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Von Autor/in Stefan Scheurer, SWR3

Die Schweiz ist so cool. Die Menschen oft witzig, sie haben die schönsten Berge Europas. Wo du hinschaust, gibt es UNESCO-Weltkulturerbe – was haben die Luzerner Krimihelden daraus gemacht?

Luzern bei trostloser Finsternis: Ein Bus fährt durch die Nacht, die Situation ist unauffällig, bis sich ein Mann von einer Brücke direkt vor den Bus schmeißt. Opfer tot, vermutlich Selbstmord. Die Schweizer Kommissare Reto Flückiger und Liz Ritschard übernehmen und merken ein paar DNS-Speichelproben später: Der Mann ist schon ziemlich lange tot, 13 Jahre lang.

Kein Mord im Tatort – ein vermeintlicher Suizid?

Er starb beim Tsunami in Thailand. Nur um wieder aufzuerstehen, und nur, um sich dann von der Brücke zu schmeißen. Klingt komisch und mysteriös. Auch der Busfahrer hat eine schicksalhafte Geschichte, denn mit Selbstmördern kennt er sich aus: Früher ist er Bahn gefahren und auf Busfahren umgestiegen, weil er es leid war, dass sich dauernd jemand vor den Zug schmiss. Ironie des Schicksals, dass jetzt wieder einer vor seinem Bus landet. Der Mann hat es einfach nicht leicht.

Dauernd springen dem Kerl also Menschen vor den Zug und den Bus. Das macht krank, der Tatort zeigt ein paar mal ehrlich und direkt, was es heißt, das Opfer von Selbstmördern zu sein. Getröstet wird der Busfahrer höchst persönlich von seinem Freund. Das ist zufällig und gar nicht konstruiert: Unser Kommissar Flückiger.

Was die Optik dieses Tatorts angeht, hier ein kleiner Exkurs: Die Schweiz. Da gibt's coole Typen, Schweizer sind zu Recht ein besonders stolzes Völkchen, oft witzig, sie haben die schönsten Berge in Europa. Wo du hinschaust: Leidenschaft. So kenne ich die Schweiz. Von all dem hat der Schweizer Tatort genau: Nichts.

Trist, grau, kühl: Eintönige Bilder im Luzerner Tatort

Schlimmer noch, denn das ist bei jedem Luzerner Tatort immer wieder gleich. Er könnte überall spielen, so genau wird darauf geachtet, die Kulissen und Aufnahmen möglichst eintönig und gewöhnlich aussehen zu lassen: Das Tatort-Luzern ist trist und grau, die Darsteller spielen nüchtern und kühl, Lebensfreude meistens null. Als Schweizer würde ich mich bedanken, so dargestellt zu werden.

Dazu kommt, dass weite Teile des Tatorts auf Schweizerdeutsch aufgenommen wurden und für Deutschland das Deutsch extra nachsynchronisiert wurde. Das wirkt oft dramatisch künstlich, worauf schon die FAZ ausführlich hinwies. Die Geschichte tröpfelt träge bis zum Ende – immerhin das Ende ist wirklich überraschend und sehenswert, wenn man noch wach ist.

Verdächtiger spielte bereits beim Tatort „Stau“ mit

Ach, fast vergessen: Nur für den Fall, ihr sitzt am Sonntagabend vor der Glotze und sagt: Moment mal, den Schauspieler kenne ich doch vom letzten Sonntag. Ja, so ist es. Letztes Mal war Schauspieler Roland Bonjour verdächtig, dieses Mal wieder – aber an einem ganz anderen Platz. Komisch, gell? Diesen Eindruck teile ich vermutlich mit ganz vielen Nachwuchsschauspielern. Es ist eine Ungereimtheit, und – siehe oben – leider nicht die einzige dieses Tatorts.

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