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Von Autor/in Sandra Herbsthofer

Essstörungen gehören zu den häufigsten chronischen psychischen Störungen im Erwachsenenalter. Anne Reisig war als Jugendliche selbst davon betroffen. Heute unterstützt die Unternehmerin Angehörige von Betroffenen.

Essstörungen: Annes Leben als Betroffene

Sie war 17, erzählt Anne, als sie sich der unangenehmen Wahrheit stellen musste: Sie leidet an einer Essstörung. Wann ihr problematisches Essverhalten begonnen hat, daran erinnert sich die heute 27-Jährige nicht mehr genau.

Das ist nicht verwunderlich. Essstörungen entwickeln sich oft schleichend, die Ursachen können vielfältig sein: Biologische Gründe (z.B.: genetische Veranlagung) sind ebenso denkbar wie soziokulturelle Ursachen (z.B.: das Nacheifern eines bestimmten Schönheitsideals) oder individuelle Ursachen (z.B.: traumatische Erfahrungen).

Es gibt verschiedene Arten von Essstörungen. Die Magersucht (Anorexie), die Ess-Brech-Sucht (Bulimie) und die Binge-Eating-Störung sind die bekanntesten davon. Häufig zeigen Betroffene jedoch ein Krankheitsbild, das sich keiner der drei Krankheiten zuordnen lässt, oft kommen auch Mischformen vor ‒ so war es auch bei Anne: Die anfängliche Magersucht wandelte sich schließlich in eine Mischform.

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Aufgrund eindeutiger körperlicher Begleiterkrankungen konnte Anne ihre Krankheit irgendwann nicht mehr leugnen. Eigeninitiativ, erzählt sie, hätte sie sich ihrer Familie allerdings nie offenbart. Als die Wahrheit ans Tageslicht kommt, ist der Schock innerhalb der Familie groß.

Bei meiner Familie war auf jeden Fall Überforderung und Angst vorhanden. Alle haben sehr mit mir mitgelitten.

Magersucht „Dass das nicht normal ist, habe ich erst am Tiefpunkt wahrgenommen“

Das Essen ist eine Qual, der Blick in den Spiegel Selbstgeißelung: Junge Frauen, die an Magersucht leiden, führen einen schwierigen Kampf gegen sich selbst, wenn sie aus der Essstörung ausbrechen wollen. Wir haben mit einer Frau gesprochen, die diesen Kampf angenommen hat.

Nach dem Abitur beginnt Anne eine Therapie ‒ die erste Therapieerfahrung ist ihr allerdings nicht in positiver Erinnerung geblieben. Erst der Wechsel zu einer anderen Therapeutin bringt Besserung für Anne. Obwohl sie selbst intensiv mit ihrem eigenen Heilungsprozess beschäftigt ist, merkt Anne, dass auch ihre Familie Hilfe bei der Bewältigung mit dem Thema braucht.

Ich musste meinen Eltern helfen, mir zu helfen.

Ihre Essstörung habe sie auch im Studium begleitet, erzählt Anne. Inspiriert von ihrer eigenen Geschichte recherchiert sie zu der Frage, wie Angehörige von Betroffenen mit Essstörungen bestmöglich damit umgehen können. Der Themenbereich beschäftigt sie so sehr, dass sie schließlich ein Unternehmen gründet, das sich speziell mit dieser Frage befasst.

Eine App soll Angehörige anleiten, zu helfen. Unterstützung für die Unterstützer, sozusagen. Einen Überblick an Hilfsangeboten für Betroffene und Angehörige haben wir euch hier verlinkt.

5 Tipps für Angehörige von Personen mit Essstörungen

Die eigene Familie, aber auch Freundinnen und Freunde, zählen oft zu den Personen, die Auffälligkeiten und Verhaltensveränderungen bei Menschen mit Essstörungen als erste beobachten können. Hier findest du Tipps wie du als Angehöriger, Betroffene bestmöglich unterstützen kannst.

1. Aktiv gegen Vorurteile einsetzen

Auch wenn du niemanden in deinem Umfeld hast, der direkt von einer Essstörung betroffen ist, kannst du deinen Teil dazu beitragen, präventiv gegen Essstörungen vorzugehen. Hilfreich ist bereits, das eigene Verhalten zu hinterfragen: Bewerte ich andere aufgrund ihres Gewichtes? Kommentiere ich unbewusst den Körper von anderen?

2. Schuldzuweisungen vermeiden

Zeige Verständnis für die Situation der betroffenen Person. Für viele Betroffene kann es hilfreich sein, jemanden um sich zu haben, der ihnen zuhört und sich bemüht, ihre Situation zu verstehen. Anne Reisig rät: „Stelle dich als Angehöriger ganz aktiv auf die Seite der betroffenen Person!“

3. Das Gespräch mit Betroffenen suchen

Wenn dir Auffälligkeiten oder Verhaltensveränderungen an deinem Kind oder deinem Freund auffallen, die auf eine Essstörung hinweisen, ist es sinnvoll, das Gespräch mit dem Betroffenen zu suchen. Dabei sollten Beobachtungen in Form von Ich-Botschaften formuliert werden, rät die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

4. Hilfe bei organisatorischen Themen

Unterstützung bei organisatorischen Themen kann für Betroffene hilfreich sein. Tätigkeiten wie das Suchen eines Therapieplatzes sind oft zeitraubend und kosten Kraft. Mit Einverständnis der Betroffenen können sich Angehörige hier verstärkt einbringen und helfen.

5. Gib auf dich acht ❤

Auch für das Umfeld von Betroffenen können Essstörungen belastend sein. Viele leiden mit Betroffenen mit, teilen deren Schmerz. Häufig fühlen sich Angehörige in solchen Situationen hilflos oder überfordert. „Oft wird unterschätzt, dass die psychische Gesundheit der Angehörigen auch einen Schlag abbekommt“, sagt Anne Reisig. Es gilt: Unterstützen kann nur, wer selbst handlungsfähig ist. Es gibt zahlreiche Hilfsangebote für Angehörige, die wir euch hier aufgeführt haben.

Unsere Quellen

Transparenz ist uns wichtig! Hier sagen wir dir, woher wir unsere Infos haben!

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