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Der frühere spanische Fußballverbandschef Luis Rubiales stand wegen des Kuss-Skandals nach dem WM-Finale vor Gericht. Er muss sich jetzt an Maßnahmen halten.

Der Richter entschied, dass Luis Rubiales sich künftig von der Fußballerin Jennifer Hermoso fernhalten muss. Er darf sich der Nationalspielerin von Spanien nur noch bis auf 200 Metern nähern. Es wurde außerdem ein Kontaktverbot verhängt.

Rubiales wegen Kuss bei WM-Finale vor Gericht: Das ist passiert

Rubiales musste sich wegen des Vorwurfs der sexuellen Gewalt vor Gericht verantworten, nachdem er Hermoso bei der Siegerehrung nach dem gewonnenen WM-Finale in Sydney am 20. August auf den Mund geküsst hatte. Vor dem Untersuchungsrichter bestritt er allerdings alle Vorwürfe. Er gab laut Justiz an, dass der Kuss auf den Mund einvernehmlich geschehen sei.

Hermoso sieht den Vorfall dagegen als sexuellen Übergriff. Sie hatte letzte Woche Anzeige gegen den Ex-Fußballverbandschef erstattet. Neben des Vorwurfs der sexuellen Gewalt beschuldigt die Fußballerin Rubiales auch, sie unter Druck gesetzt zu haben. Sie habe sich unmittelbar nach dem Aufruhr über den Kuss zu seiner Verteidigung äußern sollen, was laut Staatsanwaltschaft als Straftatbestand der Nötigung angesehen werden könnte.

Kuss-Skandal: Diese Strafe droht Rubiales

Die Staatsanwaltschaft hatte auch gefordert, dass Rubiales verpflichtet wird, sich alle 15 Tage bei einem Gericht zu melden. Außerdem sollte sein Vermögen beschlagnahmt werden. Beide Anträge wurden aber abgelehnt. In dem jetzt laufenden Verfahren muss der Richter entscheiden, ob Rubiales wegen des Kusses auf die Anklagebank kommt.

Nach einer kürzlich erfolgten Reform des spanischen Strafgesetzbuchs kann ein nicht einvernehmlicher Kuss als sexuelle Gewalttat betrachtet werden. Die Strafen dafür können nach Angaben der Staatsanwaltschaft von einer Geldstrafe bis hin zu vier Jahren Gefängnis reichen.

Pressekonferenz nach Kuss-Skandal: Spaniens Fußball-Chef Luis Rubiales will nicht zurücktreten (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/EUROPA PRESS | Rfef)
Nach Kuss-Skandal: Spaniens Fußball-Chef Luis Rubiales wollte erst nicht zurücktreten

Rubiales als Verbandschef zurückgetreten

Nach dem Vorfall gab es viele Forderungen, dass Rubiales seinen Posten als spanischer Fußballverbandschef abgibt. Erst hatte der Funktionär sich geweigert – doch dann gab er seinen Rücktritt doch bekannt.

BREAKING: Luis Rubiales has sensationally resigned as President of the Royal Spanish Football Federation following the scandal over him kissing Spain’s Jenni Hermoso at the Women’s World Cup Final. He revealed the news in a world exclusive interview for ⁦@PiersUncensored⁩ pic.twitter.com/Kl2uQTOzqv

FIFA sperrt Rubiales für 90 Tage

Der Weltverband FIFA hat ein Disziplinarverfahren gegen Rubiales eingeleitet und ihn für zunächst 90 Tage suspendiert. Auch das oberste Sportgericht Tad hat ein Verfahren gegen Rubiales eingeleitet. SWR3-Korrespondent Marc Hoffmann erklärt die Hintergründe:

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Nachrichten Spanischer Sportgerichtshof leitet Verfahren gegen Rubiales ein

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Der oberste Sportgerichtshof Spaniens hat ein Verfahren gegen Fußballverbandschef Luis Rubiales eröffnet. Die Entscheidung fiel nach fünf Tagen schwieriger Beratungen. Rubiales, der bei der WM-Siegerehrung Nationalspielerin Jenni Hermoso ungefragt geküsst hatte, lehnt weiterhin einen Rücktritt ab. MH
Das Gericht ließ sich fünf Tage Zeit mit der Entscheidung. Am Ende gaben die Mitglieder des Sporttribunals grünes Licht für ein ordentliches Verfahren gegen Verbandschef Luis Rubiales. Anders als erwartet bewertet das Gericht dessen Auftreten beim Finale der Frauen-WM in Sydney lediglich als „schwerwiegendes“ Fehlverhalten und nicht - wie angenommen – als „SEHR“ schweres Vergehen. Die Richter sehen in

Spanische Fußballerin weiterhin im Streik

Die Spanischen Fußballerinnen fordern, dass sich bei ihrem Verband noch mehr ändert. Der Rückzug von Rubiales reicht ihnen noch nicht. Deshalb führen die Spielerinnen ihren Streik weiter fort. 21 der 23 Heldinnen von Sydney haben für die kommenden Spiele der Nations League abgesagt.

Wie wir dem Verband heute mitgeteilt haben, reichen die eingeführten Änderungen nicht aus, um den Spielerinnen das Gefühl zu geben, an einem sicheren Ort zu sein, an dem Frauen respektiert werden, der Frauenfußball unterstützt wird und wir unsere maximale Leistung erbringen können.

