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Vanessa Valkovic
Vanessa Valkovic (Foto: SWR3)

Die Flut im Ahrtal nahm der Familie Gemein alles. Auch Monate nach der Katastrophe ist ihr Alltag noch weit von der Normalität entfernt.

Die Flut verwüstet das Haus der Familie

Wann ist der Zeitpunkt, das Haus zu verlassen? Diese Frage mussten sich Annika und Ingo Gemein in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 stellen – die Nacht der Flutkatastrophe im Ahrtal. Als sie mit ihren drei Kindern auf den Hang hinter ihrem Haus vor den Wassermassen fliehen, ist es fast schon zu spät. Zurück bleibt ihr zerstörtes Eigenheim. Auch Monate nach der Katastrophe kommt die Familie kaum zur Ruhe.

Man bringt morgens die Kinder in den Kindergarten, fährt dann zur Baustelle, weil man aufschließen muss, dann kommen Handwerker, dann gibt es noch Sachen zu besprechen, dann ist man schon wieder zu spät auf der Arbeit, dann ruft um 12 Uhr wieder ein Handwerker an: ‚Ingo kannst du mal eben kommen‘, man hüpft halt eben von einer Baustelle auf die nächste und man hat halt auch noch drei Kinder.

Altenburg: Zwischen Baustelle und Familienalltag

Wie geht es der Familie Gemein? Hier ist ihre Geschichte:

„Man hüpft von der einen Baustelle zur anderen und man hat halt noch drei Kinder.“Mit den Kindern flieht Familie Gemein aus Altenburg in einen höhergelegenen Ziegen-Unterstand und flieht so vor dem Hochwasser. Auch ihr Haus wurde durch das Hochwasser zerstört.Posted by SWR3 on Wednesday, November 24, 2021

Flut zerstört renovierte Pizzeria

Roberto Lauricella hat eine eigene Pizzeria in Bad Neuenahr-Ahrweiler in Rheinland-Pfalz, das Ristorante La Concordia. Er renovierte sein Restaurant während des Corona-Lockdowns, erneuerte den Küchenbereich und kaufte neue Geräte für über 20.000 Euro. Dann kam die Flut.

Wir waren hier drin eingeschlossen. Mit meiner Mutter, die ist 73, und meinem Vater, er ist 82, und ich. [...] Was ich immer sage ist: 'Wir leben!'

Von der Pizzeria zum Pizza-Container

Lauricella will trotzdem nach vorne schauen, weitermachen. Hier ist seine Geschichte:

„Wir sind alle lebend hier raus und das ist alles nur materiell.“Roberto Lauricella aus Bad Neuenahr-Ahrweiler hat die Flut im Juli auch erwischt. Erst im März hat er im Lockdown sein Ristorante komplett renoviert. Jetzt renoviert er noch einmal.Posted by SWR3 on Wednesday, November 24, 2021

Wiederaufbau im Ahrtal

Die Flut hat die Infrastruktur im Ahrtal zerstört. Dazu gehören auch zahlreiche Brücken, die von den Wassermassen mitgerissen wurden. Gunnar Kreidl arbeitet als Koordinator für das THW. Für ihn war nicht nur der Bau von Behelfsbrücken im Ahrtal eine Herausforderung.

Es ist einfach auch als Führungskraft schwierig, den jungen Gruppenführern so einen Einsatzauftrag zu geben, Leichen zu bergen. Vor allem wenn man die Leichen mit schwerem Gerät bergen muss. Also, sie lagen ja nicht da, sondern die waren unter Trümmern verkeilt. Und das sind Dinge, die gehen einem nach und das legt man auch nicht mehr ab.

Antweiler: Das passiert auf der Brückenbaustelle Nummer 18

Wiederaufbau im AhrtalPosted by SWR3 on Tuesday, November 23, 2021

Flut im Ahrtal: Für viele kam die Warnung zu spät

Tagelang fällt der Regen in Strömen auf Regionen im Norden von Rheinland-Pfalz und im Süden von Nordrhein-Westfalen. In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 passiert es dann: Die Ahr tritt über die Ufer. Ganze Dörfer und Stadtteile werden überflutet. Die Warnungen kommen zu spät – viele Menschen trifft die Flut völlig unvorbereitet. Der Morgen danach zeigt dann das ganze Ausmaß der Katastrophe: zahlreiche Menschen werden vermisst, viele harren noch auf den Dächern ihrer Häuser aus und warten auf Hilfe, für viele kommt jede Hilfe zu spät. Mehr als 130 Menschen sterben, Hunderte sind verletzt. Die Flut hat eine Schneise der Verwüstung durch das Ahrtal geschlagen. Tausende Gebäude werden schwer beschädigt. Heute, vier Monate nach der Katastrophe mit historischem Ausmaß, ist der Wiederaufbau erst am Anfang.

Weilerswist: Am Morgen von der Flut überrascht

Keller mit Schlamm nach Flutkatastrophe (Foto: Privat/Melanie Reichert)
Euskirchen: Die Flut hat vieles bei Melanie zerstört

Eine von ihnen ist Melanie Reichert aus Weilerswist im Kreis Euskirchen in Nordrhein-Westfalen.

Ich bin morgens früh aufgestanden, weil ich mit dem Hund Gassi gehen wollte. Als ich den Rollladen in der Küche hochgemacht habe, habe ich schon gemerkt, dass das Wasser draußen sehr hoch steht. [...] Ich hörte es einfach plätschern, irgendwas war da unten. Und ich bin dann auch direkt nach unten und habe dann gesehen, dass das Wasser einfach durch die Kellerfenster kommt.

Auch im Keller: das Brautkleid von Melanie. Die Hochzeit wurde wegen Corona verschoben, deshalb bewahrte sie das Kleid dort auf. Die Flut hat es komplett zerstört. Aber: Es gibt Hoffnung für Melanie. Hier seht ihr ihre Geschichte:

Wie es bei Melanie weiterging

Nach der FlutWegen der Corona-Pandemie musste Melanie ihre Hochzeit verschieben. Ihr Brautkleid hing im unteren Stock ihrer Wohnung in Weilerswist im Landkreis Euskirchen. Doch am 14. Juli kam die Flut und riss alles mit sich – scheinbar auch den Traum von der Hochzeit in Weiß.Posted by SWR3 on Sunday, November 21, 2021

Hilfe nach der Flutkatastrophe: Das könnt ihr tun

Nicht alle haben so viel Unterstützung wie Melanie erfahren. Und viele Menschen aus ganz Deutschland wollten nach der Katastrophe helfen. SWR3 hat eine Pinnwand ins Leben gerufen, in der Menschen schreiben können was sie haben und was sie brauchen. Sie ist bis heute aktiv, es können noch immer Einträge verfasst werden. Auch beim SWR3 New Pop 2021 wurden Spenden für die Aktion Deutschland Hilft e. V. gesammelt. Hier findet ihr weiter Anlaufstellen für Spenden und die SWR3 Pinnwand:

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