext des Fachbuches von Professor Adler „im Spannungsverhältnis von maximaler Beschleunigung und maximalem Wettbewerb bei minimalen Zukunftsperspektiven. Als Manövriermasse des Kapitals.“

Auf der Suche nach dem profanen Verbrechen

So einer ist wohl David Frank, der sich weiterhin in den sozialen Netzwerken meldet und weiterhin droht, seine Eltern umzubringen. Seine Monologe sind tiefgründig und sehr, sehr lang. Dazu gibt's den optischen Schwenk über die Ermittlergruppe. Nach 45 Minuten Vorlesung hätte ich jetzt gerne mal so ein ganz profanes Verbrechen. Oder von mir aus nur eine kleine Ordnungswidrigkeit. Stattdessen gibt es gesellschaftspolitisch bedingten Drogenkonsum von Eisners Tochter Claudia, die zusammen mit ihren Studienkollegen dieses „Scheißamphetamin“ schluckt, um den Erwartungen der Leistungsgesellschaft zu entsprechen. „Wir sind süchtig aus Vernunft und die Pflichterfüllergeneration.“

Monotonie in Wien

Ich hätte jetzt gerne eine Landschaftsaufnahme zum Durchatmen. Sowas langsames, leises wie einen Schwenk über die Donau oder die Frontalansicht von Almhütten.  Aber wir sind mitten in Wien. In einer Halle zusammen mit einem unterstrichenen Satz von Gudrun Ensslin und einem Zitat von Berthold Brecht, das David Frank in die Kamera spricht: „Gewalt liegt dann vor, wenn eine Person den negativen Handlungen einer Person oder mehrerer anderer Personen ausgesetzt ist.“

Liebe Bibi Fellner, lieber Moritz Eisner. Ohne eure zwischendurch aufblitzenden Emotionen hätte ich diese Vorlesung vorzeitig verlassen. Gute Idee, aktuelles Thema, die Umsetzung allerdings ist eher vertonte Fachliteratur, als unterhaltsame Spannung. Und deswegen gibt es von mir nur 2 von 5 Elchen.

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