Die Innen- und Außenminister verschiedener europäischer Staaten hatten sich gerade für ein Gruppenbild aufgestellt, als der kroatische Außenminister Gordan Grlic Radman sich zu Annalena Baerbock dreht, um sie auf den Mund zu küssen.
Das Video zeigt, wie Grlic Radman erst Baerbock die Hand entgegenstreckt, sich dann aber plötzlich zum Kuss vorbeugt. Baerbock dreht den Kopf noch schnell weg, um dem Kuss zu entgehen.
Kroatiens Außenminister entschuldigt sich
„Vielleicht war es ein unangenehmer Moment“, sagte Grlic Radman am Samstag, zwei Tage nach dem Vorfall laut Angaben kroatischer Medien:
Wenn jemand darin etwas Schlimmes gesehen hat, dann entschuldige ich mich bei demjenigen, der das so aufgefasst hat.
Er sei sich nicht gleich bewusst gewesen, seine deutsche Amtskollegin Baerbock mit der freundlich gemeinten Geste möglicherweise in Verlegenheit zu bringen. Wegen der Verspätung seines Flugzeugs habe er Baerbock erst beim „Familienfoto“ mit allen EU-Kollegen gesehen, sagte Radman.
Ich weiß nicht, was das Problem war. Ich habe es nicht gesehen; ich war mir dessen nicht bewusst. Wir begrüßen uns immer herzlich. Es ist ein herzlicher menschlicher Umgang unter Kollegen.
Baerbock geküsst – „unangenehm mit anzusehen“
In Grlic Radmans Heimat Kroatien kam er Vorfall extrem schlecht an. Das Verhalten des Ministers sei „höchst unangemessen“, urteilte Frauenrechtlerin Rada Boric gegenüber der Zeitung Jutarnij List vom Freitag.
„Gewaltsames Küssen von Frauen nennt man auch Gewalt, oder nicht?“ fragte die frühere Regierungschefin Jadranka Kosor auf X.
Baerbock habe sich „offensichtlich unwohl“ gefühlt, schreibt die Zagreber Zeitung Jutarnji list. Weitere Medien sprachen von einem Fiasko, das „unangenehm mit anzusehen“ gewesen sei.
Die Affäre um den Kuss bewegt Kroatien, berichtet SWR3-Reporter Wolfgang Vichtl:

Nachrichten Empörung über Kuss-Attacke
- Dauer
Für SWR-Mainz:
„Wie peinlich“, „komplett unangebracht“, „hätte nicht passieren dürfen“– schreiben die Boulevard-Zeitungen in Kroatien. Erst zu spät kommen, zum Gruppenfoto der Außenministerinnen und Außenminister – und dann auch noch die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock küssen wollen, die das ganz sichtbar nicht will. „Kennt der Minister das Protokoll nicht“, wird scharf gefragt
Die Affäre um die „Kuß-Attacke“ des ihres Außenministers bewegt Kroatien, die Parlamentsabgeordnete Ivana Kekin schämt sich öffentlich fremd, stellvertretend für alle in Kroatien, schreibt sie. Deutlich wird: Viele halten ihren Außenminister Gordan Grlic-Radman schon immer für eine Fehlbesetzung, eine schreibt: „Diplomatie und dieser Minister, das passt einfach nicht zusammen.“ Er sei öfter so drauf, komplett überdreht, wird erzählt. Grlic-Radman, der reichste Minister in der kroatischen Regierung, Immobilien, teure Autos, teure Uhren.
Offen wird gelassen, ob er die deutsche Außenministerin öffentlich geküsst hat, oder nicht. Und: wenn er es wollte: wohin? Baerbock war einfach schneller, hat sich gerade noch rechtzeitig weggedreht, als Grlic-Radmann zum Kuss ansetzte.
„Entschuldigung“ läßt der inzwischen wissen, er habe Baerbock auf – Zitat – „menschliche“ Weise begrüßen wollen. Es gehe in dieser Runde immer so "herzlich" zu.
Das lassen ihm die Frauen in Kroatien aber nicht durchgehen: „Gewaltsames Küssen von Frauen nennt man doch auch Gewalt“, schreibt Kroatiens Ex-Ministerpräsidentin Jadranka Kosor.
Was sagt Baerbock zu dem Kuss-Versuch?
Sie selber hat sich nicht geäußert, aber aus Baerbocks Umfeld hieß es, es sei ein ungelenker Versuch gewesen, sich schnell noch zu begrüßen, berichtet die Zeitung Bild.
Fall erinnert an Kuss-Skandal um Rubiales
Vor wenigen Tagen sperrte der Welt-Fußballverband Fifa den früheren spanischen Verbandschef Luis Rubiales wegen des Kuss-Skandals bei der Frauen-Weltmeisterschaft für drei Jahre. Rubiales hatte die Spielerin Jennifer Hermoso bei der Siegerehrung nach dem gewonnenen WM-Finale auf den Mund geküsst.
Spanischer Fußballverband Nach Kuss-Skandal: Fifa sperrt Rubiales für drei Jahre
Der Welt-Fußballverband Fifa hat den früheren spanischen Verbandschef Luis Rubiales wegen des Kuss-Skandals bei der
Frauen-Weltmeisterschaft für drei Jahre gesperrt.