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Stefan Scheurer
Stefan Scheurer (Foto: SWR3)

Sie sind doch so süß – aber leider auch recht teuer. Wie viel wir in Deutschland genau pro Monat fürs Kind ausgeben müssen, ist gar nicht so einfach rauszubekommen. „Dann mal ab in den Matheunterricht“, meint der Papa von zwei Töchtern.

Die Kindergrundsicherung kommt (wahrscheinlich), soll Chancengleichheit ermöglichen, aber auch sie wird nur ein kleiner Beitrag sein, Kinder zu finanzieren. Deshalb wollen wir einmal ganz einfach nachrechnen, was ein Kind kostet, bis es 18 Jahre alt ist:

Aber schon die Geburt ist ein gutes Beispiel, das zeigt, dass es praktisch unmöglich wird, genaue Kosten abzuschätzen: Denn eine unkomplizierte Geburt im Krankenhaus kostet in Deutschland zwischen 2.000 und 3.000 Euro – kommt das Kind aber zu früh, können bis zu 130.000 Euro daraus werden. Zwar zahlt in Deutschland die Krankenkasse eine Geburt, aber Beispiele wie die Geburt ziehen sich durch das ganze Leben: Glück, Pech, bewusste Entscheidungen und soziale Umstände entscheiden ganz massiv darüber, wie viel man für ein Kind wirklich ausgeben muss. 

Kostet Kinderkriegen so viel wie ein Sportwagen?

Rein theoretisch kosten uns Kinder bis zur Volljährigkeit im Schnitt 763 Euro im Monat. Die einzige belastbare Studie dazu kommt vom Statistischen Bundesamt aus 2018. Durch die hohe Inflation liegt dieser Wert Anfang 2023 inzwischen rechnerisch bei rund 850 bis 900 Euro im Monat – bis das Kind 18 ist.

Kinder sind so süß – aber nicht ganz günstig (Foto: Stefan Scheurer)
Bei zwei Kindern gibt es eine Art Rabatt: Sie kosten im Schnitt nicht ganz das Doppelte (etwa 16% weniger).

Allerdings ist das noch lange nicht alles, denn das Bundesamt betrachtet nur Konsumausgaben, dazu zählen beispielsweise keine Extraposten wie Versicherungen oder indirekte Kosten, die das Kind betreffen. Am Ende können wir hier also nur Anhaltspunkte geben: Was also sind große finanzielle Klopper im Leben eines Kindes?

Das kostet ein Baby

Wir bleiben also bei Beispielen – und die haben es auch schon am Anfang in sich: Vor der Geburt wird der Bauch dicker, jede Schwangere braucht daher regelmäßig passende Klamotten. Ist das Kind erst Mal auf der Welt, werden Küchenutensilien nötig, wenn hoffnungslos übermüdete Eltern nachts um drei etwas aufwärmen wollen. Wer Glück hat, hat bereits ein Kinderzimmer, das allerdings Möbel, Bettchen, Wickeltisch und Kuscheltiere braucht – von Stramplern und Schlafsäcken ganz zu schweigen. Mit mindestens 350 Euro Ersteinrichtung muss man rechnen.

Kinder sind so süß – aber nicht ganz günstig (Foto: Stefan Scheurer)
In jedes Kinderzimmer gehört zum Kuscheln ein SWR3-Elch. Eins kleiner tut es natürlich auch ♥

Draußen wird es so richtig teuer: Kinderwagen, Auto-Kindersitz und der Umstieg auf ein größeres Auto schlagen große Löcher ins Budget, das eh jetzt knapper ist, denn mindestens die Mutter arbeitet frühestens acht Wochen nach der Geburt wieder – das sieht der Mutterschutz in Deutschland so vor. Aber nur, wenn man angestellt ist.

Wenn Eltern länger zu Hause bleiben, erhalten sie zwar Elterngeld, das aber kein richtiger Ersatz für einen Vollzeitjob ist. Dazu später mehr.

Das kosten Windeln für ein Kind

Falls die Mutter nicht stillt, fallen etwa 30 bis 50 Euro für Nahrung im Monat ins Gewicht. Etwa das Gleiche fällt noch einmal für Windeln an, außer man probiert es mit Stoffwindeln. Das allerdings ist ein ganz spezielles Thema.

