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AUTOR/IN
Peter Knetsch

Bremen-Tatort mit doppeltem Anspruch: „Echolot“ will einerseits spannender Krimi sein, andererseits wird er die ARD-Themenwoche „Zukunft der Arbeit“ einleiten. Geht das zusammen?

Eine junge Frau stirbt, weil sich ihr Auto überschlägt: Vanessa Arnold war Mitgründerin eines Bremer Start-up-Unternehmens und gleichzeitig die menschliche Vorlage für einen digitalen Mitarbeiter, der in diesem Start-up entwickelt wird. Eine Art Telefon-Assistentin, die immer freundlich bleibt und einem automatisiert Routine-Gespräche abnimmt. Klingt verwirrend, ist es auch.

Verschwimmende Grenzen zwischen echter und virtueller Welt

Die Kommissare Lürsen und Stedefreund sind genauso überrascht, als sich die doch offensichtlich tote Frau kurz darauf telefonisch meldet. Hä? Zum Verständnis: Es geht um die verschwimmenden Grenzen zwischen der echten und der virtuellen Welt. Digitale Mensch-Kopien, die sich kaum vom Original unterscheiden, Stimm- und Mimik-Erkennungsprogramme der neuesten Art und selbstlernende, künstliche Intelligenzen.

Wem das bekannt vorkommt: Ja, erst Ende August gab es die fast deckungsgleiche Geschichte bei den Tatort-Kollegen aus Stuttgart.

Eine junge Frau ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Unfall, Suizid oder Mord?(v.l.: Hauptkommissarin Inga Lürsen (Sabine Postel), Helen Reinders (Camilla Renschke), Hauptkommissar Stedefreund (Foto: Radio Bremen/Christine Schroeder)
Eine junge Frau ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Unfall, Suizid oder Mord? Bild in Detailansicht öffnen
In der Gerichtsmedizin bestätigen die Kollegen, dass es sich bei der Toten um Vanessa Arnold handelt. (vorne: Vanessa Arnold (Adina Vetter); hinten, v.l.: Gerichtsmediziner Dr. Katzmann (Matthias Bren (Foto: Radio Bremen/Christine Schroeder)
Die Kollegen bestätigen, dass es sich bei der Toten um Vanessa Arnold handelt. Die junge Unternehmerin stand mit ihrem Startup kurz vor dem großen Durchbruch (vorne: Vanessa Arnold (Adina Vetter); hinten, v.l.: Gerichtsmediziner Dr. Katzmann Bild in Detailansicht öffnen
Nessa, die digitale Assistentin und Ebenbild der Toten Vanessa Arnold. (Foto: Radio Bremen/Christine Schroeder)
Nessa, die digitale Assistentin und Ebenbild der Toten Vanessa Arnold. Bild in Detailansicht öffnen
Die Tochter der Toten, Lilly (Emilia Pieske) sucht Trost bei einer Lili Marleen-Fotomontage ihrer Mutter und der digitalen Assistentin Nessa. (Foto: Radio Bremen/Christine Schroeder)
Tochter Lilly (Emilia Pieske) sucht Trost bei einer Lili Marleen-Fotomontage ihrer Mutter und der digitalen Assistentin Nessa. Bild in Detailansicht öffnen
Nach dem Tod ihrer Mutter ist deren Kollege Paul Beck (Christoph Schechinger) für Lilly Arnold da. (Foto: Radio Bremen/Christine Schroeder)
Nach dem Tod ihrer Mutter ist deren Kollege Paul Beck (Christoph Schechinger) für Lilly Arnold da. Bild in Detailansicht öffnen
Nessa, die digitale Assistentin, wird immer wichtiger bei den Ermittlungen der Bremer Hauptkommissare Inga Lürsen und Stedefreund. (Foto: Radio Bremen/Christine Schroeder)
Nessa, die digitale Assistentin, wird immer wichtiger bei den Ermittlungen der Bremer Hauptkommissare Inga Lürsen und Stedefreund. Bild in Detailansicht öffnen
Hauptkommissarin Inga Lürsen versucht, von Doris Osterloh (Eleonore Weisgerber) der Mutter und der Tochter von Vanessa Arnold Hintergrundinformationen zu erhalten. (Foto: Radio Bremen/Christine Schroeder)
Hauptkommissarin Inga Lürsen versucht, von Doris Osterloh (Eleonore Weisgerber) der Mutter und der Tochter von Vanessa Arnold Hintergrundinformationen zu erhalten. Bild in Detailansicht öffnen
Die Bremer Hauptkommissare Inga Lürsen und Stedefreund bekommen Unterstützung von BKA-Kollegin Linda Selb (Luise Wolfram). (Foto: Radio Bremen/Christine Schroeder)
Die Bremer Hauptkommissare Inga Lürsen und Stedefreund bekommen Unterstützung von BKA-Kollegin Linda Selb (Luise Wolfram). Bild in Detailansicht öffnen
BKA-Kollegin Linda Selb findet heraus, dass etwas mit dem Auto der Toten nicht stimmt (Foto: Radio Bremen/Christine Schroeder)
BKA-Kollegin Linda Selb findet heraus, dass etwas mit dem Auto der Toten nicht stimmt. Bild in Detailansicht öffnen
Irritierend echt: Im jungen Startup-Unternehmen ist die digitale Assistentin der Toten allgegenwärtig. (v.l.: Kai Simon (Lasse Myhr), David Arnold (Matthias Lier)) (Foto: Radio Bremen/Christine Schroeder)
Irritierend echt: Im jungen Startup-Unternehmen ist die digitale Assistentin der Toten allgegenwärtig. (v.l.: Kai Simon (Lasse Myhr), David Arnold (Matthias Lier)) Bild in Detailansicht öffnen
David Arnold und Paul Beck (Matthias Lier) arbeiten an der Entwicklung von digitalen Assistenten, die die Arbeit erleichtern sollen. (Foto: Radio Bremen/Christine Schroeder)
David Arnold und Paul Beck (Matthias Lier) arbeiten an der Entwicklung von digitalen Assistenten, die die Arbeit erleichtern sollen. Bild in Detailansicht öffnen
Die Bremer Kommissare Stedefreund und Inga Lürsen wundern sich über die technischen Innovationen des jungen Startup Unternehmens. (Foto: Radio Bremen/Christine Schroeder)
Die Bremer Kommissare Stedefreund und Inga Lürsen wundern sich über die technischen Innovationen des jungen Startup-Unternehmens. Bild in Detailansicht öffnen
Kann Kommissarin Inga Lürsen von der digitalen Assistentin der Toten etwas über die Tat erfahren? (Foto: Radio Bremen/Christine Schroeder)
Kann Kommissarin Inga Lürsen von der digitalen Assistentin der Toten etwas über die Tat erfahren? Bild in Detailansicht öffnen
David Arnold (Matthias Lier) leidet unter dem Verlust seiner Ehefrau Vanessa Arnold. (Foto: Radio Bremen/Christine Schroeder)
David Arnold (Matthias Lier) leidet unter dem Verlust seiner Ehefrau Vanessa Arnold. Bild in Detailansicht öffnen
Lilly Arnold ist mit der digitalen Kopie ihrer Mutter, auf einem Tablet, in ständigem Kontakt. (Foto: Radio Bremen/Christine Schroeder)
Lilly Arnold ist mit der digitalen Kopie ihrer Mutter in ständigem Kontakt. Bild in Detailansicht öffnen
Die Bremer Hauptkommissare Inga Lürsen und Stedefreund. (Foto: Radio Bremen/Christine Schroeder)
Die Bremer Hauptkommissare Inga Lürsen und Stedefreund. Bild in Detailansicht öffnen

