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Leo Eder
Leo Eder
Caroline Schneider

Die norwegische Skisprung-Mannschaft hat bei der WM bewusst betrogen. Das Service-Team hat die Anzüge zweier Athleten manipuliert. Wie geht sowas?

Es ist DER Skandal vom Wochenende. Vor dem Skisprung-Wettbewerb am Samstag in Trondheim (Norwegen) war ein heimlich aufgenommenes Video im Netz aufgetaucht. Darauf zu sehen: teilweise mit schwarzem Stoff zugehängte Scheiben und dahinter der Cheftrainer der norwegischen Skispringer, wie er und andere aus dem Team die Skianzüge bearbeiten.

In einer Pressekonferenz hat Sportdirektor Jan Erik Aalbu diese bewusste Manipulation am Sonntag auch gestanden. Sportverbände haben erste Konsequenzen gezogen. Über das Anzug-Doping bei der Nordischen Ski-WM haben wir im SWR3 Topthema mit Skisprung-Experte Sven Hannawald gesprochen.

So haben die Norweger manipuliert

Es gehe um Skianzüge, die aufgetrennt wurden, meint Sven Hannawald. Das sei erst mal nichts Neues, weil sich Körpermaße der Skispringer anhand von Stress, Kälte und Ähnlichem verändern können. Aber in diesem Video sei ersichtlich, dass eine Art Draht oder etwas aus Kunststoff in die Naht eingenäht wurde und so den Anzug dann versteift.

Das heißt in der Luft, wenn dann die Ferse nach unten gedrückt wird, zieht es in meinen Augen den Anzug automatisch auch mit nach unten, somit wird das Schrittmaß beeinflusst.

Und das könne zur Folge haben, dass man weiter springt.

Manipulation der Skianzüge: Wie geht's jetzt weiter?

  • Man könne den Vorfall laut Sven Hannawald nicht mit körperlichem Doping vergleichen. Klar sei aber: Hier hat ein Betrug stattgefunden.
  • Deswegen müssten jetzt Köpfe rollen und die Verantwortlichen unbedingt zur Rechenschaft gezogen werden.
  • Außerdem wünsche er sich, dass der Internationale Ski- und Snowboardverband (FIS) ein klares Statement setzt und deutlich macht, dass er hinter den Nationen im Wettbewerb steht, die betrogen wurden.
  • Ein großes Fragezeichen gibt es auch bezüglich der bisherigen Platzierungen. Der Verdacht liege nahe, dass manipulierte Anzüge auch in anderen Wettkämpfen benutzt worden seien.

Und hier gibt's das Interview mit Skisprung-Experte Sven Hannawald in voller Länge:

Ski nordisch, Weltmeisterschaft, Skispringen - Großschanze, Herren. Johann Andre Forfang aus Norwegen springt von der Schanze.

Topthema am Mittag Anzug-Doping bei der Nordischen Ski-WM

Dauer

Mit schwarzem Stoff zugehängte Scheiben, ein anonym aufgenommenes Video – das klingt erst mal nach einer Szene aus einem Krimi. Die Bilder zeigen aber unter anderem den Cheftrainer der norwegischen Skispringer, wie er und andere aus dem Team bei der Nordischen Ski-WM die Skianzüge manipulieren. In einer Pressekonferenz hat das norwegische Team die bewusste Manipulation gestern auch gestanden. Anzug-Doping bei der Nordischen Ski-WM – darüber sprechen wir im SWR3 Topthema mit Skisprung-Experte Sven Hannawald.

Skispringer Wellinger: „Was wäre denn bei den anderen Wettkämpfen gewesen?“

Auch der deutsche Skispringer Andreas Wellinger, der WM-Silber ausgerechnet hinter dem Norweger Marius Lindvik erhielt, fragt sich, ob die Norweger auch bei anderen Wettkämpfen ihre Anzüge manipuliert haben. Am Sonntag teilte er auf seinem Instagram-Profil ein Video, in dem er von einem „sehr, sehr faden Beigeschmack“ spricht. In der vergangenen Saison kam es öfter vor, dass deutsche Skispringer nur knapp hinter den Norwegern platziert waren.

Social-Media-Beitrag auf Instagram von andreaswellinger

Seine Fans supporten Andreas Wellinger in ihren Kommentaren ⬇️

Es ist als Zuschauer ja schon schwer, sich das Ganze anschauen zu müssen. Da kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen, wie es euch Sportlern, die direkt davon betroffen sind, gehen muss.

Mal ganz ehrlich: Mir ist ein fairer, ehrlicher letzter Platz tausendmal lieber als zehn unehrliche erste Plätze. Am Ende siegt immer die Ehrlichkeit.

Wer weiß, was da noch kommt, vielleicht gibt es noch nachträgliche Disqualifikationen ... Richtig wäre es meiner Meinung nach. Es sollten auch Sperren folgen!

Nach Anzug-Skandal: Norwegische Teammitglieder suspendiert

Der Ski-Weltverband FIS hat Konsequenzen gezogen. Die beiden betroffenen norwegischen Skispringer Marius Lindvik und Johann André Forfang seien vorläufig suspendiert, teilte FIS am Mittwochnachmittag mit, ebenso wie Cheftrainer Magnus Brevig, Assistenztrainer Thomas Lobben und der Servicetechniker Adrian Livelten.

Die fünf Norweger seien mit sofortiger Wirkung vorläufig von der Teilnahme an FIS-Veranstaltungen und an Veranstaltungen, die von einem nationalen Skiverband organisiert werden, suspendiert, bis das Ermittlungs- und Urteilsverfahren abgeschlossen ist, hieß es in der Mitteilung des Verbandes.

Am Montagnachmittag hatte bereits der norwegische Skiverband mitgeteilt, dass Brevig und Livelten suspendiert seien. Demnach seien die bis dahin aufgetauchten Informationen über die Vorfälle „so schwerwiegend, dass sie einen Grund für eine Suspendierung des Arbeitsverhältnisses“ mit Brevig und Livelten darstellten.

Norwegens Skisprung-Cheftrainer Brevig gibt Betrug zu

Während die beiden mittlerweile disqualifizierten Skispringer Lindvik und Forfang behaupten, nichts von der Manipulation bemerkt zu haben, hat sich der Cheftrainer am Montag zu Wort gemeldet und den Betrug gestanden.

Zudem bedauere er sein Verhalten zutiefst. Es sei eine gemeinsame Entscheidung gewesen – er habe es „als Cheftrainer aber auf jeden Fall stoppen müssen“, sagte er.

Was wir getan haben, ist, die Anzüge so zu manipulieren oder zu modifizieren, dass sie gegen die Regeln verstoßen. Es war eine bewusste Handlung, und folglich ist es Betrug.

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