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Ich besichtige zusammen mit meiner Freundin eine Kita. Ich bin nervös. Kinder beunruhigen mich. Sie sind unberechenbar. Sie sagen zum Beispiel immer die Wahrheit.

So wie kürzlich im Supermarkt. Vor mir in der Schlange an der Kasse wartete eine Mutter mit Kind. Ich legte neun Flaschen Rothaus... und eine Kiwi aufs Band. Man muss ja auch an seine Gesundheit denken. „Schau mal“, sagte das niedliche Mädchen laut zu seiner Mutter: „Der Mann kauft nur Bier. Der ist bestimmt Aloholiker.

Die Mutter machte Zischlaute, um das Kind zum Schweigen zu bringen. „Ein Aloholiker! Aloholiker!“ Das Mädchen tanzte fröhlich um mich herum. „Ich mache eine Party“, versuchte ich mich rauszureden. „Ein Aloholiker… so wie Papa!“ Andere Kinder haben nicht so schöne Eltern.

Nach der Kita-Besichtung fragt uns der Erzieher, wie alt unser Kind denn sei. „Ach, wir haben noch gar kein Kind“, sage ich. „Aber für in ein, zwei Jahren hatten wir das geplant.“ – „Da sind Sie ja ganz schön spät dran“, sagt der Erzieher.

Wir haben unser Kind dafür schon beim Business-Chinesisch für Neugeborene angemeldet“, sagt meine Freundin. „Da haben Sie noch einen Platz bekommen?“, fragt der Erzieher. „So spät wie Sie dran sind, dachte ich, es gibt nur noch Sächsisch für Abgehängte.

Plötzlich steht ein Kind mit seinen Eltern direkt vor mir. Sie wollen es wohl gerade von der Kita abholen. Das Kind schaut mich verängstigt an. Ich schaue verängstigt zurück. „Na?“, frage ich das Kind. „Bist du ein Männchen oder Weibchen?

Wir erziehen unser Kind streng geschlechtsneutral“, mischt sich der Vater ein. „Es kann sich dann mit 18 entscheiden, ob es sich als Mann, Frau oder Trans definiert. Wir haben es außerdem sowohl katholisch, als auch evangelisch getauft, eine buddhistisch-hinduistische Zeremonie gefeiert und auf jüdische und islamische Weise beschneiden lassen. Das ist alles in deinem Sinne, oder Tristan-Maria?

Tristan-Maria bricht in Tränen aus. „Aha, das ist ja sehr fortschrittlich“, sagt meine Freundin skeptisch. „Wir sind post-konservativ“, sagt der Vater. „Wir erziehen Tristan-Maria antiautoritär, aber das Taschengeld wird gekürzt, wenn es keine Klavierstunden nimmt. Im Urlaub fahren wir in die Lausitz, Pilze sammeln und Wölfe jagen.

Das ist bestimmt schön, oder?“ – „Bitte befreien Sie mich...“, flüstert Tristan-Maria. „Wir müssen dann Mal los zum Business-Chinesisch!", ruft der Vater. „Ich habe aber keine Lust, Herr Vater.“– „Na, gut, es ist deine Entscheidung. Dann enterben wir dich eben.“ Die Eltern zerren Tristan-Maria aus der Kita. Ich rufe sofort meine Eltern an und bedanke mich für meine schöne Kindheit.

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