Im Posting der Woche stellt SWR3-Reporterin Franka Welz sich auf die Seite von Hermoso: „Also, ich feiere Sie, wünsche viel Kraft und wiederhole mich gerne: Die Macht in dieser Situation liegt bei Ihnen und Ihren Teamkolleginnen – deshalb schlägt Team Macho ja auch gerade derart um sich.“

Hungerstreik und Entschuldigung

Rubiales Mutter Angeles Bejar war wegen der laut ihrer Aussage „unmenschlichen und blutigen Jagd“ auf ihren Sohn in den Hungerstreik getreten. Dafür hatte sie sich in ihrer Heimat Motril in der Kirche eingeschlossen und angekündigt, solange nichts zu essen, bis ihrem Sohn endlich Gerechtigkeit widerfahre. Sie musste den Hungerstreik allerdings nach einigen Tagen aufgrund gesundheitlicher Probleme beenden.

Rubiales hatte den Kuss erst öffentlich als eine „unwichtige Geste der gegenseitigen Zuneigung" bezeichnet. Später postete er dann in einem Video-Statement auf Social Media eine Entschuldigung:

Ich muss mich entschuldigen, da führt kein Weg dran vorbei. Und ich muss daraus lernen und verstehen, dass man als Präsident einer so wichtigen Institution wie der RFEF vorsichtiger sein muss, vor allem bei Zeremonien und dieser Art von Angelegenheiten.

Reaktionen auf Rubiales-Skandal: Fremdschämen und Solidarität mit Hermoso

Der Kuss-Skandal und das Verhalten von Rubiales löste in Spanien eine Welle der Empörung aus. Aus Protest gegen den Verbands-Chef will Nationalspieler Borja Iglesias nicht mehr für die „La Roja“, die spanische Nationalmannschaft der Männer, spielen. Auf X, ehemals Twitter, schrieb Iglesias: Dieser Rücktritt gelte, „bis sich die Dinge ändern, und diese Art von Handlungen nicht ungestraft bleiben“.

Estoy triste y decepcionado. Como futbolista y como persona no me siento representado por lo que ha pasado hoy en la Ciudad del Fútbol de Las Rozas. Me parece lamentable que sigan presionando y poniendo el foco sobre una compañera.

Der spanische Ex-Nationaltorhüter Iker Casillas schrieb auf X, das Verhalten des Verbandschefs sei zum „Fremdschämen“.

Vergüenza ajena. 🤦🏻‍♂️

Die spanische Gleichstellungsministerin, Irene Montero, schrieb auf X, früher Twitter: „Es ist eine Form der sexuellen Gewalt, die wir Frauen täglich erleiden und die bisher unsichtbar war und die wir nicht normalisieren dürfen.“ Dies sei Aufgabe der gesamten Gesellschaft. „Die Zustimmung steht im Mittelpunkt. Nur ein Ja ist ein Ja.

No demos por hecho que dar un beso sin consentimiento es algo “que pasa”. Es una forma de violencia sexual que sufrimos las mujeres de forma cotidiana y hasta ahora invisible, y que no podemos normalizar. Es tarea de toda la sociedad. El consentimiento en el centro. Solo sí es sí

Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez bezeichnete am Dienstag Rubiales' Entschuldigung als „unzureichend“. „Was wir gesehen haben, ist eine inakzeptable Geste“, so der Regierungschef.

Und die Entschuldigungen von Herrn Rubiales reichen nicht aus, ich würde sie als unangemessen bezeichnen, deshalb muss er weitere Schritte unternehmen, um klarzustellen, was wir alle gesehen haben.

Madrid-Korrespondentin Franka Welz erzählt im SWR3 Sommerradio, wie Spanien über „den Kuss“ diskutiert:

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Nachrichten So diskutiert Spanien über „den Kuss“

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Madrid-Korrespondentin Franka Welz war im Interview beim SWR3 Sommerradio.

„Faust statt Kuss“: Freiburg-Fans kritisieren Rummenigge und Rubiales

Auch Karl-Heinz Rummenigge ließ sich zu einem Statement hinreißen. Bei den Awards der Sport Bild am Montagabend bezeichnete das FC-Bayern-Urgestein den Kuss von Rubiales als „absolut okay“. Nach einem Titel-Gewinn sei man emotional und Emotionalität sei auch wichtig im Fußball. Man solle „die Kirche im Dorf lassen“, so Rummenigge.

Grund genug für die Fans vom SC Freiburg mit zwei großen Bannern gegen Rummenigge und Rubiales zu schießen. „Machtverhältnisse wieder 1A ausgespielt. Frauen gewinnen WM - toxische Männlichkeit in aller Munde", stand dort vor dem 1:0-Sieg gegen Werder Bremen am Samstag. Auf weiteren Bannern sprachen sie die beiden direkt an: „Faust statt Kuss für Rubiales und Rummenigge - sorry, mit Verlaub - absolut OK.

Banner der Fans vom SC Freiburg zum Kuss-Skandal um Luis Rubiales und den Verband von Spanien: "Machtverhältnisse wieder 1A ausgespielt - Frauen gewinnen WM, toxische Männlichkeit in aller Munde" (Foto: IMAGO, Eibner)

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