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Brigitte Egelhaaf
Brigitte Egelhaaf

Viel Klamauk auf der Ritterburg. Der Burgherr dümpelt tot in Ritterrüstung im Burggraben. War es ein Unfall oder Mord? Und, wer hat dem Burgherren Manfred geholfen, in die Ritterrüstung zu klettern? Hat er oder sie ihn auch umgebracht?

Kopf ab im künftigen Freizeitparadies

Ein Fest auf der Burg steht bevor. Aus dem geschichtsträchtigen Gemäuer soll ein Freizeitparadies werden. Dafür braucht es Werbung und Geld. Geschäftspartner und Freunde des Burgherren, des Kirmeskönigs Manfred, sind geladen. Geprobt wird gerade eine Laienschauspiel-Ritterdrama-Aufführung, samt Enthauptung per Schwert – natürlich nur gespielt und unblutig. Die Kameradrohne überfliegt noch einmal das Gelände, das Fest soll später auch von oben gefilmt werden.

Manfred in der Ritterrüstung ist tot

Manfreds Ehefrau und die schon erwachsenen Kinder sind gerade mit den letzten Festvorbereitungen beschäftigt, als der Drohnenpilot auf das Display starrt und fragt: „Was ist das?“ Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich das silberne, große Etwas im Wasser des Burggrabens als Burgherr Manfred in Ritterrüstung. Die Familie zieht ihn noch gemeinsam aus dem Wasser, doch gleich ist klar: Hier kommt jede Hilfe zu spät.

Tatort "Es lebe der König" Szenenbilder
Nur noch leblos können sie ihren Vater Manfred Radtke (Anthony Arndt) aus dem Burggraben bergen: Claudia Radtke (Sandra Borgmann) und ihr Bruder Tobias Radtke (Marek Harloff) waren gerade bei den Proben für ein Theaterstück... Bild in Detailansicht öffnen
Tatort "Es lebe der König" Szenenbilder
Tobias Radtke (Marek Harloff) kämpft sich im Kostüm durch den Burggraben: Während einer Probe wurde dort eine Leiche entdeckt. Bild in Detailansicht öffnen
Tatort "Es lebe der König" Szenenbilder
Schreck bei der Kostümprobe für ein Theaterstück: Claudia Radtke (Sandra Borgmann) läuft zum Burggraben – dort wurde ihr Vater tot gefunden. Bild in Detailansicht öffnen
Tatort "Es lebe der König" Szenenbilder
Eine Leiche in Ritterrüstung, das sahen selbst Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers, links) , Silke Haller (ChrisTine Urspruch) und Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) noch nie auf einem Seziertisch. Bild in Detailansicht öffnen
Tatort "Es lebe der König" Szenenbilder
Anprobe in der Rechtsmedizin: Silke Haller (Christine Urspruch) hilft Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) dabei, die Ritterrüstung anzulegen. Bild in Detailansicht öffnen
Tatort "Es lebe der König" Szenenbilder
Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers, links) klärt Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) über die große Tradition des „Hauses Lüdecke“ auf. Bild in Detailansicht öffnen
Tatort "Es lebe der König" Szenenbilder
Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Grossmann) bei einer Kaffee- und Zigarettenpause in der Kantine – sie wundert sich über ihren Kollegen, Staatsanwalt Lutz Söltenfuss. Bild in Detailansicht öffnen
Tatort "Es lebe der König" Szenenbilder
„Vadder“ Thiel (Claus D. Clausnitzer, links) bleibt sich treu: Warum sollte er sich jetzt vorschreiben lassen, was er raucht oder gar sein Taxi verkaufen? Viel lieber lässt er seinen Junior, Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl), beim Angeln an seinem Wissen über den Sittenverfall in Münster zur Zeit der Wiedertäufer teilhaben. Bild in Detailansicht öffnen

Ohne Yoga klapp's nicht mit der Rüstung

Wie aber konnte das passieren? Für Hauptkommissar Thiel steht fest: Der Mann ist ertrunken. Gerichtsmediziner Professor Dr. Dr. Boerne sieht sowas ja eigentlich auf den ersten Blick. Allerdings erschwert die Ritterrüstung die Leichenschau vor Ort. Also wird der Burgherr samt Rüstung auf den Obduktionstisch gewuchtet. Das Ergebnis: Ja, er ist ertrunken.

Doch Thiel stellt die entscheidende Frage: Konnte sich der Kirmeskönig die Rüstung alleine anziehen? Karl-Friedrich Boerne macht den Selbsttest und stellt fest: Zumindest ohne tägliche Yogaübung geht das nicht. Aber wer hat dem Burgherrn dann geholfen? Schließlich war es Nacht, als er in den Graben fiel.

Slapstickzwang und Langeweile

Die Kulisse, so eine richtige Ritterburg, ist natürlich toll, die Geschichte dafür ein bisschen sehr dünn, um nicht zu sagen, eher langweilig. Darüber täuschen auch nicht Boernes Tanzeinlage in Rüstung oder Aufnahmen von seltsamen Sexspielen in Vogelkostümen hinweg. Das wirkt auf mich eher wie eine Slapstickzwangsverordnung. Hallo, wir sind der Tatort aus Münster, wir müssen, komme was wolle, lustig sein.

Schrill, laut und darum lustig?

Immerhin macht die Laienspieltruppe, bestehend aus der Witwe des Burgherrn und dessen Sohn, in den 90 Minuten eine beeindruckende Entwicklung durch. Die Regieanweisung an die beiden könnte auch ohne Weiteres auf die Tatortcrew übertragen werden. „Übertreibt beide, spielt laut, spielt schrill. Macht 'nen Spaß daraus. Wenn die Leute lachen ist doch gut!“Ja klar.

Aber auch wenn ich jetzt angesichts der gewaltigen Fangemeinde des Münsteraner Tatorts wahrscheinlich ins Spaßbremsenschutzprogramm muss, trau ich mich doch zu sagen: Ein bisschen mehr Inhalt und eine Spur anspruchsvollerer Klamauk hätte es schon sein dürfen. „Es lebe der König“ hat bestimmt wieder seine Fans. Ich gehöre nicht dazu, bin aber in der Bewertung deswegen einfach mal gnädig.

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