„Alles wird anders, wenn ein Kind da ist“, heißt es oft. Doch als gute Freunde von mir Eltern wurden, hatte ich mich mehr als einmal über ihr Verhalten gewundert. Und gerne hätte ich gewusst, wie ich damit umgehen soll. Jetzt, als mehr oder weniger frischgebackener Papa, kann ich vieles, was mir damals schleierhaft war, besser nachvollziehen. Ganz wichtig: Der folgende Text ist ein persönlicher Erfahrungsbericht und natürlich dadurch geprägt, was wir mit unserem Kind und in unserem Umfeld erlebt haben. Jedes Baby, jedes Elternpaar, jeder Freundeskreis „funktioniert“ unterschiedlich – und hat vielleicht ganz andere Erfahrungen gemacht.
- Was geht bei frischgebackenen Eltern überhaupt vor sich?
- Wann soll ich junge Eltern besuchen oder anrufen?
- Don'ts: Was lieb gemeint, aber nicht immer sinnvoll ist
- Was soll ich dem Baby meiner Freunde schenken?
- Werden meine Freunde auch irgendwann wieder normal?
Was geht bei frischgebackenen Eltern nach der Geburt überhaupt vor sich?
Um alles besser zu verstehen, hilft ein Perspektivwechsel. Ein Kind zu bekommen ist wunderschön! Ja! Aber: Eine Geburt dauert oft sehr lange, ist extrem schmerzhaft, ist extrem anstrengend, ist blutig, voller Schweiß und Tränen, voller Anspannung und Furcht und voller unendlicher Freude und Überwältigung, wenn das Kleine dann da ist. Eine absolute Gefühls-Überflutung in vielerlei Hinsicht!
Im besten Fall sind eure Freunde also überglücklich, aber unglaublich platt – besonders die Mama. Und zwar nicht nur körperlich, sondern auch emotional. Vielleicht lief die Geburt aber auch nicht so gut und es gab Komplikationen, wie ein ungeplanter Kaiserschnitt oder das Stillen klappt nicht oder, oder, oder.
Nach dieser verrückten, schlimmen, glücklichen Zeit MUSS sich das neue Team jetzt kennenlernen. Ziemlich schnell am besten, denn die Welt (und die Klinikentlassung) warten nicht.
„Das hast du toll gemacht!“ Diesen Satz hören in der Regel Hunde, Kinder und auch Väter sehr oft. Ja, die Papas werden gelobt – aber was ist mit den Mamas? Da ist es oft eine Selbstverständlichkeit! Deshalb sagen wir stellvertretend mal ein „Das hast du auch toll gemacht!“ an alle Mamas. 😊
Wann soll ich frischgebackene Eltern besuchen oder anrufen?
Der obige Abschnitt zeigt eines ziemlich deutlich: Lasst den frischgebackenen Eltern Zeit. Wenn sie sich nicht gleich melden, gibt es vielleicht Gründe. Eine Whatsapp oder eine SMS ist gerade am Anfang vielleicht viel besser als anzurufen. So zeigt ihr, dass ihr am Glück eurer Freunde teilnehmt und an sie denkt.
Seid beruhigt: Es hat nichts mit euch zu tun, wenn sich die Neu-Eltern nicht gleich bei euch melden oder vielleicht auch mal eine Antwort komplett ausbleibt. Das Paar hat vermutlich gerade echt viel mit sich selbst zu tun und braucht nach der anstrengenden Geburt auch Ruhe. Also bietet es gern an, ins Krankenhaus zu kommen oder zu helfen – gebt den Eltern aber auch die Chance, Nein zu sagen. Mit einer der klügsten Sprüche der Hebammen war, dass ich als Vater in den ersten Tagen die „Besucherströme“ lenken soll!
Vielleicht wollen oder brauchen eure Freunde aber auch schnell wieder viel Kontakt und wollen sich mitteilen. Vielleicht fühlen sie sich sogar alleine im Krankenhaus. Schraubt in jedem Fall eure eigenen Erwartungen und Ansprüche an die Neu-Eltern zurück. Dafür fehlt ihnen einfach die Kraft.
Zwei Mütter reden über alles, was Mamas eben so beschäftigt – Kinder, Familie, Erziehung, Väter und das ganz normale Alltagschaos hoch zwei: unser Podcast „Lebenslänglich“ mit Anneta und Monja.