Wie Dinosaurier in der fremden digitalen Welt

Das ist ärgerlich, weil sich wahrscheinlich alle Tatort-Fans fragen, warum die zeitliche Verteilung dieser Stoffe nicht besser organisiert wird. Kleiner Trost: Die – wie gesagt fast deckungsgleiche Geschichte – wird im Bremer Tatort besser erzählt. Etwas glaubwürdiger, spannender, nicht ganz so konstruiert.

Aber so wie Lannert und Bootz in Stuttgart stolpern auch Lürsen und Stedefreund in Bremen wie Dinosaurier durch die für sie fremde Welt der digitalen Möglichkeiten. Und auch physisch, wenn beide das stylische Hipster-Loft des Start-ups betreten und dort auf die dazugehörigen Unternehmer-Nerds treffen.

Es geht um den Ausblick auf die zukünftige Arbeitswelt

Wie Fremdkörper in einem Pulk junger Freaks, die sich IT-Fachbegriffe zuwerfen wie Handbälle. Dazu sind alle extrem gut drauf, total kreativ und locker. Ich find's arg dick aufgetragen, aber was soll's. Wenn es um den Ausblick auf die zukünftige Arbeitswelt geht, muss man vielleicht auch mal überzeichnen, sonst sieht ja kein Mensch den Unterschied.

Wichtiger ist, dass die Geschichte selber nicht zur Karikatur wird und diese Gratwanderung ist dem Bremer Tatort meiner Meinung nach ganz gut gelungen. Eine Mischung aus Science-Fiction, Krimi und den digitalen Quantensprüngen, denen wir in unseren Jobs und im Alltag immer intensiver begegnen.

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Peter Knetsch

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