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Von Autor/in Christian Kreutzer

Fotos sind Fenster in die Vergangenheit. Dieser Blick nach München geht jedoch weiter zurück, als erwartet.

Bisher galt: 1839 ist das Geburtsjahr der Fotografie – zumindest in Deutschland. Jetzt ist klar: Es war 1837. Der Beweis ist vier mal vier Zentimeter groß und zeigt die Münchener Frauenkirche:

Eine kleine Sensation: Das Bild von der Frauenkirche ist tatsächlich nur gut 4 x 4 cm groß - und das erste Foto Deutschlands. Und außerdem ist es noch zwei Jahre früher aufgenommen, als bisher gedacht. Mehr über die Erfindung der Fotografie in München: https://t.co/k2VFp00Nqz pic.twitter.com/EclPVqKW1L

Mineraloge machte heimlich, still und leise Deutschlands erstes Foto

Der Mineraloge Franz von Kobell hat es wohl in seiner Wohnung aufgenommen. Die Wissenschaftlerin Cornelia Kemp hat es kürzlich in seinem Archiv entdeckt, als sie für ihr Buch „Licht – Bild – Experiment“ recherchiert hat. 

Bisher sei man davon ausgegangen, dass die ersten Fotos auch in Deutschland aus dem Jahr 1839 stammen, so das Deutsche Museum in München. In diesem Jahr nämlich gab der geschäftstüchtige Franzose Louis Daguerre seine Erfindung in Paris offiziell und mit großem Trara bekannt.

Andere Pioniere wie Franz von Kobell schwiegen dazu wohl vornehm, machten aber in den kommenden Jahren auch immer wieder Aufnahmen. Immerhin hatte Kobell sein Werk – ein sogenanntes Salzpapier-Negativ – handschriftlich auf der Rückseite mit Monat und Jahreszahl versehen. „Es ist das älteste deutsche Foto, das ist eindeutig“, so Kemp am Dienstag.

Es gibt noch ältere Fotos!

Die Frauenkirche hebt sich auf dem Bild fast schemenhaft hell gegen den dunklen Himmel ab: als Negativ, denn 1837 gab es noch keine Positive. Zudem ist das Foto seitenverkehrt. Um welche Uhrzeit es aufgenommen wurde, bleibt offen, denn die Zeiger der Turmuhren sind nicht zu erkennen. Die Belichtung habe sich über mehrere Stunden hingezogen, berichtet Kemp. 

Dabei gibt es auch noch ältere Bilder, die allerdings alle mit unterschiedlichen Methoden auf Papier gebannt wurden. Hier ein Fenster der Lacock Abbey im englischen Wiltshire. Der Brite William Henry Fox Talbot hat es 1835 aufgenommen:

Das Oriel-Fenster der Lacock-Abbey in einer Aufnahme von 1835.
Das Oriel-Fenster der Lacock-Abbey in einer Aufnahme von 1835.

Und hier das vermutlich älteste Foto-artige Bild der Welt überhaupt. Es stammt von Joseph Nicéphore Niépce und ist 1826 aufgenommen – nur fünf Jahre nach dem Tod von Napoleon Bonaparte übrigens. Heißt: Ein paar Jahre früher und wir hätten vielleicht ein Foto des Feldherrn und selbstgekrönten Kaisers der Franzosen in seinem Exil auf St. Helena gehabt. Der Titel dieses Bildes: „Blick aus dem Fenster in Le Gras“.

„Blick aus dem Fenster in Le Gras“ von Joseph Nicéphore Niépce, 1826.
„Blick aus dem Fenster in Le Gras“ von Joseph Nicéphore Niépce, 1826.

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