Das kostet ein Kleinkind

Juhu, es kann laufen (yeah!) und selbständig unbeobachtet Türen öffnen (oh no!). Gottseidank fällt es nicht die Treppe runter oder fasst in Steckdosen rein. Denn diese Dinge zu Hause lassen sich schon für 50 Euro absichern. Teurer wird es, wenn Mama und Papa wieder arbeiten wollen: Der Kindergarten kann gut ins Geld gehen, wenn man am falschen Ort wohnt: In Heilbronn ist das kostenlos, in Heidelberg 450 Euro monatlich. Und ein Mittagessen ist da noch lange nicht mit drin. Auch diese Kosten werden in der o. g. Statistik nicht einmal erfasst.

Kinder sind so süß – aber nicht ganz günstig (Foto: Stefan Scheurer)
Apropos: Ein Kind hat grundsätzlich immer Hunger, hätte gerne mehr warmes Wasser, verbraucht mehr Strom und produziert auch wirklich mehr Müll. Auch wer sparsam ist, kommt nicht um diese Kosten drumherum.

Ist Urlaub mit Kindern teurer?

Am Anfang nur ein bisschen: Wer kann, sollte auf jeden Fall jetzt noch in den Urlaub fahren. Reisen mit Kindern in den Schulferien kann später schnell mal doppelt oder dreimal so teuer werden wie zu allen anderen Zeiten im Jahr. Und zwar immer. Das wird nie wieder anders sein, bis das Kind aus dem Haus ist!

Kinder sind so süß – aber nicht ganz günstig (Foto: Stefan Scheurer)
Tapetenwechsel ist sehr gesund: Wer für den Urlaub nicht so weit fährt, spart richtig Geld – vor allem, wenn die Kids noch nicht in der Schule sind.

Und ist das Kind erst Mal in der Schule, war es das mit „Reisen, wann immer man will“. Echte Schnäppchen bekommt man nur mit Tricks. Und bis hierhin war es richtig günstig.Tja, zu spät, wir sind bei:

Das kostet ein Schulkind

6.500 bis 8.000 Euro später kennt es 20 lustige Kinderlieder auswendig und hält endlich eine Schultüte in der Hand. Da braucht es nur noch ein paar Klebestifte, Mäppchen, Bücher, Schulranzen, noch mehr Klebestifte, Namenskettchen, Brotboxen, Freundebücher (mehrere, denn das eine geht immer wieder verloren) – natürlich alles am ersten Schultag in der Luxus-Schultüte.

Dauerhaft braucht es auch das tägliche Mama-/Papa-Taxi, das extra neu angeschafft wurde, denn Schulkinder dürfen wie alle anderen nicht im Kofferraum mitfahren. Hat das Kind direkt davor rund 500 Euro im Monat gebraucht, sind wir jetzt bei etwa 600 Euro, ohne Luxus-Extras. 

Zwei Kinder tun so, als ob sie süß sind. (Foto: Stefan Scheurer)
Mit der Einschulung kommen neue Kosten auf die Eltern zu.

Vielleicht hatte sich das Kind bis hierhin noch nicht beschwert, im Elternschlafzimmer der viel zu engen Wohnung mitzupennen. Spätestens jetzt muss gescheiter Wohnraum her. Über die gesamte Kindheit hinweg geht im Schnitt die Hälfte des Geldes für solche Basics drauf, neben Wohnen ist das noch Ernährung und Bekleidung.

Kinder sind so süß – aber nicht ganz günstig (Foto: Stefan Scheurer)
Droi woiche Ois en oinerer Roi: Es sind auch die kleinen Dinge, die ins Geld gehen können, ohne dass man es merkt.

Das kostet ein Teenager

Man ahnt es, es wird schon wieder teurer, 700 Euro sind es jetzt. Das zu große Handy und der Handyvertrag ist allerspätestens jetzt zu bezahlen – das Taschengeld reicht dafür lange nicht. Und bitte Geld für Displayschäden bereithalten. Es gibt keine deutschen Statistiken über die Häufigkeit von Display-Reparaturen – die Defekte selbst sind aber auf Platz 1 der Schadensliste. Und wer schon einmal mit einer Zehnjährigen über den Besitz eines Handys diskutiert hat, weiß wie lebenswichtig das ist („Du zerstörst mein Leben!!!“).

Größere Kinder bedeuten auch größere Klamotten, Fahrräder und vor allem Nahrungsmittelbedarf – das war übrigens schon immer so, wie die ARD in einem lustigen Video nachweist.

Übrigens: Wer sich während dieser langen Lebensreise trennt, kann unterhaltspflichtig werden: Zwischen 437 und 1.256 Euro fürs Kind fallen an, je nach Einkommen. Falls es irgendwann volljährig wird, ist der Spaß noch nicht vorbei: Beispielsweise, wenn die Ausbildung noch nicht beendet ist und das Kind das nicht finanzieren kann (§ 1610 Abs. 2 BGB). Das Kind könnte immer schon, jetzt aber erst Recht den Unterhalt einfordern, maßgeblich ist die Düsseldorfer Tabelle. Und vielleicht braucht es ein Auto und einen Führerschein.