Don'ts: Das solltet ihr nicht tun, wenn eure Freunde gerade ein Baby bekommen haben
Es gibt ein paar Dinge, die zwar sicherlich von euch lieb und gut gemeint sind aber vielleicht nicht so gut ankommen:
- Sehr lange beim Paar im Krankenhaus bleiben, denn eure Freunde sind müde und kaputt.
- Mit zu vielen Personen gleichzeitig vorbeikommen.
- Und weil auch das passiert: Sich selbst als Freund oder Familie zu wichtig nehmen à la: „Wann darf ich endlich das Kind sehen?“
- Sauer sein, wenn ihr keine Antwort bekommt.
- Sauer sein, wenn die Neu-Eltern sich irgendwie komisch verhalten oder emotional reagieren. Vergesst nicht: Die haben eine ziemlich krasse Gefühlsachterbahn hinter sich!
- Von fester Terminplanung ausgehen. Das Baby bestimmt jetzt zum großen Teil den Terminkalender des Paares. Spontane Verspätungen oder gar Absagen sind deshalb nicht böse gemeint. Es geht einfach nicht besser.
- Ganz wichtig: Bitte keine ungefragten Vergleiche, Anekdoten oder vermeintliche Tipps geben! Sätze wie „X hat aber gleich getrunken“, „Y hatte bei der Geburt viel mehr gewogen“, „Z hat mit der Technik gleich geschlafen“ oder eine Impf-Diskussion sind wirklich das Letzte, was Eltern jetzt brauchen. Denn ab Sekunde Null vergleichen sich Eltern und ihr Kind mit anderen – gerade beim ersten Kind. Unter Umständen befördert ihr also irgendwelche Ängste und Sorgen. Wenn ihr also nicht darum gebeten werdet, Kinderarzt oder Hebamme seid, besser lassen.
- Manche Eltern wollen nicht, dass das Kind auch von anderen in den Arm genommen oder gestreichelt wird (z.b. weil des Immunsystem noch schwach ist). Deshalb fragt besser davor.
- Bloß nicht den Namen des Kindes kritisieren! Egal, was ihr davon haltet, sagt einfach, dass er super ist. 😉
Podcast-Kolumne Sebastian Lehmann – Elternzeit
Sebastian Lehmann, in Freiburg geboren, lebt in Berlin. Seit über zehn Jahren schreibt er Kurzgeschichten über Themen wie Langeweile, Apokalypse, Jugendkulturen, Kapitalismus und Elche (!!!). Er liest sehr erfolgreich auf Poetry Slams in ganz Deutschland und bei der Lesebühne Lesedüne in Kreuzberg. Hauptthema: Seine Jugend und die Beziehung zu seinen Eltern.
Was soll ich dem Baby schenken?
Bestimmt wollt ihr dem Paar und dem Baby was Gutes tun und habt schon nach Geschenken gesucht. Das ist aber nicht ganz so einfach. Gerade bei Kleidung. Denn oft haben sich Mama und Papa schon Gedanken gemacht, was sie ihrem Kind anziehen wollen. Wenn ihr den Geschmack nicht genau kennt, ist es oft Glückssache, dass ihr gerade beim Thema Kleidung das Richtige findet. Auch größentechnisch ist es oft nicht leicht, besonders wenn es Dinge sind, die nicht zur aktuellen Jahreszeit passen. Monate später ist das Sommerkleidchen oder der Schneeanzug dann schon zu klein oder immer noch zu groß.
Aber auch bei Spielzeug oder Babyzubehör ist es schwierig, denn es gibt leider auch ganz viel Unnützes, das man für Babys kaufen kann. Manches ist nur auf den ersten Blick sinnvoll oder wirklich nur für eine sehr kurze Zeit einsetzbar. Unsere „Hängematte“ für die Babywanne haben wir beispielsweise genau ein Mal benutzt.
Ziemlich platt, aber richtig: Auf der ganzen Welt werden Babys geboren. Oft mit viel weniger speziellen Babyprodukten als in Deutschland – und die wachsen trotzdem glücklich auf.
Teurer als ein Sportwagen – oder doch nicht? So viel kostet ein Kind bis es 18 ist
Sie sind doch so süß – aber leider auch recht teuer. Wie viel wir in Deutschland genau pro Monat fürs Kind ausgeben müssen, ist gar nicht so einfach rauszubekommen. „Dann mal ab in den Matheunterricht“, meint der Papa von zwei Töchtern.
Diese Geschenke für Eltern mit Baby gehen (fast) immer
Was könnt ihr also schenken? Mit einer ziemlich großen Wahrscheinlichkeit macht ihr mit einem Gutschein/Wertbon für eine Drogerie viel richtig. Drogeriemärkte gehören nämlich zu den Lieblingsgeschäften von Eltern mit Baby.
Vielleicht haben die Neu-Eltern aber auch eine Wunschliste. Nehmt das dankbar an, es ist nicht überheblich gemeint!
Schön ist die Idee, den Neu-Eltern Zeit zu schenken und für sie Einkäufe etc. zu erledigen oder zu babysitten. Das funktioniert, wenn ihr zeitliche Flexibilität mitbringen könnt. Denn ob es gerade passt, dass ihr z.B. jetzt den Einkauf mit der Mama organisiert, bestimmt nicht sie, sondern das kleine Monster. 😍
Auch eine Windeltorte kann eine tolle Idee sein, achtet aber darauf, dass die Familie nicht spezielle Windeln für ihr Kind benutzt (beispielsweise aus Umweltaspekten oder wegen Allergien).
Im Mama-Podcast sprechen Anneta und Monja über ihre Erfahrungen mit Geschenken für Neugeborene (ab ca. Minute 17).
Partnerschaft als Eltern 5 Tipps für Paare, die mehr als nur Mama und Papa sein wollen
Am Anfang dreht sich für junge Eltern natürlich alles ums Kind und das ist auch okay. Aber wie schaffen wir es, da noch ein Liebespaar zu bleiben und auch für uns selbst zu sorgen?
Freunde sind frisch Eltern geworden: Werden sie wieder wie früher?
Wenn eure Freunde Eltern werden, kann es gut sein, dass ihr sie kaum noch wiedererkennt. Prioritäten und vor allem das Zeitmanagement haben sich einfach total verändert und auch die Hormone spielen noch eine ganze Weile verrückt.
Aber werden die denn jemals wieder so wie früher? Die schlechte Antwort vorweg: wahrscheinlich nicht. Nochmal ein Perspektivwechsel: Die frischen Eltern sind jetzt in ihrer Baby-Bubble und das ist leider ein Vollzeitjob. Sie müssen sich jetzt mit ganz vielen neuen Dingen beschäftigen und diese lernen. Beispielsweise die Vor- und Nachteile von Iso-Fix-Anschnallvorrichtungen im Auto. Oder sie jagen Kleinanzeigen für Federwiegen und Reisebuggys hinterher und vergleichen die Packungsgrößen von Pre-Milch.
In diesem Kosmos sind sie erst mal gefangen, und wenn ihr nicht selbst Kinder habt, ist es leider wirklich schwer, da mitzureden. Nehmt das nicht persönlich. Und noch wichtiger: Schreibt eure Freunde deswegen bitte nicht ab. Sicherlich hadern sie oft genug mit sich selbst und sagen sich, dass sie nicht nur Mutter- oder Vatertier sein wollen. Und wahrscheinlich freuen sie sich sogar, wenn ihr ihnen thematisch was anderes anbietet, als Gespräche, die sich nur ums Baby drehen.
Nicht verheiratet? Das sollten zukünftige Papas und Mamas unbedingt wissen 👪
Ihr plant, irgendwann ein Kind zu bekommen, seid aber nicht verheiratet? Dann solltet ihr das hier unbedingt lesen – besonders zukünftige Väter. Denn ein paar Gesetze sind ziemlich altmodisch und unfair, findet unser Autor.
Geht die Baby-Bubble-Phase auch irgendwann mal wieder vorbei?
Aber auch hier gilt wieder, dass das von Elternpaar zu Elternpaar unterschiedlich ist. Lasst sie doch einfach „von selbst kommen“ und versucht, bis dahin trotzdem den Kontakt zu halten.
Wichtig: Eure Freunde sind jetzt vor allem erst mal Eltern. Wenn sie sich dann aber Zeit nehmen und was mit euch machen wollen, ist das sehr viel wert! Denn sie machen das nicht wegen des Babys, sondern trotz des Babys.
Einfach und verständlich erklärt Was sind Kindergeld, Elterngeld und Co. – der Leitfaden für frischgebackene Eltern
Ihr seid frischgebackene Eltern oder werdet bald welche? Doch zwischen Elternzeit, Elterngeld, Kinderzuschlag und Partnerschaftsbonus versteht ihr nur noch Bahnhof? Dann haben wir für euch den Überblick und erklären alles einfach und verständlich – versprochen!