Kosten fürs Kind: Wie kann ich Geld sparen?

Gerade zu Beginn des neuen Lebens lässt sich Geld sparen: Denn dem Kind ist es völlig egal, ob Kinderspiele, Bettchen, Babyzubehör oder Kinderwagen nagelneu daherkommen oder nicht. Und man benötigt am Anfang nicht sofort eine neue Wohnung oder ein großes Auto. Damit hat man erhebliche Kosten in den ersten Jahren reduziert und groovt sich langsam ins Elterndasein. In jeder Stadt oder jedem Dorf gibt es außerdem Eltern, die Klamotten für jedes Alter abgeben.

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Was zahlt der Staat fürs Kind?

Der Staat hat so einiges auf Lager, um sich an den Kosten der Kinder zu beteiligen – aus ganz unterschiedlichen Gründen. Bei der Kindergrundsicherung hat man sich offenbar geeinigt, sie soll verschiedene alte Leistungen zusammenfassen und allen Eltern leichter zugänglich machen.

Bis die Kindergrundsicherung kommt, gilt auf jeden Fall folgendes: Da die Mutter vor und nach der Geburt im Mutterschutz nicht arbeiten darf, hat sie Anspruch auf Mutterschaftsleistungen, die in den meisten Fällen fast den ganzen bisherigen Lohn ersetzen. Wer nach der Geburt zu Hause bleibt, kann Elterngeld beantragen. Je nach Einkommen des Jobs, den man so lange pausiert, kann das zwischen 300 Euro und 1.800 Euro im Monat sein.

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Alle Eltern, die ihr minderjähriges Kind bei sich versorgen, bekommen monatlich 250 Euro Kindergeld. Bei sozial schwachen Familien unterstützt der Staat auch mit einem Kinderzuschlag. Manche Eltern haben Anspruch auf Bürgergeld und weitere Sozialleistungen. Und manche Arbeitgeber zahlen Eltern von Kindern ebenfalls einen Zuschlag. Alle staatlichen Leistungen haben unterschiedliche Gründe und Ziele. Daher hängen diese Leistungen alle auch an unterschiedlichen Voraussetzungen.

Was kostet das Kind am Ende wirklich?

Die Liste zeigt, dass es sehr schwer ist, das zu sagen. Inflationsbereinigte Schätzungen gehen derzeit von mindestens 140.000 Euro aus, bis es 18 Jahre alt ist. Da Kinder viele indirekte Kosten verursachen (oft eine größere Wohnung, ein neues Auto, andere Versicherungen usw.) machen durchschnittliche Schätzungen nur wenig Sinn. Wir wollen zeigen, dass das so einfach nicht geht.

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„Kinder geben doch so viel Liebe“

Natürlich ist es etwas schräg, einen Artikel nur übers Geld zu schreiben, wenn es um Kinder geht. Wer genug Geld hat, sollte sich aber klar machen, dass für die meisten Eltern in Deutschland Kinder eine echte Belastung fürs Budget sind. Wer Kinder bekommt, wechselt dafür in eine andere, unglaubliche, atemberaubende Welt, die man sich davor nicht vorstellen kann. Ich beispielsweise lache mich mindestens einmal am Tag über meine Kinder kaputt. Und Witzigkeit ist natürlich nicht das einzige, was vom Geld zurückkommt. ❤

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Das Statistische Bundesamt ist die zentrale deutsche Behörde für statistische Informationen, Daten und Analysen zur Wirtschaft, Bevölkerung und Gesellschaft.

Kita.de ist eine der größten unabhängigen Informationsportale zur Kinderbetreuung

In Deutschland gilt die Düsseödorfer Tabelle als Richtlinie, wenn es um Kinderunterhalt geht

Das BGB ist das zentrale Gesetzbuch in Deutschland, das private Rechtsbeziehungen regelt, z.B. Vertragsrecht, Eigentumsrecht, Erbrecht.

"www.bruttonetto-rechner.at" ist ein Online-Rechner, der es Arbeitnehmern und Arbeitgebern ermöglicht, ihre Brutto-Netto-Löhne und -Gehälter zu berechnen. Der Rechner berücksichtigt alle relevanten Faktoren wie Steuerklasse, Familienstand, Kirchenbeitrag, Sozialversicherungsbeiträge und Pendlerpauschale.

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